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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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<strong>und</strong> Sebulon. Von Rahel hatte er Joseph <strong>und</strong> Benjamin. Rahels<br />

Leibmagd Bilha hatte ihm Dan <strong>und</strong> Naphtali geboren, Leas<br />

Leibmagd Silpha aber Gad <strong>und</strong> Asser. Und mit ihnen kam Jakob<br />

nach Mamre bei Hebron zu seinem Vater Isaak. Als aber <strong>die</strong> große<br />

Hungersnot kam, zog Jakob mit seiner gesamten<br />

Nachkommenschaft, seinen Herden <strong>und</strong> allem Gut nach Ägypten.<br />

Vor seinem Tode adoptierte er noch <strong>die</strong> Söhne Josephs, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sem<br />

in Ägypten geboren waren, Ephraim <strong>und</strong> Manasse, <strong>und</strong> sagte: Wie<br />

Rüben <strong>und</strong> Simeon sollen sie mir gelten. Die Kinder aber, <strong>die</strong> du<br />

nach ihnen zeugst, sollen dir bleiben <strong>und</strong> in ihrem Erbteil den<br />

Namen eines ihrer Brüder führen. Dann segnete er jeden einzelnen<br />

seiner Söhne mit einem besonderen Segen <strong>und</strong> befahl ihnen, ihn<br />

nach seinem Tode in der Gruft seiner Väter in Machpela bei Mamre<br />

beizusetzen. Seine Söhne gehorchten ihm <strong>und</strong> bestatteten ihn dort<br />

neben seiner Frau Lea.<br />

I. Mose 30,22; 31,18; 33,18; 35,6.9-13.22b-26; 46,6; 48,5; 50,12.<br />

1. Die priesterliche Jakobgeschichte ist vor allem an zwei Themen<br />

interessiert. Einmal heiratet Jakob kultisch einwandfrei <strong>und</strong> wird auch rituell<br />

fehlerfrei begraben, <strong>und</strong> zum anderen ist es göttlicher Wille, daß Jakob Israel<br />

heißen <strong>und</strong> ein großes Volk werden soll. Dazu gehört, daß Jakob <strong>die</strong><br />

Zwölfzahl seiner Söhne erhalten muß. Zu <strong>die</strong>sem Zweck adoptiert er <strong>die</strong><br />

Josephsöhne Ephraim <strong>und</strong> Manasse. Der Erstgeborene Rüben hatte nämlich<br />

versucht, indem er <strong>die</strong> Nebenfrau seines Vaters beschlief (I. Mose 35,22),<br />

seinen Vater zu stürzen. Der Versuch ist mißlungen <strong>und</strong> Rüben ausgestoßen.<br />

Der zweitgeborene Simeon aber ist vermutlich bei seinem Abenteuer mit den<br />

Sichemiten (siehe 4,3,f) von <strong>die</strong>sen als Stamm aufgerieben. Das kultische<br />

Interesse der priesterlichen Kaste von Jerusalem braucht aber zwölf Stämme,<br />

<strong>die</strong> im Monatswechsel das Heiligtum in Jerusalem versorgen. Durch den<br />

Adoptionsakt Jakobs werden <strong>die</strong> realen Verhältnisse der frühen Königszeit, als<br />

Ephraim <strong>und</strong> Manasse schon im Lande weilen, in <strong>die</strong> Erzväterzeit verlegt. In<br />

der Bibel ist auch Jakob öfter als Name für das Volk Israel gebraucht.<br />

2. In der ausführlichen Darstellung der Namensänderung offenbart sich <strong>die</strong><br />

mythologische Funktion Jakobs. Er teilt sie mit seinem griechischen Äquivalent<br />

Hellen, Vater aller Griechen, Sohn des Amphiktyon. Hellen war der königliche<br />

Stellvertreter der Mondgöttin Selene, <strong>und</strong> seine Söhne waren <strong>die</strong> Stammväter<br />

der bedeutendsten Völker Griechenlands, <strong>die</strong> als patriarchalisch organisierte<br />

Wandervölker nach Griechenland eindrangen.<br />

Der Name Israel bedeutet „<strong>Gott</strong> (El) herrscht" oder „<strong>Gott</strong> leuchtet". Er ist wohl<br />

kanaanäischen Ursprungs. Die jahwistische Deutung in I. Mose 32,29 („du<br />

hast mit <strong>Gott</strong> <strong>und</strong> Menschen gekämpft <strong>und</strong> hast gesiegt"; vgl. 4,3,d) ist eine<br />

mehr volkstümliche Erklärung des Namens <strong>und</strong> entspricht nicht der<br />

ursprünglich sakralen Bedeutung des Namens, der für den B<strong>und</strong> der Stämme<br />

seit der Landnahme gegolten haben mag. Säkulare Bedeutung hat der Name<br />

seit der Reichstrennung 932 für das Nordreich besessen. Aber nach dem<br />

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