Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

das Mädchen aus eurer Familie zur Frau und verschwägert euch mit uns, wir wollen euch die Mädchen aus unserer Mitte geben und euch Raum geben in unserem Lande. Die Söhne Jakobs aber antworteten: Wir wollen nur unter der Bedingung eurem Angebot folgen, daß ihr euch beschneiden laßt, wie wir auch beschnitten sind. Dann wollen wir bei euch bleiben und mit euch ein Volk werden; Wenn ihr das nicht wollt, dann ziehen wir mit Dina weiter. Chamor und die Leute von Sichern gingen darauf ein, und alle Männer ließen sich an einem Tage beschneiden. Am dritten Tage aber fielen die Söhne Jakobs über die wundkranken Sichemiten her und erschlugen alle Männer mit dem Schwert. Sie plünderten die Stadt und nahmen alle bewegliche Habe und die Herden mit. Die Kinder und Frauen führten sie als Gefangene ab. I. Mose 34,1-2.4.6.8-10.13a.15-18.20-25a.25c-29. In Vers 27 ist die Konjunktur „wo man ihre Schwester geschändet hatte" zu tilgen. 1. Diese elohistische Erzählung gehört in die Lokaltradition von Sichern. Als Frevler werden hier eindeutig alle Söhne Jakobs, nicht der Erzvater selbst benannt, denn Jakob und die Leute von Sichern werden als verträgliche Leute dargestellt. Die alten kanaanäischen Bevölkerungsteile waren nämlich bereit, sich friedlich mit den Zugewanderten zu arrangieren. Aber diese brachen ihr Wort und richteten ein grausames Blutbad an. Ein Motiv wird zunächst nicht angegeben, es wäre dem alten Erzähler auch unverständlich geblieben. Elohim war solch brutaler Eifer unverständlich. Die elohistische Version des Überfalls auf Sichern ist kein Ruhmesblatt der Israeliten, der Söhne Jakobs. Wenn diese Geschichte die priesterliche Zensur bei der Endredaktion passieren konnte, allerdings nur in der Verbindung mit der Version aus der Laienquelle (siehe 4,3,e), ist es nur dem Ziele zu danken, jede Vermischung von Juden mit Andersgläubigen zu verbieten, um die Kultgemeinde zu erhalten. 4.4 Die Josepbsgeschichten a. Joseph war ein Rahelsohn, und Israel liebte ihn mehr als seine anderen Söhne. Als nun einstmals seine Brüder bei Sichern die Schafe hüteten, sandte Israel den Joseph zu ihnen, um zu erfahren, ob es um die Brüder und ihre Herden gut stehe. Die Brüder haßten Joseph aber wegen seiner Vorrangstellung, und als sie ihn von ferne sahen, faßten sie den Plan, ihn zu beseitigen. Aber Juda wollte es nicht zulassen, daß sie ihn töteten, und schlug vor, ihn an eine vorbeiziehende Karawane zu verkaufen. Sie verkauften Joseph 104

an die Ismaeliter für 20 Silberstücke. Den Rock Josephs sandten sie nach Hause, nachdem sie ihn mit Ziegenblut beschmiert hatten. Jakob aber trauerte sehr um seinen Sohn, als er den Rock gesehen hatte. Die Ismaeliter zogen nach Ägypten und verkauften Joseph dort an einen Ägypter, der ihn bald zum Aufseher über sein Haus bestellte. Joseph war von schöner Gestalt und gutem Aussehen. Deshalb versuchte die Frau des Ägypters, ihn zu verführen. Joseph widerstand ihr aber. Eines Tages hielt sie ihn beim Gewand fest, er jedoch ließ ihr das Gewand und entfloh. Das Kleid in ihrem Besitz diente als Vorwand, Joseph in das Gefängnis werfen zu lassen; sie warf ihm nun vor, er habe sich an ihr vergehen wollen. Im Gefängnis der königlichen Gefangenen brachte es Joseph durch seine Tüchtigkeit bald zum obersten Aufseher. Als er dann entlassen war, wurde er auch bald der oberste Beamte in Ägypten. Als nun eine Hungersnot in Kanaan ausbrach, kamen die Söhne Israels nach Ägypten, um Getreide zu kaufen. Denn Joseph verkaufte aller Welt Getreide. Sie erhielten es auch und kehrten zurück. Joseph hatte aber jedem von ihnen das Kaufgeld wieder in den Sack legen lassen, denn er hatte seine Brüder erkannt, sie ihn aber nicht. Als das Getreide wieder zu Ende ging, wollten sie erneut losziehen. Doch hatte Joseph ihnen gesagt, bei der nächsten Reise müßten sie ihren Bruder Benjamin mitbringen. Zum Pfände hatten sie Simeon in Ägypten lassen müssen. Und notgedrungen ließ Israel sie ziehen mit Benjamin, mit Weihgeschenken und dem Kaufgeld auch für das Getreide der letzten Reise. In Ägypten hieß Joseph sie freundlich willkommen und lud sie in sein Haus, wo er mit ihnen aß. Dann durften sie mit neu erworbenem Getreide heimwärts ziehen. In ihre Säcke ließ er wiederum das Kaufgeld hineinlegen und dazu in Benjamins Sack noch seinen eigenen silbernen Trinkbecher. Kurz hinter der Stadt ließ er sie anhalten und ihr Gepäck nach dem Becher durchsuchen. Er bezichtigte sie des Diebstahls und wollte Benjamin, in dessen Gepäck sich der Becher fand, als Leibeigenen behalten. Juda, der Wortführer der Brüder, versuchte das Urteil Josephs umzuändern und bot sich selber als Geisel an, um nicht dem greisen Jakob diesen Kummer zu bereiten, daß er nun auch den zweiten Sohn seiner Lieblingsfrau Rahel verlieren sollte. Denn Juda hatte sich gegenüber seinem Vater Jakob für Benjamin verbürgt. Da gab Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen und sagte: Ich bin euer Bruder Joseph, den ihr nach Ägypten verkauft habt, und 105

an <strong>die</strong> Ismaeliter für 20 Silberstücke. Den Rock Josephs sandten sie<br />

nach Hause, nachdem sie ihn mit Ziegenblut beschmiert hatten.<br />

Jakob aber trauerte sehr um seinen Sohn, als er den Rock gesehen<br />

hatte.<br />

Die Ismaeliter zogen nach Ägypten <strong>und</strong> verkauften Joseph dort an<br />

einen Ägypter, der ihn bald zum Aufseher über sein Haus bestellte.<br />

Joseph war von schöner Gestalt <strong>und</strong> gutem Aussehen. Deshalb<br />

versuchte <strong>die</strong> Frau des Ägypters, ihn zu verführen. Joseph<br />

widerstand ihr aber. Eines Tages hielt sie ihn beim Gewand fest, er<br />

jedoch ließ ihr das Gewand <strong>und</strong> entfloh. Das Kleid in ihrem Besitz<br />

<strong>die</strong>nte als Vorwand, Joseph in das Gefängnis werfen zu lassen; sie<br />

warf ihm nun vor, er habe sich an ihr vergehen wollen. Im Gefängnis<br />

der königlichen Gefangenen brachte es Joseph durch seine<br />

Tüchtigkeit bald zum obersten Aufseher. Als er dann entlassen war,<br />

wurde er auch bald der oberste Beamte in Ägypten. Als nun eine<br />

Hungersnot in Kanaan ausbrach, kamen <strong>die</strong> Söhne Israels nach<br />

Ägypten, um Getreide zu kaufen. Denn Joseph verkaufte aller Welt<br />

Getreide. Sie erhielten es auch <strong>und</strong> kehrten zurück. Joseph hatte<br />

aber jedem von ihnen das Kaufgeld wieder in den Sack legen<br />

lassen, denn er hatte seine Brüder erkannt, sie ihn aber nicht. Als<br />

das Getreide wieder zu Ende ging, wollten sie erneut losziehen.<br />

Doch hatte Joseph ihnen gesagt, bei der nächsten Reise müßten<br />

sie ihren Bruder Benjamin mitbringen. Zum Pfände hatten sie<br />

Simeon in Ägypten lassen müssen. Und notgedrungen ließ Israel<br />

sie ziehen mit Benjamin, mit Weihgeschenken <strong>und</strong> dem Kaufgeld<br />

auch für das Getreide der letzten Reise. In Ägypten hieß Joseph sie<br />

fre<strong>und</strong>lich willkommen <strong>und</strong> lud sie in sein Haus, wo er mit ihnen aß.<br />

Dann durften sie mit neu erworbenem Getreide heimwärts ziehen.<br />

In ihre Säcke ließ er wiederum das Kaufgeld hineinlegen <strong>und</strong> dazu<br />

in Benjamins Sack noch seinen eigenen silbernen Trinkbecher. Kurz<br />

hinter der Stadt ließ er sie anhalten <strong>und</strong> ihr Gepäck nach dem<br />

Becher durchsuchen. Er bezichtigte sie des Diebstahls <strong>und</strong> wollte<br />

Benjamin, in dessen Gepäck sich der Becher fand, als Leibeigenen<br />

behalten. Juda, der Wortführer der Brüder, versuchte das Urteil<br />

Josephs umzuändern <strong>und</strong> bot sich selber als Geisel an, um nicht<br />

dem greisen Jakob <strong>die</strong>sen Kummer zu bereiten, daß er nun auch<br />

den zweiten Sohn seiner Lieblingsfrau Rahel verlieren sollte. Denn<br />

Juda hatte sich gegenüber seinem Vater Jakob für Benjamin<br />

verbürgt.<br />

Da gab Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen <strong>und</strong> sagte: Ich<br />

bin euer Bruder Joseph, den ihr nach Ägypten verkauft habt, <strong>und</strong><br />

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