Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
1. Bethel, Haus Gottes, ist vermutlich ein Ort 16km nördlich von Jerusalem gewesen, der schon ein altes Heiligtum beherbergt hat (siehe auch 4,3,b). Der Ort muß so bedeutend gewesen sein, daß die israelitische Mythologie sich seiner nur bemächtigen konnte, indem sie ihn in die Geschichte Israels einbezog und seine ursprüngliche Bedeutung verdrängte. c. Als Rahel, die zweite Frau Jakobs, keine Kinder gebar, gab sie Jakob ihre Magd Bilha zur Nebenfrau. Diese gebar einen Knaben, den Rahel Dan benannte, denn sie sagte: Gott hat mir zu meinem Recht verholfen. Dan wurde ein tapferes Volk unter den Jakobsöhnen und eroberte sich, nachdem es von den Kanaanäern bedrängt war, die Stadt Laisch, die es in Dan umbenannte. Die Daniten waren tapfer und wurden wegen ihres Gerechtigkeitssinnes gerühmt. Aus dem Stamme Dan stammte auch der große Held Simson. Im Reich Jerobeams wurde Dan ein Staatsheiligtum. I. Mose 30,6; 49,16-17; Josua 19,47; Richter 18,29; Richter 13-16. 1. Dan ist wie Bethel, Gilgal und Sichern ein altes kanaanäisches Heiligtum gewesen, der schon ein altes Heiligtum beherbergt hat (siehe auch 4,3,b). Der worden. Da aber Jerobeam in Dan ein Stierbild als Gottesbild aufstellen ließ, ist anzunehmen, daß Dan vielleicht ein Heiligtum eines Stiergottes und einer dazugehörigen Fruchtbarkeitsgöttin gewesen war (siehe 2,4,b). d. Chamor, der Sohn und Erbe Sichems, verkaufte Jakob ein Stück Land außerhalb der gleichnamigen Stadt, als dieser aus Haran zurückkam. Das war aber nahe der Stätte, an der Abram schon für Jahwe einen Altar errichtet hatte, als Jahwe ihm dort versprach, daß einstmals das ganze Land den Nachkommen Abrams (so hieß Abraham, als noch die Kanaaniter im Lande waren) gehören sollte. Andere erzählen, daß Jakob unter der Terebinthe bei Sichern alle seine Hausgötter und Amulette Jahwe geopfert habe. Das Heiligtum war Grund dafür, daß Sichern später eine Freistatt für Totschläger wurde. Das Gesetz der Blutrache galt uneingeschränkt. Als die Israeliten das Land Kanaan erobert hatten, kamen in Sichern die Stämme zusammen, um von Jahwe das Gesetz zu hören und ihm Treue zu schwören. Josua versammelte die Stämme auch in Sichern, um ihnen vor seinem Tode noch einmal den Gehorsam gegenüber Gott einzuprägen, und beendete seine Mahnung, indem er sagte: Ich aber und mein Haus, wir wollen Jahwe dienen. 152
Josua stellte bei Sichern auch eine Stele zur Erinnerung an den Treueschwur Israels auf. Die Kultstätte von Sichern war das Zentralheiligtum für die zehn nördlichen Stämme. Deshalb kam auch Rehabeam nach dem Tod seines Vaters Salomo nach Sichern, um dort die israelitische Königskrone zu empfangen. Aber die Leute von Sichern verweigerten sie ihm, weil er ihnen keine Zugeständnisse machen wollte, und trennten sich von Juda und Jerusalem mit den Worten: Was kümmert uns David? - Wir haben kein Erbe am Sohne Isais! Auf, in deine Zelte, Israel! Sieh allein nach deinem Hause, David! - Sie wählten an der Stelle Rehabeams dann den Jerobeam zum König, der Sichern zu seiner Residenz machte. (Siehe auch 6,4; 4,3,b; 4,3,e und f.) I. Mose 33,19; 12,6-8; 35,4; Josua 8,30-35; Josua 24,1.26.27; l. Könige 12; Josua 20,7. 1. Die Rolle Sichems als Kultstätte und Asyl beruht nicht erst auf israelitischen Traditionen. Die Orakel-Terebinthe, eine Eichenart, deutet darauf hin, daß diese Stätte ursprünglich einer Göttin gehört haben muß, wie alle Baumheiligtümer, insonderheit die Eichen, den Fruchtbarkeits- und Liebesgöttinnen zugehören. Die griechische Dione war z. B. die dreifaltige Göttin des Tauben- und Eichenkultes, und ihre Tochter war Aphrodite. Zeus, der Gott der eindringenden Griechen, wurde zum orakelspendenden Zeus Dodonos, nachdem die Griechen das Heiligtum der Diana oder Dione von Dodona erobert hatten. Der biblische Jahwe wird zum orakelgebenden Gott von Sichern, nachdem die eindringenden Israeliten die ehemaligen Besitzer verdrängt haben. Aus dem Rauschen der Blätter oder dem Klirren der kupfernen Röhren im Geäst vermochten die Priesterinnen und Priester die Stimme ihrer Herrin zu hören und zu deuten. 2. Von dieser vermuteten alten Kultätiologie finden sich nur noch Anklänge in der Rolle Sichems als Stätte der Anhörung des gesetzgebenden Jahwe und seines Stellvertreters Josua. Die mythischen Anekdoten aus den Erzvätergeschichten sind Zeugen für die ungebrochene kultische Tradition an diesem Ort, der auch heute noch für die Religionsgemeinschaft der Samaritaner der heilige Ort ist. 153
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1. Bethel, Haus <strong>Gott</strong>es, ist vermutlich ein Ort 16km nördlich von Jerusalem<br />
gewesen, der schon ein altes Heiligtum beherbergt hat (siehe auch 4,3,b). Der<br />
Ort muß so bedeutend gewesen sein, daß <strong>die</strong> israelitische <strong>Mythologie</strong> sich<br />
seiner nur bemächtigen konnte, indem sie ihn in <strong>die</strong> Geschichte Israels<br />
einbezog <strong>und</strong> seine ursprüngliche Bedeutung verdrängte.<br />
c. Als Rahel, <strong>die</strong> zweite Frau Jakobs, keine Kinder gebar, gab sie<br />
Jakob ihre Magd Bilha zur Nebenfrau. Diese gebar einen Knaben,<br />
den Rahel Dan benannte, denn sie sagte: <strong>Gott</strong> hat mir zu meinem<br />
Recht verholfen. Dan wurde ein tapferes Volk unter den<br />
Jakobsöhnen <strong>und</strong> eroberte sich, nachdem es von den Kanaanäern<br />
bedrängt war, <strong>die</strong> Stadt Laisch, <strong>die</strong> es in Dan umbenannte. Die<br />
Daniten waren tapfer <strong>und</strong> wurden wegen ihres Gerechtigkeitssinnes<br />
gerühmt. Aus dem Stamme Dan stammte auch der große Held<br />
Simson. Im Reich Jerobeams wurde Dan ein Staatsheiligtum.<br />
I. Mose 30,6; 49,16-17; Josua 19,47; Richter 18,29; Richter 13-16.<br />
1. Dan ist wie Bethel, Gilgal <strong>und</strong> Sichern ein altes kanaanäisches<br />
Heiligtum gewesen, der schon ein altes Heiligtum beherbergt hat (siehe<br />
auch 4,3,b). Der worden. Da aber Jerobeam in Dan ein Stierbild als<br />
<strong>Gott</strong>esbild aufstellen ließ, ist anzunehmen, daß Dan vielleicht ein<br />
Heiligtum eines Stiergottes <strong>und</strong> einer dazugehörigen Fruchtbarkeitsgöttin<br />
gewesen war (siehe 2,4,b).<br />
d. Chamor, der Sohn <strong>und</strong> Erbe Sichems, verkaufte Jakob ein<br />
Stück Land außerhalb der gleichnamigen Stadt, als <strong>die</strong>ser aus<br />
Haran zurückkam. Das war aber nahe der Stätte, an der Abram<br />
schon für Jahwe einen Altar errichtet hatte, als Jahwe ihm dort<br />
versprach, daß einstmals das ganze Land den Nachkommen<br />
Abrams (so hieß Abraham, als noch <strong>die</strong> Kanaaniter im Lande<br />
waren) gehören sollte. Andere erzählen, daß Jakob unter der<br />
Terebinthe bei Sichern alle seine Hausgötter <strong>und</strong> Amulette Jahwe<br />
geopfert habe. Das Heiligtum war Gr<strong>und</strong> dafür, daß Sichern später<br />
eine Freistatt für Totschläger wurde. Das Gesetz der Blutrache galt<br />
uneingeschränkt. Als <strong>die</strong> Israeliten das Land Kanaan erobert hatten,<br />
kamen in Sichern <strong>die</strong> Stämme zusammen, um von Jahwe das<br />
Gesetz zu hören <strong>und</strong> ihm Treue zu schwören. Josua versammelte<br />
<strong>die</strong> Stämme auch in Sichern, um ihnen vor seinem Tode noch<br />
einmal den Gehorsam gegenüber <strong>Gott</strong> einzuprägen, <strong>und</strong> beendete<br />
seine Mahnung, indem er sagte: Ich aber <strong>und</strong> mein Haus, wir wollen<br />
Jahwe <strong>die</strong>nen.<br />
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