Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

gemurrt hatten. Und Mose führte das Volk bis an das Ostufer des Jordans. Da sagte Jahwe zu ihm: Du wirst nun bald sterben. So gab Mose dem Josua die Befehlsgewalt über das Volk. Und Mose stieg auf den Berg Nebo, wo Jahwe ihm das ganze Land zeigte und sprach: Das ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob versprochen habe, ihren Nachkommen zu geben. Ich zeige es dir, aber hinüber in das Land sollst du nicht kommen. Und Mose starb dort und wurde begraben. Aber niemand kennt sein Grab. II. Mose 3; 5; 7-11; 12,29-34; 13,21-22; 14,10.21b.24.25b.27.30; 18,8-12; 19; 20; 24,1.9-11; 32,1-6.19-20.35; 34,10c-27; IV. Mose 10,29-31; 11,31-35; V. Mose 31,14-23; 34,1-6. 1. Die jahwistische Mosegeschichte aus der Blütezeit des davidischen Königtums beschreibt Moses als den großen Heros und Wundertäter der Frühzeit Israels. Jahwe ist ein aggressiver Gott. Er geht nicht freundlich mit der Bevölkerung Ägyptens um, und auch mit seinem eigenen Volke verfährt er wie ein orientalischer Großfürst. Aufsässige und Ungehorsame werden verbannt oder ausgerottet. Moses ist sein Knecht, wie ja alle orientalischen Könige sich als Knechte - und das ist nach damaligem Rechtsgebrauch gleichbedeutend mit Sohn - eines Gottes verstanden wissen wollten. Moses ist eine mythische Gestalt. Er taucht aus dem Dunkel der nomadischen Hirtentraditionen des südlichen Palästina auf und stirbt auch im fremden Lande. Er ist der bedeutende Heerführer bis an die Grenze des Landes. Jahwe ist aber der übergeordnete Großkönig. Die jahwistische Tradition hat großes Interesse daran, die führende Rolle Jahwes herauszustellen. Von priesterlichen Funktionen des Mose wird wenig erzählt. Die Mosegestalt der jahwistischen Tradition ist das Vorbild der Königsideologie der Südstämme. 2. Die Gesetzgeberrolle und die Priesterrolle des Mose stammen aus anderen Interessengruppen. Der jahwistische Erzähler bezieht noch eine antiaaronitische Position. Aaron erliegt der Versuchung durch das Volk. Von einer positiven Mittlerrolle Aarons weiß der jahwistische Erzähler nichts. Jahwe redet nur mit dem Heerführer Mose, dem König. Volk und Priester werden als undankbare Geschöpfe dargestellt, mit denen der heilige König nur durch hartes und strenges Regiment fertig wird. Ohne sein Gesetz und Regiment fallen sie nur den Feinden in die Hände, können nicht leben, sondern müssen sterben. Die jahwistische Tradition nennt nur einmal den Schwiegervater des Mose Reguel. Die priesterliche Redaktion hat sonst überall den elohistischen Namen Jethro eingefügt (siehe 4,5,b,7). 3. Im Judentum wird Mose als der Mittler der Gesetzgebung verehrt. Daneben hat die jüdische Endzeiterwartung den letztzeitlichen Heilskönig, den Messias, als einen wiedererstandenen Mose verstanden. Aus den Jahrhunderten um die Zeitenwende gibt es viele legendäre Moseschriften. Im Christentum ist Mose auch als Prophet und Glaubensmittler angesehen, mehr noch aber als typologisches Gegenbild zu Christus, dem Mittler des neuen Gesetzes. (Siehe auch 2,4,a und 2,5,c.) 114

. Als die Jakobstämme in Ägypten sich sehr vermehrt hatten und auch schon ein neuer Pharao den Thron bestiegen hatte, befahl dieser den Hebammen der Hebräer (wie man die Jakobsöhne auch nannte), alle Knaben sofort nach der Geburt zu töten. Doch die Hebammen taten das nicht. Da befahl Pharao seinem Volk: Alle Knaben, die den Hebräern geboren werden, werft in den Nil, die Mädchen aber laßt am Leben. Eine levitische Mutter setzte deshalb ihren neugeborenen Sohn, um ihn zu retten, in einem Kästchen aus Papyrus, das sorgfältig abgedichtet war, auf dem Nil aus. Als die Tochter des Pharao beim Baden das Kästchen entdeckte, hatte sie Mitleid mit dem Kind. Die Schwester des Neugeborenen, die den Vorgang beobachtet hatte, holte darauf als Amme für das Kind ihre eigene Mutter herbei. Die Pharaotochter nannte das Kind Mose. Als der Knabe herangewachsen war, erschlug er einstmals im Zorn einen Ägypter, der einen hebräischen Fronarbeiter schlug. Er fürchtete die Strafe für diesen Mord und floh nach Midian. Dort erschien ihm Elohim und sagte: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Und ich habe die Quälerei meiner Leute in Ägypten gesehen. So laß dich nun zum Pharao senden und führe mein Volk aus Ägypten. Doch ich weiß, daß der Pharao euch nicht freiwillig gehen läßt, darum werde ich Wundertaten tun, daß er euch ziehen lassen muß. Und ihr sollt mit reichem Gold- und Silberschmuck der Ägypter aus dem Lande gehen. Mose aber wollte den Auftrag nicht annehmen, denn er war kein beredter Mann. Doch Elohim sprach: Weil du nicht so gut reden kannst, soll dein Bruder Aaron für dich reden zu dem Volk. Er wird dein Mund sein, du aber wirst für ihn Elohim sein. Und Elohims zehn große Plagen (siehe 4,5,a) zwangen den Pharao, Israel ziehen zu lassen. Die Israeliten hatten sich aber von den Ägyptern silberne und goldene Schmucksachen und kostbare Kleider erbeten; sie wurden ihnen auch gegeben, weil die Ägypter dem Volke wohlgesinnt waren; und so beraubten sie die Ägypter, indem sie all diese Kostbarkeiten mitnahmen. Elohim ließ das Volk nicht auf geradem Wege in das verheißene Land ziehen, weil die Philister dort wohnten, die ein mächtiges Kriegsheer hatten. Er ließ sie einen Umweg machen. Sie führten aber die Gebeine Josephs mit sich. Als die Israeliten nun fortgezogen waren, änderten die Ägypter ihre Meinung, da sie so viele Arbeitskräfte verloren hatten, und Pharao ließ eine Streitwagengruppe von sechshundert Mann ausrücken, um sie 115

gemurrt hatten. Und Mose führte das Volk bis an das Ostufer des<br />

Jordans. Da sagte Jahwe zu ihm: Du wirst nun bald sterben. So gab<br />

Mose dem Josua <strong>die</strong> Befehlsgewalt über das Volk. Und Mose stieg<br />

auf den Berg Nebo, wo Jahwe ihm das ganze Land zeigte <strong>und</strong><br />

sprach: Das ist das Land, das ich Abraham, Isaak <strong>und</strong> Jakob<br />

versprochen habe, ihren Nachkommen zu geben. Ich zeige es dir,<br />

aber hinüber in das Land sollst du nicht kommen. Und Mose starb<br />

dort <strong>und</strong> wurde begraben. Aber niemand kennt sein Grab.<br />

II. Mose 3; 5; 7-11; 12,29-34; 13,21-22; 14,10.21b.24.25b.27.30; 18,8-12; 19;<br />

20; 24,1.9-11; 32,1-6.19-20.35; 34,10c-27; IV. Mose 10,29-31; 11,31-35;<br />

V. Mose 31,14-23; 34,1-6.<br />

1. Die jahwistische Mosegeschichte aus der Blütezeit des davidischen<br />

Königtums beschreibt Moses als den großen Heros <strong>und</strong> W<strong>und</strong>ertäter der<br />

Frühzeit Israels. Jahwe ist ein aggressiver <strong>Gott</strong>. Er geht nicht fre<strong>und</strong>lich mit<br />

der Bevölkerung Ägyptens um, <strong>und</strong> auch mit seinem eigenen Volke verfährt er<br />

wie ein orientalischer Großfürst. Aufsässige <strong>und</strong> Ungehorsame werden<br />

verbannt oder ausgerottet. Moses ist sein Knecht, wie ja alle orientalischen<br />

Könige sich als Knechte - <strong>und</strong> das ist nach damaligem Rechtsgebrauch<br />

gleichbedeutend mit Sohn - eines <strong>Gott</strong>es verstanden wissen wollten. Moses ist<br />

eine mythische Gestalt. Er taucht aus dem Dunkel der nomadischen<br />

Hirtentraditionen des südlichen Palästina auf <strong>und</strong> stirbt auch im fremden<br />

Lande. Er ist der bedeutende Heerführer bis an <strong>die</strong> Grenze des Landes.<br />

Jahwe ist aber der übergeordnete Großkönig. Die jahwistische Tradition hat<br />

großes Interesse daran, <strong>die</strong> führende Rolle Jahwes herauszustellen. Von<br />

priesterlichen Funktionen des Mose wird wenig erzählt. Die Mosegestalt der<br />

jahwistischen Tradition ist das Vorbild der Königsideologie der Südstämme.<br />

2. Die Gesetzgeberrolle <strong>und</strong> <strong>die</strong> Priesterrolle des Mose stammen aus<br />

anderen Interessengruppen. Der jahwistische Erzähler bezieht noch eine<br />

antiaaronitische Position. Aaron erliegt der Versuchung durch das Volk. Von<br />

einer positiven Mittlerrolle Aarons weiß der jahwistische Erzähler nichts.<br />

Jahwe redet nur mit dem Heerführer Mose, dem König. Volk <strong>und</strong> Priester<br />

werden als <strong>und</strong>ankbare Geschöpfe dargestellt, mit denen der heilige König nur<br />

durch hartes <strong>und</strong> strenges Regiment fertig wird. Ohne sein Gesetz <strong>und</strong><br />

Regiment fallen sie nur den Feinden in <strong>die</strong> Hände, können nicht leben,<br />

sondern müssen sterben. Die jahwistische Tradition nennt nur einmal den<br />

Schwiegervater des Mose Reguel. Die priesterliche Redaktion hat sonst<br />

überall den elohistischen Namen Jethro eingefügt (siehe 4,5,b,7).<br />

3. Im Judentum wird Mose als der Mittler der Gesetzgebung verehrt.<br />

Daneben hat <strong>die</strong> jüdische Endzeiterwartung den letztzeitlichen Heilskönig, den<br />

Messias, als einen wiedererstandenen Mose verstanden. Aus den<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten um <strong>die</strong> Zeitenwende gibt es viele legendäre Moseschriften. Im<br />

Christentum ist Mose auch als Prophet <strong>und</strong> Glaubensmittler angesehen, mehr<br />

noch aber als typologisches Gegenbild zu Christus, dem Mittler des neuen<br />

Gesetzes. (Siehe auch 2,4,a <strong>und</strong> 2,5,c.)<br />

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