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2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV

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Die katholische Lehre von den zwei Quellen der Offenbarung<br />

ganz rasch bei den »Wiedertäufern« 129 , gegen deren Kampf für die Ausschließlichkeit<br />

der Erwachsenentaufe diese Bemerkung gerade auch gerichtet war, man vergleiche die<br />

Canones 13 und 14 über das Sakrament der Taufe (DH 1626 und 1627). Übrigens<br />

sind die entscheidenden Sätze in DH 1514 wörtlich aus der antipelagianischen Synode<br />

von Karthago aus dem Jahre 418 übernommen worden (DH 223) – mit einer Ausnahme:<br />

»ex traditione Apostolorum« wurde bezeichnenderweise hinzugefügt, weil es dem<br />

Tridentinum wichtig war, in der geistigen Auseinandersetzung mit bestimmten, aus der<br />

Reformation hervorgegangenen Irrlehrern die konstitutive Bedeutung der ursprünglich<br />

nicht schriftlich fixierten apostolischen Tradition festzuhalten! Und diese betrifft hier<br />

bei Martin Luther – Der Ursprung der anthropozentrischen Religion, Neuauflage der Erstedition<br />

von 1966, Verlag nova et vetera, Bonn 2002, 65-96, v.a. 72-76). Gotthold Ephraim Lessing,<br />

als liberaler »Auf klärer« ein unverdächtiger Zeuge, fällte zu Recht folgendes Urteil, das das<br />

ganze Dilemma der Neugläubigen im 16. Jahrhundert im Kern erfaßt: »Die Reforma tion kam<br />

weni ger dadurch zu Stande, daß man die Bibel besser zu brau chen anfing; als dadurch, daß<br />

man die Tradition zu brauchen aufhör te.« (Werke, hg. von K. Eibl, H. Göbel u. a., Bd. 8, München<br />

1979, 148)<br />

Ein Zitat möge zur Veranschaulichung des Lutherschen Sendungsbewußtseins dienen: Der<br />

Protestant Bernhard Lohse führte in seinem Buch Martin Luther – Eine Einführung in sein<br />

Leben und Werk ( 2München 1982, 122) fol gen den Satz aus dem Brief des Haup tes der<br />

»Evange li schen« an den sächsi schen Kurfürsten Friedrich den Weisen vom 5. März 1522 an:<br />

»E.K.F.G. (=Euer Kurfürstliche Gnaden) weiß, oder weiß sie es nicht, so laß sie es ihr hier<br />

mit kund sein, daß ich das Evangeli um nicht von Menschen, sondern allein vom Himmel<br />

durch unseren Herrn Jesum Chri stum habe, daß ich mich wohl hätte mügen (wie ich denn<br />

hinfort tun will) einen Knecht und Evange listen rühmen und schrei ben...« (Originaltext: WA<br />

Br 2 Nr. 455, 39-43). Loh ses Kommentar zu diesen anmaßen den Worten lau tet: »Die scharfe<br />

Polemik, welche Luther gegenüber dem Papst und vielen kirch lichen Würdenträ gern übte,<br />

muß nicht zuletzt auch unter diesem Aspekt nahezu aposto lischen Vollmachtsbewußtseins<br />

und seelsorgeri scher Verantwor tung gesehen werden.« Es fragt sich freilich, wer dem Augustinermönch<br />

aus Wittenberg diese »apostolische Vollmacht« verliehen hatte. Jedenfalls wohl<br />

kaum der Himmel, wie er selbst wähnt! Und daß es sich bei seiner Redeweise nicht etwa um<br />

eine einmalige Entgleisung handelte, kann man den vielen weiteren, zum Teil geradezu erschütternden<br />

Zeugnissen entnehmen, die der große Lutherken ner Hartmann Grisar SJ in seinem<br />

Standardwerk Luther unter der Kapitelüberschrift Luther über seine <strong>Una</strong>ntastbarkeit und<br />

Größe. Die Kunst der »Rhetorik« zusammengetragen hat (<strong>2.</strong> Bd., 3Freibg./B. 1924, 648 ff.).<br />

129 Zu den besonders bekannten und radikalen »Wiedertäufern« gehörten die Münsteraner Vertreter<br />

dieser Bewegung. Siehe jetzt Hubertus Lutterbach, Das Täuferreich von Münster –<br />

Wurzeln und Merkmale eines religiösen Aufbruchs, Münster 2008. Im 20. Jahrhundert hat<br />

z.B. der Protestant Johannes Warns eine umfangreiche und ehedem vielbeachtete Studie<br />

aus der Perspektive eines Vertreters der reinen Erwachsenentaufe verfaßt: Der Autor anerkannte<br />

nur biblische Zeugnisse und diagnostizierte, zum Teil im damals verbreiteten, scharf<br />

polemischen Ton, einen angeblich frühen Abfall der Kirche von der »wahren« Lehre Jesu!<br />

(Die Taufe – Gedanken über die christliche Taufe, ihre Geschichte und ihre Bedeutung für<br />

die Gegenwart, 1. Aufl. Berlin 1913, 3. Auflage hg. von Hartwig Schnurr, Wuppertal und Zürich<br />

1992, v. a. III. Kapitel: »Der Ursprung der Kindertaufe«, 33-56)<br />

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