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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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1. Die einzelnen Segenssprüche des Jakobssegens sind unterschiedlichen<br />

Alters <strong>und</strong> stammen aus unterschiedlichen Quellen. Die Sprüche über Rüben,<br />

Simeon <strong>und</strong> Levi stammen aus der nomadischen Laienquelle. Rüben wird<br />

getadelt, weil er versuchte, seinen Vater Jakob zu stürzen, indem er mit<br />

dessen Nebenfrau schlief. Simeon <strong>und</strong> Levi werden wegen ihres<br />

Meuchelmordes an den Bürgern von Sichern getadelt. Die Sonderrolle Levis<br />

als Priester an den Heiligtümern Jahwes kennt der Verfasser nicht.<br />

Die Sprüche über Juda, Benjamin, Issasar, Sebulon, Dan, Gad, Asser <strong>und</strong><br />

Naphtali entstammen sicher jahwistischen Traditionen. Juda ist der große<br />

Heros, ihm gebührt der Sieg. Der Königsspruch: „Das Zepter soll von dir nicht<br />

weichen ...", ist sicher als Salbungsformel im Thronbesteigungsritual verankert<br />

gewesen. Spätere haben in <strong>die</strong>sem Spruch <strong>die</strong> Ankündigung des endzeitlichen<br />

Erlösers aus dem Hause Juda gesehen. Damit offenbart sich der<br />

Machtanspruch der königlichen Theokratie von Jerusalem. Aber der Spruch<br />

über Joseph entstammt einer Tradition, <strong>die</strong> nicht in dem Emporkömmling aus<br />

dem Süden, in Juda, den Fürsten unter den Kindern Jakobs sieht, sondern für<br />

<strong>die</strong> Joseph der Fürst unter seinen Brüdern ist. Deshalb erhält Joseph <strong>die</strong><br />

Segnungen „aus Brüsten <strong>und</strong> Mutterschoß". In den Formulierungen <strong>die</strong>ses<br />

Segensspruches werden <strong>die</strong> alten vorisraelischen religiösen Vorstellungen<br />

sichtbar wie auch in dem Spruch über Simeon <strong>und</strong> Levi, <strong>die</strong> zum Ärger der<br />

Tradenten ja nicht nur Männer gemordet haben, sondern „in ihrem Zorn Stiere<br />

verstümmelt" haben. Das ist eine deutliche Anspielung auf den alten Stiergott<br />

von Sichern. Diese Sprüche, <strong>die</strong> dem Mosesegen in V. Mose 31 entsprechen,<br />

sind beheimatet gewesen in der Versammlung an heiliger Stätte, wo der<br />

Herold <strong>die</strong> Untertanen seines Königs mit Namen <strong>und</strong> Amt ruft.<br />

4.5 Die Mosegeschichten<br />

a. Nach Josephs Tod vermehrte sich das Volk der Josephsöhne in<br />

Ägypten sehr stark. Darüber wurden <strong>die</strong> Ägypter besorgt <strong>und</strong><br />

versuchten, durch schärfste Fronpflicht <strong>die</strong> Josephsöhne zu<br />

knechten. Ihre alten Vorrechte hatten sie verloren. Mose aber war<br />

ein Hirte <strong>und</strong> Schwiegersohn des midianitischen Priesters Reguel.<br />

Als er einmal auf der Weide war, erschien ihm Jahwe als<br />

Feuerflamme in einem Dornbusch, ohne daß <strong>die</strong>ser verbrannte. Als<br />

Jahwe aber sah, daß Mose näher kam, um sich das W<strong>und</strong>er<br />

anzusehen, sagte er zu ihm: Tritt nicht näher, sondern ziehe erst<br />

deine Schuhe aus, denn hier ist heiliger Boden. - Mose verhüllte<br />

sein Haupt, nachdem er sich so genähert hatte, <strong>und</strong> hörte, wie<br />

Jahwe ihm sagte: Ich will mein Volk aus Ägypten wegführen. Du<br />

sollst zu den Israeliten hingehen <strong>und</strong> sagen, Jahwe, der <strong>Gott</strong> eurer<br />

Väter, der hat mich geschickt, der will euch aus Ägypten in ein Land<br />

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