2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV
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50 Heinz-Lother Barth<br />
et salutaris veritatis et morum disciplinae omni creaturae praedicari iussit.« Also<br />
sind auch im Fortgang des Textes mit »veritas et disciplina« die »salutaris veritas«, die<br />
»Heilswahrheit«, und die »morum disciplina«, die »Ordnung der Sitten bzw. Bräuche«<br />
gemeint. 60 Außerdem ist ja im weiteren Verlauf des Satzes ausdrücklich noch<br />
einmal die Rede von den »traditiones ipsas, tum ad fidem, tum ad mores pertinentes,<br />
tamquam vel oretenus a Christo, vel a Spiritu Sancto dictatas et continua successione<br />
in ecclesia catholica conservatas«. Dabei hängt nunmehr »fidem« mit »veritatem«<br />
zusammen, und »mores« greift »disciplinam« wieder auf. So wird abermals unsere<br />
Deutung des Begriffs »disciplinam« bestätigt.<br />
Die Frage stellt sich jetzt nur noch, wie dieses Substantiv im Sinne von »morum disciplinam«<br />
inhaltlich genau zu verstehen ist. Lennerz schlug als Übersetzung von »hanc<br />
veritatem et disciplinam« vor: »diese Glaubens – und Sittenlehre«. 61 Eine solche Übertragung<br />
ist jedoch mißverständlich. Denn nach heutigem Sprachgebrauch denkt der<br />
Leser dann beim zweiten Glied an praktisch-sittliche Verhaltensnormen im Rahmen<br />
der Moraltheologie, die irgendwie mit der Offenbarung zusammenhängen. Zumindest<br />
primär scheint aber eher an etwas anderes gedacht zu sein, wie Johannes Beumer<br />
zu Recht festgestellt hat: »Es sind disziplinäre und rituelle Einzelvorschriften, die von<br />
Christus oder dem Heiligen Geist an die Apostel ergingen und durch deren Vermittlung<br />
mündlich, d. i. ohne ein ausdrückliches Zeugnis der Schrift, der Kirche übergeben<br />
wurden; ihre Beziehung zum Glauben ist im Gegensatz zu den ›traditiones ad fidem<br />
pertinentes‹ indirekt, deutlicher z. B. bei dem Gebot der Kleinkindtaufe 62 , weniger<br />
60 Richtig hat diesen Zusammenhang z.B. Ortigues gesehen (RSR36/1949, 285).<br />
61 Scriptura sola? Gregorianum 40/1959, 44<br />
62 Wichtig ist hier die Unterscheidung, die in der klassischen römischen Theologie zwischen<br />
verschiedenen Formen der Tradition gemacht wird. Neben einer rein kirchlichen Überlieferung<br />
späterer Zeiten sind dies vor allem die beiden folgenden Bereiche; wir zitieren sie<br />
nach Bernardin Goebel O.M.Cap., Katholische Apologetik, Freiburg/B. 1930, 431: »Rein<br />
apostolische Tradition (trad. mere apostolica seu humano-apostolica): Bestimmungen<br />
und Einrichtungen, die auf die Apostel, aber als Träger der ordentlichen kirchlichen Gewalt,<br />
als erste Vorsteher der Kirche zurückgehen, z. B. die Taufe durch Untertauchen,<br />
die Feier des Sonntags an Stelle des Sabbats, die vierzigtägigen Fasten u. a. Der Inhalt<br />
dieser doppelten Tradition (traditio humana) ist besonders für Kirchenrecht, Moral und<br />
Liturgik wichtig. – Göttliche Tradition (trad. divina seu divino-apostolica): Lehren, die<br />
von den Aposteln als den Trägern der Offenbarung stammen. Sie wird auch dogmatische<br />
Tradition genannt, weil sie Glaubenswahrheiten zum Gegenstand hat, nicht Sachen<br />
der Disziplin, wie die kirchliche und rein apostolische Tradition. Man nimmt sie wieder:<br />
Im weiteren Sinne für den ganzen Offenbarungs– oder Glaubensschatz (depositum<br />
fidei), den die Kirche schriftlich oder mündlich von den Aposteln übernommen hat.<br />
Im engeren Sinne für Glaubenswahrheiten, welche die Apostel mündlich der Kirche<br />
überliefert haben.« Gerade anhand der Säuglingstaufe kann man allerdings sehen, daß<br />
eine strenge Scheidung zwischen einer »traditio humano-apostolica« und der »traditio divi-