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2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV

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80 Heinz-Lother Barth<br />

Das Offenbarungsschema des II. Vatikanums bestätigt unsere Position<br />

Daß unsere Interpretation die richtige ist, wird in gewisser Hinsicht auch noch durch<br />

das ursprüngliche Offenbarungsschema des II. Vatikanums bestätigt, das dann ja leider<br />

nicht zum Zuge kam. 144 Zwar handelt es sich hier nicht direkt um einen Text des Lehramtes,<br />

weil er ja durch progressive Kräfte auf dem Konzil schließlich verhindert wurde.<br />

Aber an ihm kann man doch zeigen, wie anerkannte Theologen ganz selbstverständlich<br />

den heute allgemein so umstrittenen Text aus dem Tridentinum ausgelegt haben. Denn<br />

für seine Lehre von der zweifachen Quelle der Offenbarung (De duplici fonte revelationis)<br />

beruft sich das Schema in Kap. 1 Absatz 5 ausdrücklich auf das I. Vatikanum, und<br />

zwar auf denjenigen Text, innerhalb dessen die von uns ausführlich diskutierte Stelle<br />

aus dem Tridentinum wörtlich übernommen ist. 145 Es ist also ganz klar, wie die Ver-<br />

144 Der renommierte Kirchenhistoriker Walter Brandmüller, der im Vatikan hohes Ansehen genießt,<br />

hat sich allgemein zu diesem Phänomen geäußert: »Ver mutlich war die theologische<br />

Qualität der vorbereiteten Schemata sogar besser als die des nachfolgenden Konzils.« (Das<br />

Konzil und die Konzile – Das <strong>2.</strong> Vatikanum im Licht der Konziliengeschichte, in: Zweites<br />

Vatikanisches Konzil – Das bleibende Anliegen, hg. von Joachim Piegsa, St. Ottilien 1991,<br />

30, wiederabgedruckt in: Walter Brandmüller, Licht und Schatten: Kirchengeschichte zwischen<br />

Glaube, Fakten und Legenden, Augsburg 2007, hier 182). Zu den Vorzügen der vorbereiteten<br />

Schemata siehe Abbé Lovey, Les schémas préparatoires, in: Église et Contre-Église<br />

au Concile Vatican II, Actes du 2e Congrès théologique de sì sì no no, Versailles 1996,<br />

111-147. Verf. äußert sich auch zu den dann aus guten Gründen niedergeschlagenen Konzilsplänen<br />

der Päpste Pius XI. und Pius XII. (a. O. 112-114).<br />

Sehr wichtig ist auch die Einschätzung, die Msgr. Brunero Gheradini jüngst zum Geist der<br />

ursprünglichen Texte vorgenommen hat: »Schon das Zweite Vatikanum verstieß alle im<br />

scholastischen Geist vorbereiteten Dokumente. Die nachkonziliare Ära setzte diesen Weg<br />

fort. Heute ist mit der Scholastik auch die Metaphysik zur Gänze beiseite gelegt. Die Auswirkungen<br />

sind für alle erkennbar. Ich erinnere an eine meiner früheren Schriften, in der<br />

ich, von der Hoffnung beseelt, daß die zeitgenössische Theologie Distanz zur ›Seinsvergessenheit‹<br />

bewahrt, vorschlug, die vom heiligen Thomas vertretene ›Philosophie des Seins‹<br />

als wahre Erneuerung der theologischen Sprache anzuwenden.« (Das Zweite Vatikanische<br />

Konzil – Ein ausstehender Diskurs. Ein Gespräch mit Msgr. Brunero Gherardini, Kanoniker<br />

der Peterskirche und Professor der Theologie, in: Kirchliche Umschau 13,5/2010, 13).<br />

Trotz gewisser Kritik an den ursprünglichen Schemata sprach auch der jetzige Papst ihnen<br />

vor einigen Jahren immerhin insofern hohe Qualität zu, als er ihnen konzedierte, sie seien<br />

»grundsolide und sorgsam erarbeitet« gewesen. (Joseph Kardinal Ratzinger, Aus meinem<br />

Leben – Erinnerungen, deutsche Ausgabe <strong>2.</strong> Aufl. Stuttgart 1998, 101) Allerdings hatte Prof.<br />

Joseph Ratzinger auf dem II. Vatikanum als Peritus an der Seite von Kardinal Frings daran<br />

mitgewirkt, daß das ganz der katholischen Tradition verpflichtete ursprüngliche Schema<br />

»De fontibus revelationis«, wie wir oben schon erwähnt hatten, zurückgezogen und durch<br />

einen vollständig neuen Text ersetzt wurde (Rudolf Voderholzer, Offenbarung, Schrift und<br />

Kirche – Eine relecture von »Dei Verbum« im Licht vorbereitender und rezipierender Texte<br />

Joseph Ratzingers, IKaZ 39/2010, 287-303, hier 288 f.)<br />

145 Acta synodalia Sacrosancti Concilii Oecumenici Vaticani II, Vol. I, Pars III, in urbe Vaticana

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