2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV
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Die katholische Lehre von den zwei Quellen der Offenbarung<br />
sunt.« 111 – »Denn die katholische Kirche entscheidet, daß man all das fest und treu zu<br />
glauben hat, was göttlich offenbart ist; dies ist nämlich in den Heiligen Schriften enthalten<br />
oder mündlich bzw. schriftlich überliefert, und vom apostolischen Zeitalter an<br />
im Laufe der Jahrhunderte von den Päpsten und von den rechtmäßigen Ökumenischen<br />
Konzilien festgelegt und definiert worden.« 112<br />
Der Papst hat zu »ore tenus« (»mündlich«) einen interessanten und wichtigen Zusatz<br />
hinzugefügt, der implizit einem oft gehörten Gegenargument begegnet: Wie kann man<br />
von mündlichen Traditionen aus apostolischer Zeit wissen, wenn wir uns dafür auf gar<br />
keine Zeugnisse stützen können, die ihrerseits ja (in nicht inspirierten Texten) schriftlich<br />
abgefaßt sein müßten, damit wir heute noch ihre Existenz nachweisen können? Aber<br />
solche Belege treffen wir ja dann irgendwann doch in der frühen Kirchengeschichte an,<br />
nur daß in der Zwischenzeit die Lehre eben mündlich tradiert worden war! 113 Diese<br />
beiden Möglichkeiten, die mündliche Tradition, die auf die apostolische Ära zurückgeht<br />
(»atque inde ab apostolica aetate«), und deren frühe oder spätere Verschriftlichung<br />
sind hier offenbar gemeint. Sie sind untereinander enger verwandt als beide zusammen<br />
111 AAS 51/1959, 512 f.<br />
112 Eigene Übersetzung des lateinischen Originals.<br />
113 Der Trienter Text rechnet offenbar sogar mit der Möglichkeit einer länger dauernden rein<br />
mündlichen Überlieferung, wenn er sagt: »quasi per manus traditae ad nos usque pervenerunt.«<br />
Jedenfalls erwähnt er nicht die Tatsache, daß solche mündlichen Traditionen des apostolischen<br />
Zeitalters oft ja auch bald irgendwo schriftlich belegt sind. Der Hintergrund ist wohl die<br />
dogmatische Absicht, die schriftliche Tradition der Bibel und die mündlichen Überlieferungen<br />
apostolischen Ursprungs besonders markant gegeneinander zu stellen. Papst Johannes XXI-<br />
II. nimmt seinerseits eine historisch zutreffende Differenzierung vor – ein geradezu klassischer<br />
Fall einer sauberen, katholischen Lehrentwicklung!<br />
Zugleich wurde so einem partiell berechtigten Einwand aus der »Nouvelle théologie« begegnet,<br />
wie ihn beispielsweise Yves Congar erhoben hatte: »Nicht-schriftliche apostolische Traditionen<br />
sind uns nur in patristischer Brechung zugänglich.« So lautet das Referat der Congarschen Position<br />
bei Johannes Bunnenberg, Lebendige Treue zum Ursprung – Das Traditionsverständnis<br />
Yves Congars, Mainz 1989, 191. Allerdings ist Congars Einwand insofern angreifbar, als er<br />
prinzipiell unter einer solchen »Brechung« versteht, daß man vom historischen Standpunkt aus<br />
niemals sicher die apostolische mündliche Tradition greifen könne; Brunnenberg spricht hier<br />
von einem allgemeinen »Bereich der Unschärfe«. Sicherlich mag es hier und da sogar voneinander<br />
abweichende Bräuche gegeben haben, die sich beide glaubten auf die Apostel berufen<br />
zu können, z.B. was das Osterdatum betraf (so Yves Congar, La tradition et les traditions<br />
II – Essay théologique, Paris 1963, 58). Aber diese Beispiele darf man doch nicht generalisieren!<br />
Hinter einer solchen pauschalen Skepsis, die prinzipiell und für alle Fälle verneint, zuverlässige,<br />
objektive Informationen über die Vergangenheit erhalten zu können, steht die moderne,<br />
subjektivistisch gefärbte Hermeneutik. Leider hat sie selbst vor offiziellen Dokumenten der<br />
Kirche in der nachkonziliaren Ära nicht haltgemacht. Siehe Verf., Ist die traditionelle lateinische<br />
Messe antisemitisch? Antwort auf ein Papier des Zentralkomitees der deutschen Katholiken,<br />
2Altötting 2007, 109-115.<br />
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