Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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sein, für den der priesterliche Erzähler die vita parallela schafft, während der Stamm der Kalebiter offensichtlich im Lande geblieben ist, also vor der Deportation bewahrt blieb. Die jetzige Gestalt hat der Gesamtkomplex der Kundschafterberichte unter der priesterlichen Frage erhalten, wie der Neuanfang nach dem babylonischen Exil historisch legitimiert werden kann. Die Gegenwart der Jahre nach 537 v. u. Z. wird im Gewande der Vergangenheit als „gottgewollte Geschichte" gedeutet. 2. Die große Mose-Diskussion in IV. Mose 14,11-24 ist aus einer älteren jahwistischen Überlieferung aufgenommen worden, weil sie den priesterlichen Bearbeitern Gelegenheit gab, den Zorneswillen Jahwes zu explizieren. Formal ist im Rahmen der priesterlichen Gesamtdarstellung der Mythos von der Aussendung der Kundschafter eine historische Parabel geworden. 3. Der sprichwörtliche Satz: „Das Land frißt seine Bewohner", beruht auf der altorientalischen Vorstellung, daß Land und seine heilige Königin Synonyme sind. Er bedeutet deshalb, daß das erkundete Land von einer strengen Königin regiert und ausgebeutet wird. 5.5 Bileams Esel Als die Israeliten auf ihrer Wanderung an die Grenzen Moabs kamen, schickte Balak ben Zippor, der König von Moab, zu Bileam, einem Propheten aus Ammon, damit dieser die Israeliten verfluchen sollte. Bileam machte sich auch auf den Weg. Darüber ward Jahwe zornig, und er stellte ihm seinen Engel in den Weg. Bileam ritt aber auf einer Eselin. Als die Eselin nun den Engel Jahwes mit gezücktem Schwert auf dem Wege stehen sah, wich sie auf das Feld aus. Da trieb Bileam sie mit Schlägen zurück auf den Weg. Ein wenig später stand der Engel Jahwes wieder auf dem Weg, der durch Mauern der Weingärten eingeengt war. Die Eselin schob sich aber an ihm so vorbei, daß sie Bileams Fuß an die Mauerwand quetschte. Und der Prophet schlug sie abermals. Ein drittes Mal versperrte der Engel Jahwes ihm den Weg an einer so engen Stelle, daß die Eselin nicht mehr ausweichen konnte. Da legte sie sich unter Bileam nieder. Und als er sie mit dem Stock schlug, tat sie den Mund auf und redete mit Bileam. Da sah auch er vor sich Jahwes Engel mit einem gezückten Schwert. Der sagte: Wäre die Eselin vor mir nicht ausgewichen, so hätte ich dich umgebracht. Bileam wollte nun umkehren. Das aber verbot ihm der Engel, und so zog der Prophet hin zu Balak von Moab, der 134
ihn aufforderte, von drei Orten aus das Heer der Israeliten zu verfluchen. Bileam aber sagte dreimal nur das, was Jahwe ihm zu sagen eingab. Und das waren keine Fluchworte, sondern Segensworte. Darüber entbrannte Balaks Zorn gegen Bileam, und er schickte ihn zurück. Bileam aber, bevor er heimkehrte, prophezeite noch einmal und weissagte den Untergang Moabs. Andere erzählen noch, Bileam habe sich geweigert, den zwei Gesandtschaften Balaks zu folgen, weil ihm schon zu Hause Gott Jahwe im Traum in der Nacht erschienen war und ihm verboten hatte, mitzugehen und Lohn anzunehmen. Als aber Bileam dann doch mitgegangen war, habe er mit vielen Opfern von Stieren und Widdern Jahwe zu versöhnen gesucht. Der aber habe das Opfer angenommen zugunsten Israels und durch Bileams Mund reichlichen Segen über Israel ausgeschüttet, wie er in schönen Liedern verzeichnet ist: Siehe, das Volk (Israel) wird aufstehen wie ein junger Löwe, es wird sich erheben wie ein Löwe. Siehe, es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen und wird zerschmettern die Fürsten der Moabiter. IV. Mose 22-24. 1. Die Geschichte vom Propheten Bileam ist Bestandteil der Legendenbildung nach der Einwanderung in das Land Kanaan gewesen. Der elohistische Erzähler benutzt den Esel, um die Erzählung plastisch zu machen, der jahwistische Erzähler schiebt den Traum als Hilfsmittel ein, um eine unmittelbare Mitwirkung Jahwes zu vermeiden. Zum Zeitpunkt der Entstehung beider Erzähltraditionen war das alte, präisraelitische Amt des Propheten noch nicht so fest in die kultischen Institutionen Israels eingefügt wie zwei Jahrhunderte später, als das Königtum unterging. Der Gott des elohistischen Erzählers will durch Bileam ein Völkermorden verhindern, der jahwistische Erzähler aber benutzt die Gelegenheit, in den Sprüchen Bileams die militanten Absichten der Königspartei in Jerusalem mit unterzubringen. 2. Der jahwistischen Erweiterung der Bileamsprüche durch Hinweise auf einen mächtigen Stamm Jakob-Israel im Bilde des Löwen verdankt die Geschichte die priesterliche Billigung nach dem Exil, als man auf eine wunderbare Restituierung der alten Herrlichkeit bedacht war. 3. Der mythologische Ort dieser Art Heldengeschichten ist wie in der Geschichte des griechischen Teiresias die Auseinandersetzung zwischen zwei Zeiten, zwei Welten, eben zwei Götterreichen. Teiresias wurde zur Frau und noch wieder zum Manne. Bei Bileam verbannt die Erzählung diese mythologischen Bilder in 135
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ihn aufforderte, von drei Orten aus das Heer der Israeliten zu<br />
verfluchen. Bileam aber sagte dreimal nur das, was Jahwe ihm<br />
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Segensworte. Darüber entbrannte Balaks Zorn gegen Bileam,<br />
<strong>und</strong> er schickte ihn zurück. Bileam aber, bevor er heimkehrte,<br />
prophezeite noch einmal <strong>und</strong> weissagte den Untergang Moabs.<br />
Andere erzählen noch, Bileam habe sich geweigert, den zwei<br />
Gesandtschaften Balaks zu folgen, weil ihm schon zu Hause<br />
<strong>Gott</strong> Jahwe im Traum in der Nacht erschienen war <strong>und</strong> ihm<br />
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aber habe das Opfer angenommen zugunsten Israels <strong>und</strong><br />
durch Bileams M<strong>und</strong> reichlichen Segen über Israel<br />
ausgeschüttet, wie er in schönen Liedern verzeichnet ist:<br />
Siehe, das Volk (Israel) wird aufstehen wie ein junger Löwe,<br />
es wird sich erheben wie ein Löwe.<br />
Siehe, es wird ein Stern aus Jakob aufgehen <strong>und</strong> ein Zepter<br />
aus Israel aufkommen <strong>und</strong> wird zerschmettern <strong>die</strong> Fürsten der<br />
Moabiter.<br />
IV. Mose 22-24.<br />
1. Die Geschichte vom Propheten Bileam ist Bestandteil der<br />
Legendenbildung nach der Einwanderung in das Land Kanaan gewesen. Der<br />
elohistische Erzähler benutzt den Esel, um <strong>die</strong> Erzählung plastisch zu<br />
machen, der jahwistische Erzähler schiebt den Traum als Hilfsmittel ein, um<br />
eine unmittelbare Mitwirkung Jahwes zu vermeiden. Zum Zeitpunkt der<br />
Entstehung beider Erzähltraditionen war das alte, präisraelitische Amt des<br />
Propheten noch nicht so fest in <strong>die</strong> kultischen Institutionen Israels eingefügt<br />
wie zwei Jahrh<strong>und</strong>erte später, als das Königtum unterging. Der <strong>Gott</strong> des<br />
elohistischen Erzählers will durch Bileam ein Völkermorden verhindern, der<br />
jahwistische Erzähler aber benutzt <strong>die</strong> Gelegenheit, in den Sprüchen Bileams<br />
<strong>die</strong> militanten Absichten der Königspartei in Jerusalem mit unterzubringen.<br />
2. Der jahwistischen Erweiterung der Bileamsprüche durch Hinweise auf<br />
einen mächtigen Stamm Jakob-Israel im Bilde des Löwen verdankt <strong>die</strong><br />
Geschichte <strong>die</strong> priesterliche Billigung nach dem Exil, als man auf eine<br />
w<strong>und</strong>erbare Restituierung der alten Herrlichkeit bedacht war.<br />
3. Der mythologische Ort <strong>die</strong>ser Art Heldengeschichten ist wie in der<br />
Geschichte des griechischen Teiresias <strong>die</strong> Auseinandersetzung zwischen zwei<br />
Zeiten, zwei Welten, eben zwei <strong>Götter</strong>reichen. Teiresias wurde zur Frau <strong>und</strong><br />
noch wieder zum Manne. Bei Bileam verbannt <strong>die</strong> Erzählung <strong>die</strong>se<br />
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