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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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Die Richter sind <strong>die</strong> sichtbaren Stammesautoritäten, <strong>die</strong> Garanten<br />

der Unabhängigkeit von Königtum <strong>und</strong> Tempelpriestertum also<br />

deren Opponenten. Obwohl ein biblisches Buch nach ihnen genannt<br />

wird, ist nun nicht mehr mit Sicherheit ihre wirkliche Funktion<br />

festzustellen. Entweder sind sie charismatische Heerführer oder<br />

aber Hüter <strong>und</strong> Deuter des <strong>Gott</strong>esrechtes, d. h. Schiedsmänner für<br />

<strong>die</strong> Anliegen, <strong>die</strong> den Gesamtverband betreffen. In den Stämmen<br />

sprechen jeweils <strong>die</strong> Ältesten Recht, wie aus den patriarchalischen<br />

Ordnungen <strong>und</strong> Gliederungen der Stämme im Buch Josua, Kapitel<br />

7, Vers 16-18, hervorgeht.<br />

Die lockere Form der Einwanderung führt auch dazu, daß <strong>die</strong><br />

Stämme auf friedlichem Weg einen Modus vivendi mit der<br />

kanaanäischen Bevölkerung finden. Sie nehmen an ihrem<br />

Wirtschaftsleben teil, übernehmen <strong>die</strong> traditionellen Ackerbaufeste<br />

<strong>und</strong> erküren <strong>die</strong> alten kanaanäischen Kultstätten zu eigenen. Mit<br />

Mühe haben sie sich aber z. B. vor allem der Angriffe der<br />

Kamelnomaden aus den Wüsten der arabischen Halbinsel, etwa der<br />

Midianiter, wie auch der Philister, der Seevölker, zu erwehren. In<br />

solchen Notzeiten ist der feste Stammesverband immer aktiv<br />

geworden. Die Israeliten sind sicher Kleinviehzüchternomaden<br />

gewesen. Die Kamelnomaden dagegen waren vor allem militärisch<br />

gut organisierte Stämme, <strong>die</strong> sich vorwiegend durch Handel <strong>und</strong><br />

Kriegs<strong>die</strong>nst bei verschiedenen Königen ernährten. Die Philister<br />

sind etwa gleichzeitig mit den Israeliten in das Land eingedrungen.<br />

Sie kamen über das Meer, von Kreta, Zypern <strong>und</strong> Kleinasien, wo sie<br />

der dorischen Völkerwanderung ausgewichen sind- Sie kämpften<br />

wie <strong>die</strong> Israeliten um das Land, waren aber schon in Königtümern<br />

fest organisiert, während <strong>die</strong> Israeliten noch unabhängige<br />

Nomadenstämme blieben, bis auch sie sich einen König wählten.<br />

Die Berichte vom I. Buch Samuel, Kapitel 9-11, lassen vermuten,<br />

daß <strong>die</strong> Errichtung des Königtums in Israel <strong>die</strong> Folge eines<br />

militärischen Sieges einiger Stämme unter der Führung Sauls, eines<br />

Benjaminiten, über ostjordanische Wüstenstämme, <strong>die</strong> Ammoniter,<br />

war. Die Sage lehrt, daß Saul durch Betreiben des <strong>Gott</strong>esmannes<br />

Samuel zum König bestimmt wird. Die Proklamation erfolgt um 1000<br />

v. u. Z. in Gilgal, einem alten kanaanäischen Heiligtum. Das<br />

Königtum Sauls ist ein Heereskönigtum, d. h., seine Funktion bleibt<br />

auf <strong>die</strong> militärische Leitung der Aktionen der Stämme gegen ihre<br />

Gegner beschränkt.<br />

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