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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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Opferbetrieb weiter, sowohl in den alten israelitisch-judäischen<br />

Stammesgebieten wie in den von David eroberten Landesteilen, <strong>die</strong><br />

er in sein Reich eingliedert. Im II. Buch Samuel, Kapitel 24, werden<br />

<strong>die</strong> Grenzen des Reiches umschrieben, das unter dem Heerbann<br />

Davids steht. Die Volkszählung ergibt eine beachtliche Stärke, <strong>die</strong><br />

aber nicht über <strong>die</strong> eigentliche Schwäche des Großstaates<br />

hinwegtäuschen kann. Dieser Staat besteht aus mehreren Völkern,<br />

deren Besonderheiten erhalten bleiben; er wird nur mühsam<br />

zusammengehalten durch <strong>die</strong> Gewalt <strong>und</strong> Macht des Königs <strong>und</strong><br />

seiner Truppen. David trägt neben den Kronen von Juda <strong>und</strong> Israel<br />

noch <strong>die</strong> Kronen von Damaskus, des ammonitischen Königreiches<br />

östlich des Jordans, der Königreiche Edom <strong>und</strong> Moab <strong>und</strong> Zoba<br />

südöstlich vom Toten Meer. Das Entstehen des Reiches gelingt,<br />

weil es im Nilland <strong>und</strong> in Mesopotamien um <strong>die</strong> Jahrtausendwende<br />

keine expansiven Großreiche gab. Zwischen 1085 <strong>und</strong> 950 v. u. Z.<br />

ist z. B. Ägypten geteilt. Die Pharaonen von Theben regieren gegen<br />

<strong>die</strong> Pharaonen von Tanis. In Mesopotamien haben <strong>die</strong> Erben<br />

Tiglathpilesars I. von Assur (1112-1074) das Reich nicht<br />

zusammenhalten können. Erst mit dem 9. Jahrh<strong>und</strong>ert erstarkt<br />

Assur wieder. Diese Pause im Machtkampf der beiden großen<br />

Kulturstromtäler nutzt David. Und selbst <strong>die</strong> Thronfolgestreitigkeiten<br />

zu seinen Lebzeiten (II. Buch Samuel, Kapitel 7 <strong>und</strong> 9), <strong>die</strong> sonst<br />

den nächsten Nachbarn auf den Plan gerufen hätten, verlaufen,<br />

ohne daß sie dem Reiche schaden. Diese Thronfolgestreitigkeiten<br />

kosten zwei der Davidsöhne das Leben. Durch eine geschickte<br />

Kabale gelingt es schließlich der priesterlich-prophetischen Partei,<br />

für ihren Prätendenten Salomo Davids Gunst zu gewinnen, der<br />

dann etwa 972 v. u. Z. den Thron besteigt.<br />

Salomos erste Regierungstat, von der <strong>die</strong> Bibel berichtet, besteht<br />

darin, daß er seinen Bruder Adonia <strong>und</strong> dessen höfische<br />

Parteigänger ermorden läßt. Die Macht ergreift der Oberste der<br />

Leibgarde, der zu <strong>die</strong>ser Funktion noch den Oberbefehl über den<br />

Heerbann erhält. Diese Funktionen waren unter David noch<br />

getrennt. Die Berufssoldatentruppe Davids, <strong>die</strong> Krethi <strong>und</strong> Plethi<br />

(Kreter <strong>und</strong> Philister), <strong>und</strong> <strong>die</strong> freiwilligen Streiter aus den Reihen<br />

der erwachsenen Männer Israels, <strong>die</strong> bis dahin noch Rivalen waren,<br />

werden zwangsvereint. Ein wesentliches Privileg <strong>und</strong><br />

Machtinstrument der Einzelstämme ist damit zerbrochen. Dieser<br />

politische Fehler Salomos, es ist der Tribut, den er seinen Paladinen<br />

zahlen muß, rächt sich bald.<br />

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