Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

Traditionen durch die Mythen von Elia ihre Interessen durchzusetzen versuchen, nachdem sie fast ein Jahrhundert unterdrückt worden waren. Der archaische Charakter der Eliaerzählung ist mehr ein Hinweis auf die konservative Grundhaltung der Tradenten als Anzeichen für ein hohes Alter. 5. Das Gottesurteil (ordal) am Karmel entbehrt jeder historischen Grundlage. Dem Propheten Elia (der Name bedeutet Elijahu, „mein Gott ist Jahwe") wird durch diese Szene nur eine Rolle zugeschrieben, wie sie anders Mose und Josua auch spielen. Sie wollen durch das Wunder das versammelte Volk von der Einmaligkeit Jahwes überzeugen. 6. Wie in allen Propheten manifestiert sich auch in Elia eine Opposition gegen das Königtum, die Zentralgewalt, und gegen das königliche Priestertum am Tempel der Residenz und die Hofpropheten. Jahwe erscheint dem Elia nicht am Kultort Jerusalem, sondern am Berge Horeb. 7. Elia hat in der biblischen Frömmigkeit wegen seiner moseähnlichen Funktion große Bedeutung erlangt. Das schriftstellerisch „Prophet Maleachi" genannte Buch am Ende des Alten Testaments sagt als einen Gottesspruch, daß der Prophet Elia vor dem kommenden großen und schrecklichen Tag Jahwes erscheinen wird, um die Menschen zur Buße zu rufen. Deshalb nennt z. B. der Verfasser des Matthäusevangeliums neben Johannes dem Täufer als Vorläufer des Jesus von Nazareth auch Elia (Matthäus 11,14; 17,10-13), wie denn auch Mose und Elia nach dem Mythos von der Verklärung Jesu dem Jesus erschienen sind und mit ihm geredet haben. Der Evangelist Lukas aber, der ein anderes Interesse vertrat, läßt Jesus seine Jünger deutlich vor Elia warnen (Lukas 9,54). In der Passionsgeschichte Jesu erzählt Matthäus (27,46- 49) darum auch, daß die Leute noch in der Sterbestunde Jesu daran dachten, daß Elia kommen könnte, um zu helfen. Die Himmelfahrt des Elia ist wie die Entrückung des Henoch (I. Mose 5,24) die Ursache gewesen, daß in den Jahrhunderten um die Zeitwende zahlreiche apokryphe Eliasapokalypsen und Henochschriften entstanden, in denen das Hauptthema der Kampf des Elia oder des Henoch mit dem bösen Gegengott ist. Der Ehrentitel des Propheten: „Wagen Israels und seine Reiter", der auch dem Elisa bei dessen Tod zugelegt wird (II. Könige 13,14), ist ein vermutlich altes Königsattribut gewesen. Der Begriff stammt aus der Militärtechnik, Kampfwagen und Reiterei waren die stärksten Waffen. In der Anwendung auf den Propheten legen sie diesem hohe Würde und Bedeutung bei. Die bildkräftige Darstellung von Elias' Wundertaten ist auch der Grund, warum das Neue Testament sich seiner oft als Beispiel bedient (Lukas 4,25- 26; 9,54; Römer 11,2-5; Jakobus 5,17). 172

8.3 Elisa In Abel-Mechola war einstmals Elisa, der Sohn Saphats, beim Pflügen, als Elia vorüberkam. Der warf ihm seinen Mantel über. Darauf verließ Elisa seine Arbeit und seine Heimat und folgte dem Elia und diente ihm. Als Elia gen Himmel fahren sollte, zog er mit Elisa an den Jordan und fragte ihn: Was kann ich noch für dich tun, bevor ich von dir genommen werde? Ich will deine Bitte erfüllen. Da erbat sich Elisa zwei Drittel von dem Geist des Elia. Der antwortete ihm: Du hast dir etwas Schweres erbeten. Aber du wirst es erhalten, wenn du sehen kannst, wie ich entrückt werde. Und Elisa sah, wie Elia in einem Wetter gen Himmel fuhr. Allein geblieben, hob er den Mantel des Elia auf, ging durch den Jordan trockenen Fußes zurück, denn der Fluß teilte sich vor ihm, als er ihn mit dem Mantel berührte, und begab sich zu den Propheten Jerichos, die ihn als Nachfolger Elias anerkannten. Sein erstes Wunder vollbrachte er, indem er das Trinkwasser Jerichos wieder genießbar machte. Dann verschaffte er den Truppen Israels, Judas und Edoms in der Wüste Trinkwasser, als sie gemeinsam gegen Moab stritten. Er verhalf auch einer Witwe zu Reichtum, indem er ihren Ölkrug eine Zeitlang unversiegbar sein ließ, so daß sie reichlich davon verkaufen konnte, und verhalf einer Frau zu Sunem, die lange kinderlos war, zu einem Sohn. Als dieser in der Blüte seiner Jugendjahre starb, erweckte ihn Elisa wieder zum Leben; er verhalf der Frau auch zu ihrem Eigentum, als man es ihr genommen hatte. Einstmals setzte er sich mit seinen hundert Prophetenjüngern zu Tisch und hatte nur zwanzig Gerstenfladen für alle, denn es war gerade eine Hungersnot im Lande. Doch sie aßen, und es blieb noch übrig, wie Jahwe es zuvor durch Elisa verheißen hatte. Elisa heilte auch den aramäischen Feldhauptmann Naeman vom Aussatz, indem er ihn hieß, siebenmal im Jordan zu baden. Er konnte auch Eisen im Wasser schwimmen lassen. Bei all diesen und noch manchen ändern Wundertaten blieb er bescheiden und nahm keinen Lohn und trat dafür ein, daß man nicht unnötig Blut im Kriege vergoß. So ließ er die Heere des aramäischen Königs Benhadad in die Irre gehen und, als sie Israels Hauptstadt Samaria belagerten, vor einem mächtigen Heereslärm Jahwes fliehen, so daß die Söhne Israels ohne Schlacht in den Besitz des reichen Lagers gerieten. Aber als kleine Kinder ihn verspotteten und einen Kahlkopf nannten, ließ er ihrer zweiundvierzig von Bären zerreißen. Elisa vollstreckte auch den Auftrag Jahwes an Elia, den Chasael 173

Traditionen durch <strong>die</strong> Mythen von Elia ihre Interessen durchzusetzen<br />

versuchen, nachdem sie fast ein Jahrh<strong>und</strong>ert unterdrückt worden waren. Der<br />

archaische Charakter der Eliaerzählung ist mehr ein Hinweis auf <strong>die</strong><br />

konservative Gr<strong>und</strong>haltung der Tradenten als Anzeichen für ein hohes Alter.<br />

5. Das <strong>Gott</strong>esurteil (ordal) am Karmel entbehrt jeder historischen Gr<strong>und</strong>lage.<br />

Dem Propheten Elia (der Name bedeutet Elijahu, „mein <strong>Gott</strong> ist Jahwe") wird<br />

durch <strong>die</strong>se Szene nur eine Rolle zugeschrieben, wie sie anders Mose <strong>und</strong><br />

Josua auch spielen. Sie wollen durch das W<strong>und</strong>er das versammelte Volk von<br />

der Einmaligkeit Jahwes überzeugen.<br />

6. Wie in allen Propheten manifestiert sich auch in Elia eine Opposition<br />

gegen das Königtum, <strong>die</strong> Zentralgewalt, <strong>und</strong> gegen das königliche Priestertum<br />

am Tempel der Residenz <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hofpropheten. Jahwe erscheint dem Elia<br />

nicht am Kultort Jerusalem, sondern am Berge Horeb.<br />

7. Elia hat in der biblischen Frömmigkeit wegen seiner moseähnlichen<br />

Funktion große Bedeutung erlangt. Das schriftstellerisch „Prophet Maleachi"<br />

genannte Buch am Ende des Alten Testaments sagt als einen <strong>Gott</strong>esspruch,<br />

daß der Prophet Elia vor dem kommenden großen <strong>und</strong> schrecklichen Tag<br />

Jahwes erscheinen wird, um <strong>die</strong> Menschen zur Buße zu rufen. Deshalb nennt<br />

z. B. der Verfasser des Matthäusevangeliums neben Johannes dem Täufer als<br />

Vorläufer des Jesus von Nazareth auch Elia (Matthäus 11,14; 17,10-13), wie<br />

denn auch Mose <strong>und</strong> Elia nach dem Mythos von der Verklärung Jesu dem<br />

Jesus erschienen sind <strong>und</strong> mit ihm geredet haben. Der Evangelist Lukas aber,<br />

der ein anderes Interesse vertrat, läßt Jesus seine Jünger deutlich vor Elia<br />

warnen (Lukas 9,54). In der Passionsgeschichte Jesu erzählt Matthäus (27,46-<br />

49) darum auch, daß <strong>die</strong> Leute noch in der Sterbest<strong>und</strong>e Jesu daran dachten,<br />

daß Elia kommen könnte, um zu helfen.<br />

Die Himmelfahrt des Elia ist wie <strong>die</strong> Entrückung des Henoch (I. Mose 5,24)<br />

<strong>die</strong> Ursache gewesen, daß in den Jahrh<strong>und</strong>erten um <strong>die</strong> Zeitwende zahlreiche<br />

apokryphe Eliasapokalypsen <strong>und</strong> Henochschriften entstanden, in denen das<br />

Hauptthema der Kampf des Elia oder des Henoch mit dem bösen Gegengott<br />

ist. Der Ehrentitel des Propheten: „Wagen Israels <strong>und</strong> seine Reiter", der auch<br />

dem Elisa bei dessen Tod zugelegt wird (II. Könige 13,14), ist ein vermutlich<br />

altes Königsattribut gewesen. Der Begriff stammt aus der Militärtechnik,<br />

Kampfwagen <strong>und</strong> Reiterei waren <strong>die</strong> stärksten Waffen. In der Anwendung auf<br />

den Propheten legen sie <strong>die</strong>sem hohe Würde <strong>und</strong> Bedeutung bei.<br />

Die bildkräftige Darstellung von Elias' W<strong>und</strong>ertaten ist auch der Gr<strong>und</strong>,<br />

warum das Neue Testament sich seiner oft als Beispiel be<strong>die</strong>nt (Lukas 4,25-<br />

26; 9,54; Römer 11,2-5; Jakobus 5,17).<br />

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