Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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1. Die Einrichtung der Asylstädte hängt nachweislich nicht mit der<br />
Einwanderung in das Land zusammen. Sie ist auf <strong>die</strong> Kultreform unter Josia<br />
von Jerusalem zurückzuführen. Sie wurde nötig, nachdem durch <strong>die</strong>se Reform<br />
alle lokalen Heiligtümer aufgehoben wurden, <strong>die</strong> bis dahin <strong>die</strong> Zufluchtsorte für<br />
Gesetzesverletzer wider Willen gewesen waren.<br />
2. Jerusalem wird ausdrücklich nicht genannt. Der heilige Ort des Tempels<br />
soll nämlich nicht durch <strong>die</strong> Anwesenheit von Mördern entweiht werden.<br />
Dieser kultische Vorwand bewirkt aber vor allem, daß in Jerusalem, am Sitz<br />
der Regierung, <strong>die</strong> Zahl der notorisch Unzufriedenen klein bleibt, während<br />
Hebron z. B. eine Stätte des Aufruhrs <strong>und</strong> der staatlichen Unsicherheit war,<br />
wie <strong>die</strong> anderen fünf Städte auch, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se religionsgeschichtlich weit<br />
verbreitete Sitte pflegten, am Altar eines <strong>Gott</strong>es für Flüchtige Asyl zu geben.<br />
3. Die Asylstädte waren schon alte kanaanäische Heiligtümer. Kedes war<br />
nach Josua 12,22 der Sitz eines kanaanäischen Königs, der sicher für seine<br />
Residenz auch ein besonderes Heiligtum hatte. Sichern war ein altes<br />
kanaanäisches Baumheiligtum, das schon von der Abrahamtradition <strong>und</strong> für<br />
<strong>die</strong> Erzväter Jakob <strong>und</strong> Joseph in Anspruch genommen war (siehe 4,1; 4,3;<br />
4,4). In Sichern befand sich auch das Kultzentrum des Stämmeverbandes der<br />
eingedrungenen Israeliten (siehe 7,3,d). Hebron war Sitz einer alten<br />
Baumgöttin. Die israelitische Tradition hat alle Erinnerungen an sie durch <strong>die</strong><br />
Ansiedlung der Abraham- <strong>und</strong> Isaaktraditionen an <strong>die</strong>sen Ort ausgerottet<br />
(siehe 4,1-3). In der Frühzeit Israels war es der Mittelpunkt des kalebitischen<br />
Stammes, mit dessen Unterstützung David <strong>die</strong> anderen Stämme unterwarf.<br />
Die Asylstädte des Ostjordanlandes Bezer, Golan <strong>und</strong> Ramoth waren<br />
ähnliche Kultstätten. Von ihnen gingen häufig Unruhen aus, weil <strong>die</strong> in ihren<br />
Mauern weilenden <strong>und</strong> aus den Familienbindungen gelösten Männer sehr<br />
schnell bereit waren, politischen Abenteurern zu folgen.<br />
7. 3 Gilgal, Bethel, Dan <strong>und</strong> Sichern<br />
a. Als Josua <strong>und</strong> <strong>die</strong> israelitischen Stämme den Jordan überquert<br />
hatten, schlugen sie das erste Lager beim Gilgal auf. Und Josua<br />
blieb im Gilgal, um von dort <strong>die</strong> Eroberung des Landes zu leiten.<br />
Dort wohnte auch der Engel Jahwes, bis er nach Bethel zog. Gilgal<br />
aber blieb ein Heiligtum. Und König David erwartete im Gilgal <strong>die</strong><br />
Ältesten seines Volkes, um sich feierlich in seinen Palast<br />
zurückführen zu lassen, aus dem er vor seinem Sohn Absalom<br />
geflohen war; denn Gilgal war der Ort, an dem das Königtum in<br />
Israel eingesetzt war. Saul war der erste König gewesen, der vom<br />
Gilgal ausging.<br />
Andere sagen, daß ein Gilgal nicht nur nördlich von Jericho am<br />
Jordan gelegen hat, sondern auch östlich von Sichern. Dort sprach<br />
nämlich Samuel Recht, <strong>und</strong> nach ihm weilten dort auch Elia <strong>und</strong><br />
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