2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV
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Die katholische Lehre von den zwei Quellen der Offenbarung<br />
Denn wenn wir heute einen Satz so, wie wir es vorgeschlagen haben, nach dem Satzbau<br />
gliedern möchten, würden wir anders interpungieren. Im ersten Teil, den wir diskutiert<br />
haben, sähe der Text dann folgendermaßen aus: »hanc veritatem et disciplinam contineri<br />
in libris scriptis et sine scripto traditionibus, quae, ab ipsius Christi ore ab Apostolis<br />
acceptae aut ab ipsis Apostolis Spiritu Sancto dictante, quasi per manus traditae ad nos<br />
usque pervenerunt…« Im zweiten besprochenen Abschnitt bliebe das Komma fort: »…<br />
nec non traditiones ipsas, tum ad fidem, tum ad mores pertinentes, tamquam vel oretenus<br />
a Christo vel a Spiritu Sancto dictatas et continua successione in Ecclesia catholica<br />
conservatas, pari pietatis affectu ac reverentia suscipit et veneratur.«<br />
Einige kleine Beispiele mögen diesen abweichenden Brauch beleuchten. Jedem traditionellen<br />
Meßbuch ist seit dem Jahre 1570 die Bulle »Quo primum« des heiligen Papstes<br />
Pius V. vorangestellt; das gilt auch noch für das Missale des seligen Papstes Johannes<br />
XXIII. aus dem Jahre 196<strong>2.</strong> In diesem Dokument setzte Pius V. fest, daß jenes Meßbuch<br />
künftig von allen römisch-katholischen Priestern ohne Behinderung verwendet<br />
werden dürfe. 70 Schon der erste Satz des päpstlichen Dokumentes ist geprägt von jenem<br />
Moyen Âge, in: Grafia e interpunzione del latino nel medioevo, Seminario internazionale,<br />
Roma, 27-29 settembre 1984, a cura di Alfonso Maierù, Roma 1987, 113-133.<br />
70 Zur kirchenrechtlichen Weiterwirkung der Bulle siehe Verf., Viel Licht und noch mehr Schatten.<br />
Zu dem Buch von Michael Kunzler, Die »Tridentinische« Messe, UVK 39/2009, 11-79, hier<br />
3<strong>2.</strong> Die Bedeutung dieser Bulle wird in folgenden kirchenrechtlichen Untersuchungen nicht<br />
erwähnt, die zum Motu proprio Papst Benedikts XVI. »Summorum Pontificum« mittlerweile<br />
erschienen sind; dort hatte der Heilige Vater ja zu Recht in Art. 1 erklärt (und in seinem Begleitbrief<br />
an die Bischöfe noch weiter erläutert), daß das traditionelle Meßbuch nie rechtmäßig<br />
abgeschafft worden war (»Proinde Missae Sacrificium, iuxta editionem typicam Missalis<br />
Romani a B. Ioanne XXIII anno 1962 promulgatam et numquam abrogatam, uti formam extraordinariam<br />
Liturgiae Ecclesiae, celebrare licet.« Kursivsetzung durch Verf.): 1) Wolfgang F.<br />
Rothe, Liturgische Versöhnung – Ein kirchenrechtlicher Kommentar zum Motu proprio »Summorum<br />
Pontificum« für Studium und Praxis, Augsburg 2009, 58-61; 2) Gero P. Weishaupt,<br />
Päpstliche Weichenstellungen – Das Motu proprio Summorum Pontificum Papst Benedikts<br />
XVI. und der Begleitbrief an die Bischöfe: Ein kirchenrechtlicher Kommentar und Überlegungen<br />
zu einer »Reform der Reform«, Bonn 2010, 28-35. Weishaupts Ausführungen sind hier<br />
umfassender und greifen tiefer: Sie zeigen noch deutlicher auf, daß eine rechtsgültige Abrogation<br />
des traditionellen Missale, wie der römische Pontifex festgestellt hat, allgemein nie<br />
stattgefunden hatte und daß dessen legaler Gebrauch daher durchaus nicht nur auf die bekannten,<br />
von Rom geregelten Ausnahmefälle beschränkt war. Allerdings hätte auch hier, und<br />
zwar gerade im Blick auf die derzeitigen Diskussionen zwischen Rom und der Priesterbruderschaft<br />
St. Pius X., klarer herausgestellt werden können, welch massives Unrecht Jahrzehnte<br />
lang den Priestern geschehen ist, denen man de facto die Zelebration nach dem traditionellen<br />
Missale versagt und sie an den Rand der Kirche gedrängt hatte. Daß dieses Vorgehen<br />
rechtswidrig war, hätte man längst wissen können. Denn erfahrene Juristen wie die Professoren<br />
Georg May und Wolfgang Waldstein, um nur zwei prominente deutschsprachige Vertreter<br />
der Disziplin zu nennen, hatten hier immer wieder gemahnt und gewarnt!<br />
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