30.12.2012 Aufrufe

Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

. Andere erzählten, <strong>Gott</strong> Jahwe habe Mose ein anderes Gesetz<br />

auf dem Sinai gegeben, nämlich:<br />

Du sollst dich vor keinem anderen <strong>Gott</strong> niederwerfen. Du sollst dir<br />

keine gegossenen <strong>Gott</strong>esbilder machen. Du sollst das Fest der<br />

ungesäuerten Brote halten. Alle Erstgeburt von Vieh <strong>und</strong> Mensch<br />

gehört mir. Du sollst das Wochenfest einhalten. Du sollst das<br />

Herbstfest zur Jahreswende feiern. Du sollst das Blut des<br />

Opferlammes nicht zusammen mit Gesäuertem opfern. Du sollst<br />

das Opfer des Passahlammes nicht bis zum nächsten Tage<br />

aufbewahren. Du sollst das Tierjunge nicht in der Milch seiner<br />

Mutter kochen. Du sollst <strong>die</strong> ersten Früchte des Ackerlandes zum<br />

Hause deines <strong>Gott</strong>es Jahwe bringen.<br />

II. Mose 34,1-26.<br />

1. Die zehn Gebote (der griechische Begriff Dekalog ist kirchengeschichtlich<br />

festgelegt) sind zum Inbegriff des <strong>Gott</strong>esgesetzes geworden. Die<br />

verschiedenen Überlieferungen <strong>die</strong>ses Gesetzes stammen aus<br />

unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen <strong>und</strong> haben <strong>die</strong> Zeitverschiebungen<br />

nur überdauert, weil <strong>die</strong> verschiedenen Bevölkerungsgruppen sehr lange an<br />

ihren Besonderheiten festgehalten haben. Das Gr<strong>und</strong>gerüst des Dekalogs aus<br />

der Laienquelle, wie es aus II. Mose 34 zu erschließen ist, spiegelt <strong>die</strong> alte<br />

Institution des Stammeskultes wider. Der Familienälteste ist verantwortlich für<br />

<strong>die</strong> Beachtung der Opferriten. Dieser Dekalog ist reines Kultrecht. Er enthält<br />

keine zivilrechtlichen oder familienrechtlichen Bestimmungen. Die Ordnung<br />

der Großfamilie, des Clan, braucht solche Bestimmungen noch nicht, weil sie<br />

das Privateigentum an Produktionsmitteln, zu denen auch <strong>die</strong> Frau gehört,<br />

noch nicht kennt. Die gesellschaftliche Funktion der Eltern ist noch<br />

bedeutungslos.<br />

2. Im Gegensatz dazu ist der etwas jüngere elohistische Dekalog aus II.<br />

Mose 20, der zu der Bevölkerungsgruppe der alten, ehemals kanaanäischen<br />

Bevölkerungsreste gehört, wesentlich stärker zivilrechtlich orientiert. Hier sind<br />

nur <strong>die</strong> ersten drei Gebote kultischen Inhalts. Sie legen den Anspruch des<br />

<strong>Gott</strong>es fest, des heiligen Königs. Die anderen sieben Gebote sind rein<br />

zivilrechtlichen Charakters. Sie setzen das Privateigentum an<br />

Produktionsmitteln voraus. Dabei ist der ursprüngliche Wortlaut des zehnten<br />

Gebotes: „Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren", schon durch<br />

<strong>die</strong> nachfolgende detaillierte Angabe, was zum Hause gehört, erweitert.<br />

Die Ähnlichkeiten mit dem altbabylonischen Codex Hammurapi <strong>und</strong> den<br />

alten hethitischen oder assyrisch-babylonischen Gesetzessammlungen sind<br />

auf <strong>die</strong> vergleichsweise ähnlichen sozialökonomischen Verhältnisse vor der<br />

israelitischen Eroberung zurückzuführen. So heißt es z. B. in einer<br />

hethitischen Gesetzessammlung:<br />

„Wenn ein Mann seine eigene Mutter vergewaltigt, er soll bestraft werden.<br />

138

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!