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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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Hethitergroßreiches. Von seinem Ruhme künden heute <strong>die</strong><br />

Felsentempel von Abu Simbel. Tukultininurta von Assur verfügte<br />

über ein Söldnerheer beachtlicher Stärke mit bester Ausrüstung,<br />

dem <strong>die</strong> einzelnen Nomadenstämme klein <strong>und</strong> schwach<br />

gegenüberstanden. Einen der Stämme, Levi, hat offenbar das<br />

Schicksal getroffen, von den mit eindringenden Stämmen „zerstreut<br />

zu werden unter alle Stämme".<br />

Geeint waren <strong>die</strong>se Stämme vielleicht nur durch den Dienst an<br />

einem gemeinsamen Heiligtum. Die Stammessprüche im I. Buch<br />

Mose, Kapitel 49, <strong>und</strong> V. Buch Mose. Kapitel 33, in denen alle<br />

Stämme in einem liturgischen Hymnus erwähnt werden, könnten als<br />

Liturgie bzw. ritueller Text einer solchen gemeinsamen<br />

Festbegehung begriffen werden. Denn <strong>die</strong> Nachricht im Buch<br />

Josua, Kapitel 24, obwohl sie tendenziös erzählt ist, scheint zu<br />

bezeugen, daß es so etwas wie ein gemeinsames Fest an einem<br />

Heiligtum gegeben hat. Die Stämme, <strong>und</strong> darin sind sie den<br />

griechischen Amphiktyonien vergleichbar, sind aber nur sehr lose<br />

um ein Heiligtum, in <strong>die</strong>sem Falle <strong>die</strong> B<strong>und</strong>eslade, gruppiert. Die<br />

griechischen Amphiktyonien waren Bündnisse verschiedener<br />

Staaten zum Schutze eines Heiligtums. Zum Tempelverein von<br />

Delphi gehörten z. B. auch zwölf Staaten. Die Zahlen drei, sechs,<br />

zwölf rühren aber aus der Kalenderrechnung her. Königin <strong>und</strong><br />

König, Göttin Mond <strong>und</strong> <strong>Gott</strong> Sonne, regierten einstmals<br />

abwechselnd, je drei oder sechs Monate. Aber monatsweise waren<br />

<strong>die</strong> Mitglieder ihres Vereins verpflichtet, ihre <strong>Götter</strong>, heilige Königin<br />

<strong>und</strong> heiligen König, zu verpflegen. Geht ein Heiligtum unter, geht<br />

gemeinhin auch <strong>die</strong> Verbindung der Stämme untereinander<br />

verloren, <strong>und</strong> es entstehen neue Verbindungen <strong>und</strong> Gruppierungen<br />

um ein neues zentrales Heiligtum, wobei alle Stämme<br />

selbstverständlich ihre lokalen <strong>und</strong> familiären Kulte beibehalten.<br />

Jeder Stamm verehrt dabei seinen eigenen Stammvater,<br />

königlichen Ahnherrn <strong>und</strong> <strong>Gott</strong>. Details über <strong>die</strong>se Kulte <strong>und</strong> Feste<br />

an den alten Stammeszentralheiligtümern sind von den<br />

priesterlichen Redaktoren der Jerusalemer Schule ausgemerzt<br />

worden, als <strong>die</strong>se <strong>die</strong> biblischen Mythen sammelten <strong>und</strong><br />

zusammenstellten, um im 6. Jahrh<strong>und</strong>ert v. u. Z. das Dogma zu<br />

begründen, von dem sie lebten, daß nämlich nur der Opfer<strong>die</strong>nst<br />

am Tempel in Jerusalem richtig <strong>und</strong> von <strong>Gott</strong> verordnet ist. Von den<br />

alten Stammeseinrichtungen <strong>und</strong> Institutionen wird deshalb außer<br />

den Namen <strong>und</strong> Siedlungsorten nichts tra<strong>die</strong>rt. Ebenso wird deshalb<br />

auch von den Richtern in Israel wenig überliefert.<br />

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