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2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV

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Die katholische Lehre von den zwei Quellen der Offenbarung<br />

der Auslegung des Trienter Dekrets. Als seine unumgängliche Konsequenz wurde jetzt<br />

angesehen, daß nichts von der Kirche gelehrt werden könne, was nicht ausdrücklich in<br />

der Schrift zu finden sei – denn die sei ja in Glaubenssachen vollständig. Und da man<br />

die Auslegung der Schrift und die historisch-kritische Exegese identifizierte, bedeutete<br />

dies, daß nichts von der Kirche gelehrt werden könne, was nicht vor der Instanz der<br />

historisch-kritischen Methode bestehen könne… Natürlich mußte das Konzil dieser so<br />

entfalteten Theorie widerstehen, aber das Schlagwort von der ›materialen Vollständigkeit‹<br />

samt all seinen Konsequenzen war im öffentlichen kirchlichen Bewußtsein weithin<br />

stärker als der tatsächliche Endtext des Konzils. 188 Das Drama der nachkonziliaren<br />

Epoche ist weitgehend von diesem Schlagwort und seinen logischen Konsequenzen<br />

bestimmt worden.« Man sieht also, welche Bedeutung der jetzige Heilige Vater selbst<br />

der hier von uns noch einmal aufgegriffenen und diskutierten Frage beimißt!<br />

Allerdings muß man achtgeben, daß man das Lehramt, das Kardinal Ratzinger zu recht<br />

verteidigte und das zunächst einmal für den Katholiken die »norma proxima«, also<br />

die »nächste/unmittelbare Regel« seines Denkens und Handelns bildet (die Bibel wird<br />

dementsprechend als »norma remota«, als Regel, die im Hintergrund steht, bezeichnet<br />

189 ) auch nicht überbewertet und es so faßt, als wenn ihm nicht klare Grenzen gesetzt<br />

wären. Und dazu müßte man, damit kein Mißverständnis aufkommt, im katholischen<br />

Sinn sauber unterscheiden zwischen der apostolischen und der nachapostolischen Zeit:<br />

Eine neue Offenbarung ist in letzterer nicht mehr möglich! 190<br />

Mit diesem wichtigen Aspekt der katholischen Lehre müssen wir uns im letzten Teil<br />

unserer Abhandlung nun noch etwas ausführlicher auseinandersetzen. Solche Gedanken<br />

scheinen, oberflächlich betrachtet, nicht direkt zu unserer Thematik zu gehören.<br />

Jedoch wäre eine detaillierte Stellungnahme zur Bedeutung der mündlichen Überlieferung<br />

aus der Zeit der Apostel unvollständig, wenn man nicht auch allgemein die absolut<br />

normierende Kraft jener apostolischen Ära verteidigen wollte. Denn nur so kann,<br />

was uns am Herzen liegt, die gesunde Überlieferung bewahrt bleiben, wobei einzelne<br />

ihrer Elemente natürlich immer noch tiefer verstanden bzw. entfaltet werden mögen.<br />

Solche Klarstellungen sind um so mehr in einer Zeit nötig, in der auch und gerade in<br />

dieser zentralen Frage nicht wenigen Vertretern der katholischen Theologie die gesunden<br />

Maßstäbe abhanden gekommen zu sein scheinen.<br />

188 Anm. H-L B: Es geht hier um die »Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung«<br />

Dei Verbum.<br />

189 Siehe oben Anm. 44.<br />

190 Siehe Verf., Mit ihrer Unfehlbarkeit schafft die Kirche keine neue Offenbarung! Kirchliche<br />

Umschau 12,9/2009, 40-48.<br />

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