2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV
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Die katholische Lehre von den zwei Quellen der Offenbarung<br />
Scheebens theologisches Gesamturteil zu unserer Frage treffend so zusammen: »Daß<br />
viele Glaubenslehren sowohl in der Hl. Schrift als auch in der Tradition enthalten sind,<br />
ist für ihn eine Selbstverständlichkeit; aber eine absolute und vollkommene Suffizienz<br />
der Schrift vertritt er nicht; er wird allerdings nicht müde zu betonen, die Glaubenswahrheiten<br />
seien im großen und ganzen, wenn nicht formaliter explicite vel implicite,<br />
so doch virtualiter vel fundamentaliter, wenigstens irgendwie, andeutungsweise in der<br />
Schrift zum Ausdruck gebracht; nur in wenigen Punkten sei die Schrift im strengen<br />
Sinn des Wortes ergänzungsbedürftig durch die Überlieferung.« 169<br />
Nicht alles steht in der Bibel: Schaufs Stellungnahmen<br />
Heribert Schauf brachte die Sache im II. Vatikanum auf den Punkt: Man müsse zwischen<br />
»Fundament« und »Argument« unterscheiden. Zugegebenermaßen hätten alle katholischen<br />
Dogmen in der Schrift irgendeine Grundlage, und sei diese noch so entfernt und<br />
unsicher, aber ein überzeugender Beweis für bestimmte christliche Wahrheiten sei nur aus<br />
der mündlichen apostolischen Tradition zu führen. 170 Bischof F. Franic drückte als traditionstreuer<br />
Konzilsvater diese entscheidende Differenzierung im Rahmen seiner Relatio<br />
vom 25. September 1964 in lateinischer Sprache so aus; Ausgangspunkt war die Kritik an<br />
dem bis dato vorgelegten Schema: »Ratio huius defectus, ex mea humili opinione, in eo<br />
esse videtur, quod duo aspectus diversi in Sacra Traditione inter se non distinguuntur, scilicet<br />
aspectus systematicus, ut ita dicam, et aspectus criteriologicus. Aspectus systematicus<br />
quaerit: utrum omnes veritates ex Traditione tantum a nobis cognitae reduci possint ad<br />
quandam veritatem in Scriptura contentam? Aspectus criteriologicus seu cognitivus quaerit:<br />
utrum omnes veritates fidei ex Scriptura certe (im klassischen Latein müßte es hier<br />
»certo« heißen, H-L B; siehe Anm. 169) cognosci possint, seu utrum dentur duo fontes,<br />
ad 1. Vgl. Luisella Scrosati, Les précurseurs de l’aggiornamento. L’ouverture aux idées modernes<br />
dans la théologie de la renaissance et la réaction thomiste, in: Les crises dans l’église. Les<br />
causes, effets et remèdes. Actes du VIIe Congrès théologique de sì sì no no en partenariat avec<br />
l’institut universitaire Saint Pie X et DICI, 2007, 71-96, hier 8<strong>2.</strong><br />
169 Karl Wittkemper, Scheebens Lehre über das Verhältnis von Schrift und Tradition, in: Schrift<br />
und Tradition, 267-280, Zitat 280. Vgl. auch M. Schmaus, Divinitas 8/1964, 140: »Ne acerrimi<br />
quidem defensores insufficientiae S. Scripturae negant omnes veritates fidei S. Scriptura<br />
tanquam ultimo fundamento fulciri et fulciendas esse, reiciunt tamen omnes veritates e<br />
S. Scriptura intelligibiter demonstrari posse. Nonnullae solum radicaliter vel fundamentaliter<br />
vel remote implicite in S. Scriptura continentur, ita ut sine testimonio Traditionis (Text:<br />
Traditioni) e S. scriptura sola certe (gemeint ist wohl nach klassischer Diktion: certo; siehe<br />
Hermann Menge, Lehrbuch der lateinischen Syntax und Semantik. Völlig neu bearbeitet<br />
von Thorsten Burkard und Markus Schauer, Darmstadt 2000, § 144,1, S. 193 f.) cognosci<br />
non possint (cf. Constitutionem Apostolicam ›Munificentissimus Deus‹).«<br />
170 H. Schauf, Annuarium Historiae Conciliorum 16/1984, 450; 453.<br />
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