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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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Edom <strong>und</strong> Damaskus fallen ab <strong>und</strong> werden nicht zurückgewonnen.<br />

Die Nordstämme versuchen einen Aufstand, den Salomo zwar<br />

niederschlagen kann, der aber das Staatsgefüge doch empfindlich<br />

schädigt. Der Heerbann, eine freie Leistung der Stämme, war<br />

Ausdruck der alten nomadischen Lebensweise, <strong>die</strong> im Norden<br />

stärker gepflegt wurde als im Süden, in Juda, den Erblanden<br />

Davids, in denen <strong>die</strong> ökonomische Entwicklung weiter<br />

fortgeschritten war als im Norden. Seine Gleichschaltung mit dem<br />

königlichen Söldnerheer <strong>und</strong> Salomos Versuch, es den<br />

orientalischen Großkönigen in Prachtentfaltung <strong>und</strong> Luxus<br />

gleichzutun, wozu er notwendig eine Besteuerung einführen muß,<br />

schwächen das einzige Instrument, mit dem der Staat<br />

zusammenzuhalten war, nämlich <strong>die</strong> ehemals vorhandene<br />

Kampfgemeinschaft der Stämme.<br />

Unter Salomo wird eine Verwaltungsreform durchgeführt, <strong>die</strong> vor<br />

allem den Zweck hat, durch Eintreiben der erhöhten Steuern <strong>und</strong><br />

Abgaben <strong>die</strong> Kosten des Königtums zu decken. Über den Heerbann<br />

hinaus werden nun <strong>die</strong> Untertanen auch zu Fron<strong>die</strong>nsten<br />

herangezogen. Mit der Errichtung des Tempels in Jerusalem, in<br />

dessen unzugänglichem Teil <strong>die</strong> alte B<strong>und</strong>eslade aufgestellt wird,<br />

bricht er auch in <strong>die</strong> inneren Verhältnisse der einzelnen Stämme<br />

ein, <strong>die</strong> bis dahin noch ihre eigenen lokalen Stammesheiligtümer<br />

pflegen. Die großen alttestamentlichen Propheten gehen aus den<br />

Kreisen <strong>die</strong>ser Lokalkultpriester hervor. Der sprichwörtliche „Zorn<br />

der Propheten" ist <strong>die</strong> Äußerung der politischen Opposition der alten<br />

Clanverbindungen gegen <strong>die</strong> Zentralgewalt, von König <strong>und</strong><br />

Tempelpriestertum in Jerusalem. Die Propheten predigen <strong>und</strong><br />

kämpfen im Namen eines <strong>Gott</strong>es Jahwe Zebaoth, d. h. Jahwe der<br />

Heerscharen (das sind Sterne, Gezeiten, Naturkräfte). Dieser <strong>Gott</strong><br />

handelt <strong>und</strong> regiert souverän, unabhängig von Priestern, Tempel,<br />

Opfern <strong>und</strong> Festen, <strong>die</strong> ihm ein Greuel sind. Er redet <strong>und</strong> handelt in<br />

Donner <strong>und</strong> Blitz für altgewohnte Gerechtigkeit (sprich<br />

Stammesinteressen), weil <strong>die</strong> alten Gentilordnungen mit ihrer alle<br />

Angehörigen versorgenden Sozialstruktur durch <strong>die</strong> Entwicklung<br />

zerbrochen sind. Die entstehende Unzufriedenheit versucht Salomo<br />

durch eine starke Militarisierung zu bekämpfen, von der <strong>die</strong> Anlage<br />

<strong>und</strong> Befestigung von Garnisonstädten im Lande zeugt, <strong>die</strong> aber <strong>die</strong><br />

alten konservativen Kräfte zu lebhaftem Widerstand aufruft.<br />

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