Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

8.2 Elia Als der Omride Ahab König über Israel war, nahm er zu seinen anderen Frauen auch noch Isebel, die Tochter des Königs von Sidon, zur Frau und ließ ihrem Gott Baal Sidon einen Altar in seiner Hauptstadt Samaria errichten. Darüber erboste sich Elia aus Tisbe in Gilead und prophezeite dem Ahab eine Dürrezeit. Elia selber verbarg sich danach auf Befehl Jahwes im Ostjordanland, am Bache Krith, wo ihm die Raben Jahwes am Morgen Brot und am Abend Fleisch zu essen brachten. Als nun in der Dürre der Bach versiegte, befahl Jahwe dem Elia, nach Sarepta im Königreich Sidon zu gehen, wo ihn eine Witwe versorgen werde. Elia gehorchte und zog nach Sarepta, und eine Witwe teilte ihr letztes Mehl und Öl mit ihm. Doch Jahwe ließ ihnen Öl und Mehl während der ganzen Dürrezeit nicht ausgehen. Auch machte Elia den Sohn der Witwe, der während dieser Zeit krank wurde und starb, wieder lebendig. Als drei Jahre vergangen waren, befahl Jahwe dem Elia, nach Samaria zurückzukehren und sich vor Ahab zu zeigen, der ihn lange vergeblich hatte suchen lassen, um ihn zu töten. Elia erschien auf dem Höhepunkt der Hungersnot vor dem König, und jetzt gehorchte dieser ihm: Nach Elias Weisung ließ er alle Baals- und Aserapriester auf dem Berg Karmel versammeln. Hier forderte Elia ein Gottesurteil, indem er dem Volke vorschlug, zwei Brandopfer zu veranstalten: eines wollte er, das andere aber sollten die Baalspriester anrichten, keiner sollte Feuer gebrauchen, sondern derjenige sollte der Gott sein, der mit Feuer auf den Anruf antworten würde, Jahwe oder der Gott Baal von Sidon. Das versammelte Volk stimmte zu. Und nachdem Elia Jahwe angerufen hatte, fiel das Feuer Jahwes vom Himmel und verzehrte das Brandopfer, obwohl Elia es noch hatte mit viel Wasser begießen lassen. Die Baalspriester aber beteten und tanzten einen ganzen Tag, ohne daß ihr Opfer sich entzündete. Als das Volk das sah, schrien sie alle laut: Jahwe sei Gott! Jahwe soll Gott sein! Elia zwang die Leute, die Baalspriester zu greifen, und er brachte sie hinab an den Bach Kison und ließ sie dort töten. Am Abend zog dann der Regen herauf, der die Dürre beendete. Isebel hörte, was Elia an ihren Priestern getan hatte, und wollte ihn umbringen lassen. Er aber floh in die Wüste, wo ihn der Engel Jahwes bis zum Berg Horeb führte. Dort erschien ihm Jahwe in einem sanften Wind und befahl ihm, Chasael zum König von Aram, Jehu zum König von Israel und Elisa zu Elias' eigenem Nachfolger 170

zu salben. Und Elia prophezeite dem König Ahab und seiner Frau Isebel den Untergang, weil er mit dem König von Aram, den er hatte entkommen lassen, ein Bündnis geschlossen und auch sonst das Recht gebeugt hatte. Als die Zeit herankam, daß Elia gen Himmel fahren sollte, ging er mit seinem Diener und Nachfolger Elisa vom Gilgal über Jericho bis über den Jordan. Die Propheten von Jericho wußten schon, daß Jahwe den Elia holen wollte. Jenseits des Jordans kam auf einmal der feurige Wagen Jahwes mit den feurigen Rossen und trennte Elia von Elisa; und Elia fuhr in einem Wetter gen Himmel. Elisa rief laut: Mein Vater, mein Vater! Israels Wagen und Reiter! I. Könige 16,29-34; 17-19: 21,17-20.27-29; II. Könige 2,1-12. 1. Die Geschichten von Elia stammen vermutlich aus der Mitte des 8. Jahrhunderts v. u. Z. Elia gilt als Prophet Jahwes. Das Amt des Propheten ist in der Antike verbreitet gewesen, nicht nur in Griechenland, sondern auch in Ägypten. Der Prophet entstammt priesterlichen Traditionen, er nimmt priesterliche und richterliche Funktionen wahr. Der historische Ort für die Entstehung des vom Kultus abgelösten Prophetentums ist die Endphase der Macht des Königtums. Wo die königliche Macht, zu der auch Priester und Tempel gehören, schwindet, erheben sich aus der unterdrückten Schicht der ehemaligen lokalen Stammespriesterkasten einzelne Sprecher, die sich auch in Gruppen zusammenschließen. 2. Um solche Sprecher, die sich eigentlich immer auf vergangene Rechtsnormen und gesellschaftliche Traditionen stützen, sammeln sich nicht nur Menschen, sondern mehr noch mythologische Stoffe und Motive. Sie dienen dazu, dem normalerweise unbedeutenden Sprecher eine überragende Bedeutung beizufügen. 3. Die besonderen Mythologeme in der Eliageschichte sind der Wüstenaufenthalt mit der Ernährung durch die Raben, die Erscheinung Jahwes am Horeb und die Himmelfahrt. Die Speisung der armen Witwe, die Wiederbelebung ihres Sohnes, die Verfluchung des Königs und seines Hauses und der Eifer um das Gebot Jahwes gehören zu den auch sonst bekannten Mythologemen. Die Wüste gilt als der Kulturwelt feindlicher und gottnaher Raum. Der Rabe ist Anzeichen des Schlachten- und des Lichtgottes, der dem Menschen den Weg zeigt. Raben sind die Begleiter Apollos, der Todesgott, Gott der Weisheit, Gott der Erde und der Sonne ist. Der Rabe ist auch das Zeichen für den babylonischen Schaltmonat. Von Raben ernährt werden bedeutet mythologisch, göttlichen Wesens zu sein. Deshalb kommt dem Wirken des Elia eine besondere Bedeutung zu. Die Himmelfahrt des Elia ist nur die Bestätigung seiner Göttlichkeit, für die auch die fehlende Geburtsgeschichte spricht. 4. Die historische Verankerung des Propheten Elia in der Regierungszeit namentlich genannter Könige ändert an seiner mythologischen Bedeutung nichts, die vor allem darin liegt, daß Vertreter der alten stammespriesterlichen 171

8.2 Elia<br />

Als der Omride Ahab König über Israel war, nahm er zu seinen<br />

anderen Frauen auch noch Isebel, <strong>die</strong> Tochter des Königs von<br />

Sidon, zur Frau <strong>und</strong> ließ ihrem <strong>Gott</strong> Baal Sidon einen Altar in seiner<br />

Hauptstadt Samaria errichten. Darüber erboste sich Elia aus Tisbe<br />

in Gilead <strong>und</strong> prophezeite dem Ahab eine Dürrezeit. Elia selber<br />

verbarg sich danach auf Befehl Jahwes im Ostjordanland, am<br />

Bache Krith, wo ihm <strong>die</strong> Raben Jahwes am Morgen Brot <strong>und</strong> am<br />

Abend Fleisch zu essen brachten. Als nun in der Dürre der Bach<br />

versiegte, befahl Jahwe dem Elia, nach Sarepta im Königreich<br />

Sidon zu gehen, wo ihn eine Witwe versorgen werde. Elia gehorchte<br />

<strong>und</strong> zog nach Sarepta, <strong>und</strong> eine Witwe teilte ihr letztes Mehl <strong>und</strong> Öl<br />

mit ihm. Doch Jahwe ließ ihnen Öl <strong>und</strong> Mehl während der ganzen<br />

Dürrezeit nicht ausgehen. Auch machte Elia den Sohn der Witwe,<br />

der während <strong>die</strong>ser Zeit krank wurde <strong>und</strong> starb, wieder lebendig.<br />

Als drei Jahre vergangen waren, befahl Jahwe dem Elia, nach<br />

Samaria zurückzukehren <strong>und</strong> sich vor Ahab zu zeigen, der ihn lange<br />

vergeblich hatte suchen lassen, um ihn zu töten. Elia erschien auf<br />

dem Höhepunkt der Hungersnot vor dem König, <strong>und</strong> jetzt gehorchte<br />

<strong>die</strong>ser ihm: Nach Elias Weisung ließ er alle Baals- <strong>und</strong><br />

Aserapriester auf dem Berg Karmel versammeln. Hier forderte Elia<br />

ein <strong>Gott</strong>esurteil, indem er dem Volke vorschlug, zwei Brandopfer zu<br />

veranstalten: eines wollte er, das andere aber sollten <strong>die</strong><br />

Baalspriester anrichten, keiner sollte Feuer gebrauchen, sondern<br />

derjenige sollte der <strong>Gott</strong> sein, der mit Feuer auf den Anruf antworten<br />

würde, Jahwe oder der <strong>Gott</strong> Baal von Sidon. Das versammelte Volk<br />

stimmte zu. Und nachdem Elia Jahwe angerufen hatte, fiel das<br />

Feuer Jahwes vom Himmel <strong>und</strong> verzehrte das Brandopfer, obwohl<br />

Elia es noch hatte mit viel Wasser begießen lassen. Die<br />

Baalspriester aber beteten <strong>und</strong> tanzten einen ganzen Tag, ohne<br />

daß ihr Opfer sich entzündete.<br />

Als das Volk das sah, schrien sie alle laut: Jahwe sei <strong>Gott</strong>! Jahwe<br />

soll <strong>Gott</strong> sein! Elia zwang <strong>die</strong> Leute, <strong>die</strong> Baalspriester zu greifen,<br />

<strong>und</strong> er brachte sie hinab an den Bach Kison <strong>und</strong> ließ sie dort töten.<br />

Am Abend zog dann der Regen herauf, der <strong>die</strong> Dürre beendete.<br />

Isebel hörte, was Elia an ihren Priestern getan hatte, <strong>und</strong> wollte ihn<br />

umbringen lassen. Er aber floh in <strong>die</strong> Wüste, wo ihn der Engel<br />

Jahwes bis zum Berg Horeb führte. Dort erschien ihm Jahwe in<br />

einem sanften Wind <strong>und</strong> befahl ihm, Chasael zum König von Aram,<br />

Jehu zum König von Israel <strong>und</strong> Elisa zu Elias' eigenem Nachfolger<br />

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