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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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Vergewaltigt ein Mann seine Tochter, er soll bestraft werden... Wenn ein<br />

Mann seine Stiefmutter vergewaltigt, soll er nur bestraft werden, wenn sein<br />

Vater noch lebt.<br />

Wenn jemand ein Rind stiehlt, so tilge er seine Schuld <strong>und</strong> zahle fünfzehn<br />

Rinder, fünf zweijährige, fünf einjährige, fünf nicht einjährige Rinder."<br />

3. Der Dekalog aus der elohistischen Tradition unterscheidet sich von dem<br />

späteren Dekalog aus der deuteronomischen Tradition (siehe 6,2) der späten<br />

Königszeit. Der elohistische Dekalog führt <strong>die</strong> Einrichtung des Sabbattages auf<br />

<strong>die</strong> Schöpfungstheologie zurück, <strong>und</strong> er nennt im zehnten Gebot das Haus<br />

des Nächsten zuerst, nach dem der Israelit nicht trachten soll. Darin liegt noch<br />

ein stiller Vorwurf an <strong>die</strong> Usurpatoren, <strong>die</strong> ja <strong>die</strong> Häuser der ehemaligen<br />

Landesbewohner annektierten. Der deuteronomische Dekalog aber führt das<br />

Sabbatruhegebot auf <strong>die</strong> ehemalige Knechtschaft in Ägypten zurück <strong>und</strong><br />

bemerkt ausdrücklich, daß alle im Hause ruhen sollen „wie du". Das „du" in<br />

den beiden jüngeren Dekalogen ist schon nicht mehr das Clanoberhaupt,<br />

sondern der einzelne Landesbewohner. (Siehe 4.5,c.)<br />

Der andere Unterschied des deuteronomischen Dekalogs liegt in der<br />

Formulierung des zehnten Gebotes, in dem <strong>die</strong> Ehefrau zuerst genannt wird,<br />

während das Haus, als Inbegriff des Besitzes an Produktionsmitteln, erst an<br />

zweiter Stelle steht. Zwischen dem elohistischen <strong>und</strong> deuteronomischen<br />

Dekalog liegt nämlich eine bedeutsame rechtsgeschichtliche Entwicklung. Die<br />

Ehefrau wird zum Begriff für Amt, Macht, Besitz. Als z. B. Absalom <strong>die</strong><br />

Nebenfrauen seines Vaters David beschläft, eignet er sich damit förmlich <strong>die</strong><br />

Königswürde <strong>und</strong> das Reich an. Deshalb formuliert <strong>die</strong> deuteronomische<br />

Tradition das zehnte Gebot anders.<br />

Die elohistische Tradition kennt keine pessimistische Untergangsstimmung<br />

wie <strong>die</strong> deuteronomische. Indem sie <strong>die</strong> Gesetzgebung auf den Sinai<br />

lokalisiert, nimmt sie <strong>die</strong> von Jerusalem ausgehende Leitidee auf <strong>und</strong> prägt sie<br />

um. Religionsgeschichtlich sind der mythologische Ort für <strong>die</strong> „göttliche<br />

Gesetzgebung" <strong>die</strong> schwindenden Möglichkeiten des Königs. Mit seinem<br />

durch Gebietsannexionen größer werdenden Machtbereich schwindet <strong>die</strong><br />

Möglichkeit, überall persönlich <strong>die</strong> Entscheidungen zu treffen, <strong>die</strong> er in den<br />

alten, kleinen Gemeinden noch treffen konnte. Der Großkönig braucht den<br />

Staat <strong>und</strong> das Recht, den allgemeinen Ausdruck seines autarken Willens<br />

(siehe auch 2.6.1).<br />

6.2 Am Horeb<br />

Als <strong>die</strong> Israelsöhne auf dem Wege von Ägypten am Berg Horeb<br />

vorbeikamen, ließ Mose sie dort lagern. Mose hatte schon aus den<br />

Ältesten <strong>und</strong> Weisen jedes Stammes einen Rat gebildet, der für<br />

Recht <strong>und</strong> Ordnung sorgen sollte. Jahwe aber redete am Berg<br />

Horeb aus dem Feuer zu dem versammelten Volk. Er ließ vom<br />

Himmel seine Stimme hören <strong>und</strong> auf der Erde ein großes Feuer<br />

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