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2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV

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98 Heinz-Lother Barth<br />

Auch so werden wir (Firma Geiselmann usw.) der Sache nach gesiegt haben, weil nichts<br />

gegen uns gesagt werden wird.« 185 Man beachte – neben dem für einen Priester und<br />

als hochkarätig geltenden Theologieprofessor allzu saloppen Stil – die Mentalität, die<br />

hinter einer solchen Aussage steht: Man identifiziert sich selbst geradezu mit der neuen<br />

Lehre, die man durchsetzen möchte. Ist das nicht typisch für den modernen Subjektivismus?<br />

Wehe, wenn dann andere Katholiken widersprechen! Eine solche Einrede<br />

empfände man geradezu als eine Attacke gegen die eigene Person.<br />

Kardinal Ratzingers Stellung zu Geiselmanns These<br />

Übrigens, um noch einen letzten, nicht uninteressanten Aspekt zum Thema »Suffizienz<br />

der Heiligen Schrift?« beizutragen, wurde Geiselmann und seinen Gefolgsleuten damals<br />

auch vom jungen Professor Joseph Ratzinger widersprochen. Hierauf hat Thomas<br />

Söding in einem (oben schon erwähnten) Sammelband aufmerksam gemacht, der der<br />

Theologie des jetzigen Papstes gewidmet ist 186 . Michael Karger faßte jene Theologie<br />

korrekt so zusammen: »Zahlreiche Konzilsväter, von der scheinbaren und bibelfrommen<br />

Plausibilität der These [Geiselmanns] angezogen, erkannten allerdings deren Konsequenzen<br />

nicht: Wenn die Schrift alle Wahrheiten enthält, ist das Dogma der Kirche<br />

ein Abfall von der Schrift, wenn nicht, dann erscheint die Tradition als höherwertig<br />

gegenüber der bildlichen und naiven Schriftsprache. Auf der Basis der Unterscheidung<br />

von Christus dem Offenbarer und Schrift und Tradition als Offenbarungszeugnissen<br />

konnte Ratzinger die allgemeine Verwirrung beseitigen: Hinreichend, suffizient, ist einzig<br />

der Offenbarer Christus, und es kann darum auf der Grundlage des erweiterten<br />

Traditionsbegriffs der Schrift, verstanden als geschriebene Tradition und außerbiblische<br />

Tradition, durchaus auch materielle Explikationen nach der Schrift geben.« 187<br />

Der jetzige Papst selbst kam auf Geiselmanns These und das, was sie an gefährlichen<br />

Tendenzen bei ihren Epigonen ausgelöst hat, selbst schonungslos in seiner autobiographischen<br />

Skizze »Aus meinem Leben – Erinnerungen 1927-1977« (Stuttgart 1998,<br />

107 und 128) zu sprechen: »Man sprach von der ›materialen Vollständigkeit‹ der Bibel<br />

in Glaubenssachen. Dieses Schlagwort, das nun allenthalben die Runde machte und<br />

als die große, neue Erkenntnis galt, löste sich alsbald von seinem Ausgangspunkt in<br />

185 Die Zitate finden sich in: Orientierung 48/1984, 175.<br />

186 Thomas Söding, Die Lebendigkeit des Wortes Gottes – Das Verständnis der Offenbarung<br />

bei Joseph Ratzinger, in: Der Theologe Joseph Ratzinger, hg. von Frank Meier-Hamidi und<br />

Ferdinand Schumacher, Quaestiones disputatae 222, Freiburg/B. 2007, 12-55.<br />

187 Zitat nach der Besprechung des genannten Buches in: Michael Karger, Zwischen Universitätstheologie<br />

und Lehramt, Die Tagespost vom 17. Januar 2008, S. 6

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