Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

anderen Teile des Jesajabuches zum Urheber der Messiaserwartungen gemacht. 7. Auf Jesaja geht auch der Brauch zurück, das Gottesvolk mit dem Bilde vom Weinberg zu beschreiben (Kap. 5,1-7). Er ist der erste, der dieses Motiv verwendet hat. Es ist im Neuen Testament (Matthäus 20,1; 21,28-41) und in der christlichen Mythologie weit verbreitet. Im Johannesevangelium wird Jesus z. B. der richtige Weinstock und Gott der Weingärtner genannt (Johannes 15,1). 8.5 Jeremia In den Jahren, bevor das Königreich Juda durch Babylon zerstört wurde und ein Teil des Volks in die Verbannung gehen mußte, lebte der Prophet Jeremia, der Sohn Hilkias aus Anathot. Er wohnte in Jerusalem und diente am Tempel. Dort erschien ihm Jahwe, berührte mit seiner Hand den Mund Jeremias' und sagte: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund, damit du Juda und Jerusalem meinen Willen kundtust. Von Norden her will ich ihren Untergang heraufführen wegen all ihrer Bosheit und ihrer Gottlosigkeit. Denn die Priester fragen nicht: Wo ist Jahwe?, und die Richter kümmern sich nicht um mein Gesetz, und die Könige wurden abtrünnig. Israel ist schon untergegangen, weil es mir nicht folgte, und so wird es euch nun auch ergehen. Der Tempel Jahwes wird euch nicht retten, sondern allein ein guter Wandel und Gerechtigkeit gegenüber den Fremden, Witwen und Waisen, den Armen und Unschuldigen. Und Jahwe sprach zu Jeremia: Kaufe dir einen Gürtel aus Leinen und lege ihn dir um die Hüften. Aber hüte ihn vor dem Wasser. Bald darauf sagte er wieder zu Jeremia: Gehe hin und verbirg den Gürtel in einer Erdspalte am Euphrat. Jeremia tat, wie Jahwe ihm befohlen hatte. Nach einiger Zeit befahl Jahwe dem Jeremia, hinzugehen und den Gürtel zu holen. Aber der Gürtel war in der feuchten Erdspalte mürbe geworden und verdorben. Und Jahwe erklärte Jeremia an dem Gürtel das Schicksal Judas: So wie Jeremia sich mit dem Gürtel schmückte, habe sich Jahwe mit Juda geschmückt, nun aber werde es verderben. Jeremia verzagte an seinem Auftrag und vor den Schwierigkeiten, die ihm die Leute in Jerusalem machten, als er ihnen die Drohreden hielt; er verfluchte sich und den Tag seiner Geburt. Aber Jahwe redete mit ihm und tröstete ihn, verbot ihm jedoch, ein Weib zu 178

nehmen und Kinder zu zeugen, denn Jahwe wollte in Jerusalem allem Freudenjubel, Braut- und Bräutigamsjubel ein Ende machen. Wegen seiner vielen aufrührerischen und drohenden Reden wurde Jeremia in den Block gelegt und ins Gefängnis gebracht. Aber Jahwe rettete ihn vor dem Tode, während doch der Prophet Urija, der wie Jeremia gegen Juda geweissagt hatte, dann aber voll Furcht nach Ägypten geflohen war, vom judäischen König Jojakim entführt und ermordet wurde. Jeremia trug ein hölzernes Joch; Jahwe hatte ihm dies geboten, um zu zeigen, welche Last auf Jerusalem lagern werde. Das empörte die Priester und Propheten. Einer der Propheten, Hananja, zerbrach das Joch Jeremias und weissagte, binnen zwei Jahren werde Jahwe genauso das Joch Nebukadnezars von den Völkern nehmen. Dagegen verkündete Jeremia das Wort Jahwes: Du, Hananja, hast zwar ein hölzernes Joch zerbrochen, aber nun werde ich, Jahwe, ein eisernes Joch auf euch legen, ihr werdet dem König von Babylon Untertan sein; du, Hananja, aber wirst noch in diesem Jahre sterben, weil du das Volk belügst. Als die Juden nach Babylon weggeführt wurden, hörte Jeremia nicht auf, zu sagen und zu schreiben, daß sie sich dort einfügen und heimisch werden sollten. Jahwe selber werde sie nach Jerusalem heimbringen, wenn er es wolle. Und Jeremia blieb, als die Stadt zerstört war, in Jerusalem, um denen zu helfen, die das Land nicht verlassen mußten. Das Volk aber empörte sich gegen den babylonischen Statthalter und ermordete ihn. Danach flohen sie nach Ägypten und nahmen auch Jeremia und seinen Begleiter Baruch gewaltsam mit. Weiter wird von seinem Leben nichts berichtet. Baruch hatte schon vorher die Reden Jeremias aufgeschrieben. Einmal war die Rolle, auf der alles verzeichnet stand, durch den damaligen König von Juda verbrannt worden, der Furcht hatte, daß diese Reden verbreitet würden. Darauf hatte Baruch von Jeremia auf Jahwes Weisung den Befehl erhalten, alles noch einmal aufzuschreiben. Und Baruch tat dies erneut, außerdem wurden noch viele Reden gleicher Art beigefügt, vor allem auch Reden Jeremias über die Nachbarvölker. Jeremia 1,1-9; 2,8; 3,1-11; 7,1-7; 13,1-4; 15,10-21; 16,1-2; 27,1-11; 28,1-17; 29; 36,1-2.32-33; 41-44. 179

anderen Teile des Jesajabuches zum Urheber der Messiaserwartungen<br />

gemacht.<br />

7. Auf Jesaja geht auch der Brauch zurück, das <strong>Gott</strong>esvolk mit dem Bilde<br />

vom Weinberg zu beschreiben (Kap. 5,1-7). Er ist der erste, der <strong>die</strong>ses Motiv<br />

verwendet hat. Es ist im Neuen Testament (Matthäus 20,1; 21,28-41) <strong>und</strong> in<br />

der christlichen <strong>Mythologie</strong> weit verbreitet. Im Johannesevangelium wird Jesus<br />

z. B. der richtige Weinstock <strong>und</strong> <strong>Gott</strong> der Weingärtner genannt (Johannes<br />

15,1).<br />

8.5 Jeremia<br />

In den Jahren, bevor das Königreich Juda durch Babylon zerstört<br />

wurde <strong>und</strong> ein Teil des Volks in <strong>die</strong> Verbannung gehen mußte, lebte<br />

der Prophet Jeremia, der Sohn Hilkias aus Anathot. Er wohnte in<br />

Jerusalem <strong>und</strong> <strong>die</strong>nte am Tempel. Dort erschien ihm Jahwe,<br />

berührte mit seiner Hand den M<strong>und</strong> Jeremias' <strong>und</strong> sagte: Siehe, ich<br />

lege meine Worte in deinen M<strong>und</strong>, damit du Juda <strong>und</strong> Jerusalem<br />

meinen Willen k<strong>und</strong>tust. Von Norden her will ich ihren Untergang<br />

heraufführen wegen all ihrer Bosheit <strong>und</strong> ihrer <strong>Gott</strong>losigkeit. Denn<br />

<strong>die</strong> Priester fragen nicht: Wo ist Jahwe?, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Richter kümmern<br />

sich nicht um mein Gesetz, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Könige wurden abtrünnig. Israel<br />

ist schon untergegangen, weil es mir nicht folgte, <strong>und</strong> so wird es<br />

euch nun auch ergehen. Der Tempel Jahwes wird euch nicht retten,<br />

sondern allein ein guter Wandel <strong>und</strong> Gerechtigkeit gegenüber den<br />

Fremden, Witwen <strong>und</strong> Waisen, den Armen <strong>und</strong> Unschuldigen.<br />

Und Jahwe sprach zu Jeremia: Kaufe dir einen Gürtel aus Leinen<br />

<strong>und</strong> lege ihn dir um <strong>die</strong> Hüften. Aber hüte ihn vor dem Wasser. Bald<br />

darauf sagte er wieder zu Jeremia: Gehe hin <strong>und</strong> verbirg den Gürtel<br />

in einer Erdspalte am Euphrat. Jeremia tat, wie Jahwe ihm befohlen<br />

hatte. Nach einiger Zeit befahl Jahwe dem Jeremia, hinzugehen<br />

<strong>und</strong> den Gürtel zu holen. Aber der Gürtel war in der feuchten<br />

Erdspalte mürbe geworden <strong>und</strong> verdorben. Und Jahwe erklärte<br />

Jeremia an dem Gürtel das Schicksal Judas: So wie Jeremia sich<br />

mit dem Gürtel schmückte, habe sich Jahwe mit Juda geschmückt,<br />

nun aber werde es verderben.<br />

Jeremia verzagte an seinem Auftrag <strong>und</strong> vor den Schwierigkeiten,<br />

<strong>die</strong> ihm <strong>die</strong> Leute in Jerusalem machten, als er ihnen <strong>die</strong> Drohreden<br />

hielt; er verfluchte sich <strong>und</strong> den Tag seiner Geburt. Aber Jahwe<br />

redete mit ihm <strong>und</strong> tröstete ihn, verbot ihm jedoch, ein Weib zu<br />

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