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2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV

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Die katholische Lehre von den zwei Quellen der Offenbarung<br />

(reine) Buchreligion ist. 32 Der Anglikaner (!) Hawkins predigte hierüber im Jahre 1822<br />

in Anwesenheit des späteren Kardinal J. H. Newman, der damals noch Student war.<br />

Newman referierte später diese für ihn wichtigen Gedanken: »Der heilige Text sei nie<br />

dazu bestimmt gewesen, in einer Lehre zu unterrichten, er sollte sie nur beglaubigen,<br />

und wir müßten uns, um die Lehre kennenzulernen, an die Formulare der Kirche, den<br />

Katechismus und das Credo halten.« 33<br />

doch oftmals Fehler enthalten seien. Die mündliche Überlieferung des Textes sei das Wahre!<br />

Die Skepsis den geschriebenen Texten gegenüber hat mir vor Augen geführt, dass die<br />

mündliche Überlieferung noch immer der privilegierte Überlieferungsweg ist.« (Nicolai Sinai<br />

– Michael Marx – Helga Kaiser, Der Entstehung des Korantextes auf der Spur – Das Projekt<br />

»Corpus Coranicum« in Potsdam, in: Welt und Umwelt der Bibel 1/2010, 7) Hier wird<br />

offenbar in radikaler Weise ein Element des antiken bzw. mittelalterlichen Erbes bewahrt,<br />

das auch im Christentum ehedem eine große Rolle spielte; wir kommen im Laufe unserer<br />

Untersuchung noch einmal auf die Bedeutung der Oralität zu sprechen.<br />

Im übrigen wird der Glaube der Muslime an die göttliche Herabsendung eines bis in den<br />

Buchstaben hinein feststehenden heiligen Buches durch die wissenschaftliche Erkenntnis<br />

stark belastet, daß der Koran keineswegs von Anfang an eine feste und allgemein anerkannte<br />

Textform besaß. Siehe hierzu jüngst Peter Bruns, Der Islam – eine (juden-)christliche<br />

Sekte? FKTh 26/2010, 1-23, v. a. 4-7. Die konservative muslimische Sicht der Entstehung<br />

des Koran wird unkritisch referiert von Peter Heine, Professor für Islamwissenschaft an der<br />

Humboldt Universität zu Berlin: Einführung in die Islamwissenschaft, Berlin 2009, 25 f.; allerdings<br />

schließt sich später ein Kapitel unter der Überschrift an: Die westlichen Debatten<br />

um den Koran und seine Entstehung (31-36).<br />

32 Immer wieder begegnet man dieser einseitigen Charakterisierung des Christentums. Nur<br />

ein Beispiel aus jüngster Zeit: In seinem informativen Essay »Sprache und Schrift in Byzanz«<br />

spricht Diether Roderich Reinsch mit Blick auf die Verhältnisse im Byzantinischen Reich<br />

von »eine(r) auf eine Buchreligion gegründete(n) Kirche« (Byzanz – Pracht und Alltag, Katalog<br />

der Ausstellung Bonn 2010, 53). Der Baseler evangelische Kirchenhistoriker Martin<br />

Wallraff hat in einem vorzüglichen Vortrag mit dem Titel »Ist das Christentum eine Buchreligion?«,<br />

den er u. a. im Jahre 2008 an der Universität Bonn hielt, zwar die große Bedeutung<br />

des Buches für das Christentum, ja geradezu seine Aufwertung durch diese Religion betont,<br />

andererseits aber auch zugegeben, daß mit der Reformation im Anschluß an Gutenbergs<br />

Erfindung des Buchdrucks eine wirklich neue Kulturepoche eintrat. Leider ist der Beitrag<br />

noch nicht gedruckt und soll erst im Rahmen einer größeren Untersuchung des Verfassers<br />

zum Thema erscheinen, wie dieser mir fernmündlich mitteilte.<br />

33 John Henry Kardinal Newman, Apologia pro vita sua – Geschichte meiner religiösen Überzeugungen.<br />

Übersetzt von Maria Knoepfler, Mainz 1951, 27 f. Der Text wird mit impliziter<br />

Zustimmung zitiert von Heinrich Fries, J. H. Newmans Beitrag zum Verständnis der Tradition,<br />

in: Die mündliche Überlieferung – Beiträge zum Begriff der Tradition, von H. Bacht –<br />

H. Fries – R. J. Geiselmann, hg. von Michael Schmaus, München 1957, 69. Vgl. auch Joseph<br />

Ratzinger, Ein Versuch zur Frage des Traditionsbegriffs (Erstveröffentlichung 1965), jetzt in:<br />

Joseph Ratzinger/Benedikt XVI., Wort Gottes: Schrift – Tradition – Amt. Herausgegeben<br />

von Peter Hünermann und Thomas Söding, Freiburg/B. 2005, 57 f.: »<strong>2.</strong> Wurzel [der Wirklichkeit<br />

»Überlieferung«, H-L B]: Der spezifische Charakter der neutestamentlichen Offenbarung<br />

als Pneuma gegenüber Gramma und damit das, was man in der Sprache Bultmanns ihre<br />

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