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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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1. Die biblische Gestalt des Josua hat ihre stärkste Prägung durch <strong>die</strong><br />

priesterliche Überlieferung erhalten, der es darum ging, für den ersten<br />

Hohenpriester Josua nach dem Exil in Form einer Vita heroica ein Vorbild zu<br />

haben. Ganz deutlich wird das IV. Mose 27,23, wo der Erzähler von Mose<br />

sagt, daß er Josua genauso einsetzte, „wie Jahwe es ihm befohlen hatte".<br />

2. Seine ursprüngliche Funktion war sicher viel bescheidener. Er wird auch<br />

bis zu der priesterlichen Bearbeitung eine Rolle als Heerführer mit seinem<br />

alten Namen Hosea (d. i. Rettung) gespielt haben. Aus <strong>die</strong>ser Funktion hat ihn<br />

<strong>die</strong> mythische Legendenbildung mit dem Diener Josua des Mose verb<strong>und</strong>en.<br />

Sicher ist, daß er in den Landeroberungsberichten <strong>und</strong> in den<br />

K<strong>und</strong>schaftergeschichten kaum von Anfang an verankert war. Er ist vermutlich<br />

einer der ersten Priester des Orakelheiligtums Sichern gewesen, der sich zu<br />

den eindringenden Israeliten bekannt hat. Als solcher gehört er in <strong>die</strong><br />

mythologische Funktion eines Heros eponymos.<br />

3. Die Figur des zweiten Josua, dem der mythische Josua ben Nun seine<br />

Vita parallela verdankt, war der erste Hohepriester nach dem Exil (Esra 2-5;<br />

Haggai 1,1.12; 2,2.4 <strong>und</strong> öfter), dem <strong>die</strong> Aufgabe zufiel, nachdem das<br />

Königtum erloschen war, dessen Aufgaben mit seinen priesterlichen zu<br />

verbinden.<br />

7.5 Debora<br />

Debora war eine Prophetin, <strong>die</strong> in Israel Recht sprach, nachdem<br />

das Volk zwanzig Jahre lang unter kanaanäischer Herrschaft gelebt<br />

hatte. Ihr Platz war <strong>die</strong> Deborapalme zwischen Rama <strong>und</strong> Bethel<br />

auf dem Gebirge Ephraim, wohin <strong>die</strong> Israeliten pilgerten, wenn sie<br />

Recht brauchten. Die sandte zu Barak, der in Kedes in Naphtali<br />

wohnte, <strong>und</strong> beauftragte ihn, ein Heer aufzustellen <strong>und</strong> den<br />

Philisterkönig Jabin zu schlagen. Barak aber sagte zu ihr: Wenn du<br />

mit mir gehst, will ich es wagen. Aber wenn du nicht mit mir gehst,<br />

bleibe ich zu Hause. Darauf sagte Debora zu ihm: Gut, ich gehe mit<br />

dir. Aber der Ruhm des Sieges über Sisera, den Feldherrn des<br />

Königs Jabin, wird dann nicht dir zufallen, sondern einer Frau.<br />

Und Debora zog mit Barak <strong>und</strong> dessen Truppen aus Sebulon <strong>und</strong><br />

Naphtali zum Berg Tabor. Dort schlugen sie den Sisera <strong>und</strong> seine<br />

Truppe von Kampfwagen. Sisera aber floh zu Fuß. Auf der Flucht<br />

kam er an das Zelt des Keniters Cheber, der mit seinem König<br />

Jabin im Frieden lebte. Jael, <strong>die</strong> Frau Chebers, lud den Fliehenden<br />

ein ins Zelt, erquickte den Flüchtling <strong>und</strong> versteckte ihn unter einer<br />

Decke. Als er aber vor Ermattung eingeschlafen war, ermordete sie<br />

ihn, indem sie mit dem Hammer einen Zeltpflock ihm durch <strong>die</strong><br />

Schläfe trieb. Danach kam Barak heran, der den Flüchtling<br />

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