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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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1. Jotham ist nur durch seine Fabel bekannt, <strong>die</strong> er den Leuten von Sichern<br />

vorträgt, um sie vor dem Königtum zu warnen, das nur üble Folgen für <strong>die</strong><br />

einstmals freien Leute bringt. Er ist nicht zu verwechseln mit dem König<br />

Jotham, der über Juda regierte, zunächst als Stellvertreter seines an Aussatz<br />

erkrankten Vaters Usia, dann als Souverän, etwa um 730 v. u. Z. (siehe etwa<br />

II. Könige 15,2.32-38; II. Chronik 27).<br />

Die Legende macht den Fabeldichter zum Gideoniten. Vermutlich ist er aber<br />

ein fahrender Sänger gewesen.<br />

2. Die Fabel gehört zu den schönsten Beispielen alter biblischer Poesie, sie<br />

ist eindeutig. Die nachfolgende historisierende Novelle von Abimelechs<br />

Gewaltherrschaft macht <strong>die</strong> Fabel erst zur Allegorie. Das ist sie sicher<br />

ursprünglich nicht gewesen. Fabeln brauchen zu ihrem Verständnis keine<br />

historischen Beispiele. Der aus dem mittleren Bergland Palästinas stammende<br />

Erzähler hat vermutlich <strong>die</strong>se ältere Fabel vorgef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> hier verwendet.<br />

Jotham zeigt sich selbst als Vertreter der alten Nomadengesellschaft, der <strong>die</strong><br />

Notwendigkeit einer starken Zentralgewalt, eines Königtums, nicht einsieht.<br />

Deshalb huldigt er einer romantisch verklärten Gesellschaftsordnung, <strong>die</strong> den<br />

gesellschaftlichen Erfordernissen nicht mehr entspricht. Vor dem berechtigten<br />

Zorn der Leute flieht er nach Süden, in <strong>die</strong> Steppe.<br />

3. Sichern war <strong>die</strong> Stätte eines alten kanaanäischen Kultheiligtums, sein<br />

Stadtgott war der „Herr des B<strong>und</strong>es" (biblisch Baal berit), der dem B<strong>und</strong>esgott<br />

der Israeliten viele Züge geliehen hat. Er repräsentierte den<br />

sozialökonomischen Fortschritt gegenüber dem Nomadentum <strong>und</strong> dessen<br />

Träumen vom „Goldenen Zeitalter". (Siehe 7,3,d.)<br />

4. Tra<strong>die</strong>rt wurde <strong>die</strong> antiroyalistische Novelle von Abimelech, um den<br />

Anspruch der Priester auf Unterwerfung unter Jahwe, den König, zu<br />

befestigen; nach ihrer Konzeption ist Jahwe der König, <strong>und</strong> sie sind seine<br />

Stellvertreter.<br />

7.8 Jephta<br />

Schon bald nach der Einwanderung der einzelnen Stämme Israels<br />

in das Land kam es zu Streitigkeiten mit den einzelnen Königen, in<br />

deren Gebiete sie eingedrungen waren. Zu den ärgsten Feinden<br />

gehörten auch <strong>die</strong> Ammoniter, <strong>die</strong> im Ostjordanland ihre Raubzüge<br />

veranstalteten. Dagegen wehrten sich <strong>die</strong> Söhne Gileads, <strong>die</strong> dort<br />

wohnten.<br />

Zum Heerführer wählten sie Jephta, einen Sohn Gileads, der aber<br />

aus ihrer Mitte verstoßen war. Jephta hatte sich deshalb eine Schar<br />

von verwegenen Männern gesammelt, mit der er von seinem Orte<br />

Tob aus in <strong>die</strong> Umgebung zog <strong>und</strong> sich für Militär<strong>die</strong>nste verdingte.<br />

Und als nun <strong>die</strong> Ammoniter gegen Gilead zu Felde zogen, baten <strong>die</strong><br />

Ältesten Gileads Jephta, ihnen zu helfen. Sie versprachen ihm dafür<br />

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