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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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Um den Tempel sammelt sich das Volk nun als Kultgemeinde,<br />

deren Glieder über <strong>die</strong> ganze Alte Welt, von Babylon bis Theben,<br />

verstreut sind; aus den zu den Stämmen gehörenden Priestern<br />

entwickelt sich eine neue Kaste, der ein Hoherpriester vorsteht.<br />

Diese Kaste, der <strong>die</strong> Bewahrung der alten Traditionen obliegt, zieht<br />

zwar den Zorn der alten konservativen Kräfte auf sich, wie aus dem<br />

Buche Maleachi hervorgeht, das um 480 v. u. Z. entstanden sein<br />

mag, hat aber das Ver<strong>die</strong>nst, <strong>die</strong> Geschichtsschreibung Israels<br />

angeregt <strong>und</strong> <strong>die</strong> großen Traditionen verbindlich dargestellt zu<br />

haben. Gegen Ausgang des 5. Jahrh<strong>und</strong>erts v. u. Z. ist <strong>die</strong> Provinz<br />

Juda mit ihrer wiederaufgebauten Hauptstadt <strong>und</strong> einem jüdischen<br />

Statthalter so in sich konsoli<strong>die</strong>rt, daß der benachbarte syrische<br />

Statthalter sich veranlaßt sieht, <strong>die</strong>ses besorgt an den persischen<br />

Hof zu melden.<br />

Die Jerusalemer unter dem Statthalter Nehemia führen nun das<br />

Gebot der Sabbatruhe ein, das in <strong>die</strong>ser Strenge noch nie<br />

eingehalten war. Noch zu Lebzeiten Artaxerxes' I. triff t aus Babylon<br />

der „Beamte für das Gesetz des Himmelsgottes" Esra in Jerusalem<br />

ein (Buch Esra, Kapitel 7, Vers 12) <strong>und</strong> setzt ein neues Kultgesetz<br />

durch, das vermutlich im wesentlichen in der jüdischen Diaspora in<br />

Babylon entstanden ist, über dessen Inhalt aber nur noch<br />

Vermutungen anzustellen sind. Von nun an opfern nur noch <strong>die</strong><br />

Priester <strong>und</strong> Leviten am Tempel. Jede Mitwirkung von Laien ist<br />

verboten.<br />

Von den Ereignissen um Alexanders des Großen Reichsgründung<br />

<strong>und</strong> den Streitigkeiten seiner Nachfolger, der Diadochen, ist <strong>die</strong><br />

Entwicklung in Israel unbeeinflußt geblieben. Israel <strong>und</strong> Juda, <strong>die</strong><br />

Provinzen Samaria <strong>und</strong> Jerusalem, fallen an das Ptolemäerreich,<br />

<strong>und</strong> freiwillig ziehen viele Juden in <strong>die</strong> neue Hauptstadt Alexandria.<br />

Sie sind dort zahlreich vertreten, bewohnen ein eigenes Stadtviertel<br />

<strong>und</strong> schaffen sich eine zusätzliche Übersetzung ihres „Gesetzes",<br />

der fünf Bücher Mose, ins Griechische, weil <strong>die</strong> meisten <strong>die</strong><br />

hebräische Sprache nicht mehr beherrschen. Mit dem Ende der<br />

Perserzeit ist vermutlich auch <strong>die</strong> Endredaktion des Pentateuch, der<br />

fünf Bücher Mose, abgeschlossen gewesen, denn <strong>die</strong> kultische<br />

Loslösung der Provinz Samaria von Jerusalem <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Wiederbelebung der Kultstätte auf dem Berge Garizim zu Beginn<br />

der Alexanderära geschieht unter Mitnahme des abgeschlossenen<br />

Pentateuch. Fortan gibt es bis heute zwei Gruppen, <strong>die</strong> je von sich<br />

behaupten, das wahre Israel zu sein: <strong>die</strong> bis zur zahlenmäßigen<br />

Bedeutungslosigkeit zusammengeschrumpften Samaritaner um <strong>und</strong><br />

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