Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
verfolgte, und Jael führte ihn an die Leiche des Erschlagenen in ihrem Zelt. Nach dem Sieg über Jabin sangen Debora und Barak ein Lied: Jahwe, als du auszogst aus Seir, einhertratest von Edoms Gefilden, da bebte die Erde, die Himmel strömten, die Wolken strömten von Wasser. Berge wankten vor Jahwe, vor Jahwe, dem Elohim Israels. ... Los, los, Debora, los, los, singe ein Lied! Erhebe dich, Barak, fange, die dich fangen, Sohn Abinoams! ... Es kamen Könige, sie kämpften, damals kämpften die Könige Kanaans in Taanach an den Wassern von Miggiddo, aber reiche Beute machten sie nicht. Vom Himmel her kämpften die Sterne, sie kämpften aus ihren Bahnen heraus mit Sisera. Fort riß sie der Bach Kison, der Bach Kison, der Bach Kedumim. ... Damals stampften die Hufe der Pferde vom Jagen, vom Jagen der Helden. Fluch über Meros, sprach der Engel Jahwes, Fluch über ihre Bewohner, denn sie eilten Jahwe nicht zur Hilfe, nicht zur Hilfe Jahwes unter den Helden. Gepriesen aber sei Jael unter den Frauen, die Ehefrau Chebers, des Keniters, sie sei gepriesen über alle Frauen im Zelt. Wasser bat er, sie gab Milch, in prunkvoller Schale reicht sie ihm Milch. Aber ihre Hand streckte sie aus nach dem Zeltstock, nach dem Arbeitshammer ihre Rechte, und ein schlug sie auf Sisera, sie zerschmetterte sein Haupt, und seine Schläfe durchbohrte sie. Zu ihren Füßen brach zusammen Sisera, und wo er zusammenbrach, blieb er erschlagen liegen. ... So müssen zugrunde gehen alle deine Feinde, Jahwe, 156
aber deine Freunde sind wie der Aufgang der Sonne. Richter 4 und 5. 1. Im Deboralied sind alle Details über die einzelnen Jakobsöhne ausgelassen, ebenso die Spottverse auf die Mutter des Sisera. Das Kapitel 4 ist die wesentlich jüngere, anekdotenhafte, erklärende Einleitung zu dem vermutlich ältesten Stück biblischer Poesie in Kapitel 5. Es ist sehr wahrscheinlich, daß das Lied von Debora (d. i. die Biene) ein Lied von einer großen Königin ist, die in die Vorgeschichte der biblischen Mythologie gehört. 2. Es ist sicher, daß die Schlacht gegen den König Jabin eine Schlacht der Debora ist und erst später zu einer Schlacht der Israeliten gegen die Kanaanäer wurde. Jael tötet den König, wie die Bienen die Drohnen. Es wäre ohne einen mythologischen Hintergrund nicht denkbar, daß der Mord an einem asylsuchenden Fremden im eigenen Zelt nicht laut als Frevel, sondern als preiswertes Heldentum einer Frau dargestellt wird. 3. Die Dichtung von der Heldentat der Debora ist vermutlich in den südlichen Nomadenstämmen Judas tradiert worden, die auch die zur Laienquelle gezählten Texte bewahrten. Denn es ist unverkennbar, daß das Königtum und das Bauerntum abgelehnt werden, während die Nomaden angeredet werden: „... die ihr reitet auf rötlichen Eselinnen, die ihr sitzet auf Decken und die ihr auf den Straßen lebt" (5,10-11). Aber schon der alte Erzähler hat aus der Deboraschlacht eine Schlacht Jahwes und Israels gemacht. 4. Die Amme der Rebekka aus I. Mose 35,8 ist nicht mit der Prophetin identisch. Die Bezeichnung „Prophetin" ist offensichtlich eine dichterische Verhüllung der ursprünglichen Funktion der Debora, heilige Königin zu sein. 5. Das Lied der Debora und des Barak gehört mit zu den eindrucksvollsten Zeugen hebräischer Poesie. Es ist ein Sieges- und Triumphlied. Sein Rhythmus ist mit den uns geläufigen kaum zu vergleichen, er kommt allenfalls dem anapästischen Maß nahe. Formal tritt sehr schön der parallelismus membrorum in Erscheinung. 7.6 Gideon Als die Israeliten in das Land Kanaan eingewandert und seßhaft geworden waren, fielen die Könige ringsum öfter in ihre Gebiete ein, um sie zu plündern. So waren die Israeliten auch einmal sieben Jahre in midianitischer Tributpflicht. Sie versuchten dabei, ihr Getreide vor den Midianitern zu verbergen. Deshalb drosch Jerubbaal, der Sohn des Joas aus Ophra, sein Getreide auch nicht auf der Tenne, sondern in der Kelter. Dort erschien ihm einmal der Engel Jahwes und befahl ihm: Gehe hin in deiner Kraft und schlage die Midianiter. Ich werde bei dir sein in der Schlacht. Du brauchst keine Zweifel an meinem Siege zu haben. 157
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aber deine Fre<strong>und</strong>e sind wie der Aufgang der Sonne.<br />
Richter 4 <strong>und</strong> 5.<br />
1. Im Deboralied sind alle Details über <strong>die</strong> einzelnen Jakobsöhne<br />
ausgelassen, ebenso <strong>die</strong> Spottverse auf <strong>die</strong> Mutter des Sisera. Das Kapitel 4<br />
ist <strong>die</strong> wesentlich jüngere, anekdotenhafte, erklärende Einleitung zu dem<br />
vermutlich ältesten Stück biblischer Poesie in Kapitel 5. Es ist sehr<br />
wahrscheinlich, daß das Lied von Debora (d. i. <strong>die</strong> Biene) ein Lied von einer<br />
großen Königin ist, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Vorgeschichte der biblischen <strong>Mythologie</strong> gehört.<br />
2. Es ist sicher, daß <strong>die</strong> Schlacht gegen den König Jabin eine Schlacht der<br />
Debora ist <strong>und</strong> erst später zu einer Schlacht der Israeliten gegen <strong>die</strong><br />
Kanaanäer wurde. Jael tötet den König, wie <strong>die</strong> Bienen <strong>die</strong> Drohnen. Es wäre<br />
ohne einen mythologischen Hintergr<strong>und</strong> nicht denkbar, daß der Mord an<br />
einem asylsuchenden Fremden im eigenen Zelt nicht laut als Frevel, sondern<br />
als preiswertes Heldentum einer Frau dargestellt wird.<br />
3. Die Dichtung von der Heldentat der Debora ist vermutlich in den südlichen<br />
Nomadenstämmen Judas tra<strong>die</strong>rt worden, <strong>die</strong> auch <strong>die</strong> zur Laienquelle<br />
gezählten Texte bewahrten. Denn es ist unverkennbar, daß das Königtum <strong>und</strong><br />
das Bauerntum abgelehnt werden, während <strong>die</strong> Nomaden angeredet werden:<br />
„... <strong>die</strong> ihr reitet auf rötlichen Eselinnen, <strong>die</strong> ihr sitzet auf Decken <strong>und</strong> <strong>die</strong> ihr<br />
auf den Straßen lebt" (5,10-11). Aber schon der alte Erzähler hat aus der<br />
Deboraschlacht eine Schlacht Jahwes <strong>und</strong> Israels gemacht.<br />
4. Die Amme der Rebekka aus I. Mose 35,8 ist nicht mit der Prophetin<br />
identisch. Die Bezeichnung „Prophetin" ist offensichtlich eine dichterische<br />
Verhüllung der ursprünglichen Funktion der Debora, heilige Königin zu sein.<br />
5. Das Lied der Debora <strong>und</strong> des Barak gehört mit zu den eindrucksvollsten<br />
Zeugen hebräischer Poesie. Es ist ein Sieges- <strong>und</strong> Triumphlied. Sein<br />
Rhythmus ist mit den uns geläufigen kaum zu vergleichen, er kommt allenfalls<br />
dem anapästischen Maß nahe. Formal tritt sehr schön der parallelismus<br />
membrorum in Erscheinung.<br />
7.6 Gideon<br />
Als <strong>die</strong> Israeliten in das Land Kanaan eingewandert <strong>und</strong> seßhaft<br />
geworden waren, fielen <strong>die</strong> Könige ringsum öfter in ihre Gebiete ein,<br />
um sie zu plündern. So waren <strong>die</strong> Israeliten auch einmal sieben<br />
Jahre in midianitischer Tributpflicht. Sie versuchten dabei, ihr<br />
Getreide vor den Midianitern zu verbergen. Deshalb drosch<br />
Jerubbaal, der Sohn des Joas aus Ophra, sein Getreide auch nicht<br />
auf der Tenne, sondern in der Kelter. Dort erschien ihm einmal der<br />
Engel Jahwes <strong>und</strong> befahl ihm: Gehe hin in deiner Kraft <strong>und</strong> schlage<br />
<strong>die</strong> Midianiter. Ich werde bei dir sein in der Schlacht. Du brauchst<br />
keine Zweifel an meinem Siege zu haben.<br />
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