2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV
2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV
2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die katholische Lehre von den zwei Quellen der Offenbarung<br />
Hinzu kommt ein Teil der sieben Sakramente, wir werden diesen Aspekt noch näher<br />
berücksichtigen.<br />
Was den Kanon der inspirierten Schriften betrifft, hat der protestantische Theologe W.<br />
Wrede die Verhältnisse konsequent beurteilt und damit eigentlich dem protestantischen<br />
Urprinzip sozusagen den Boden unter den Füßen weggezogen: »Wer also den Begriff<br />
des Kanons als feststehend betrachtet, unterwirft sich damit der Autorität der Bischöfe<br />
und Theologen jener Jahrhunderte. Wer diese Autorität in andern Dingen nicht anerkennt<br />
– und kein evangelischer Theologe erkennt sie an – handelt folgerichtig, wenn er<br />
sie auch hier in Frage stellt.« 19 Das II. Vatikanum sagt hingegen zum Kanon richtig in<br />
»Dei verbum« Nr. 8,4: »Durch dieselbe [von den Aposteln stammende und dann immer<br />
tiefer verstandene; so nach dem Kontext zu ergänzen, H-L B] Überlieferung wird<br />
der Kirche der vollständige Kanon der Heiligen Bücher bekannt.«<br />
Hochschätzung der mündlichen Überlieferung in der frühen Kirche<br />
Ja man darf nicht vergessen, daß bei den frühen Kirchenvätern die Schrift selbst gar nicht<br />
einmal in erster Linie die maßgebliche Autorität darstellte, sondern die Apostel und ihre<br />
Schüler! 20 Das kirchliche Lehramt ist in seinen frühesten Wurzeln eben älter als die Heilige<br />
Schrift des Neuen Bundes. Wenn dies nicht so wäre, dann hätte es in den allerersten<br />
mell anerkannt war, bietet geringere Schwierigkeiten, als daß bis zum vierten seitens der Kirche<br />
noch keine formelle Anerkennung der Lehre von der heiligen Dreifaltigkeit vorlag. Keine<br />
Lehre wird definiert, ehe sie verletzt wird.« (a. O. 136)<br />
19 W. Wrede, Über Aufgabe und Methode der sogenannten Neutestamentlichen Theologie,<br />
Göttingen 1897, Nachdruck ebd. 1987, 11. In dieser berühmten kleinen Streitschrift wird<br />
ferner auch die Inspirationslehre abgelehnt. Die Folge hat der protestantische Exeget Ulrich<br />
Wilckens klar diagnostiziert: »Die Bibel als Kanon Heiliger Schrift für die Kirche ist für<br />
die historische Kritik erledigt. Sie hat sich für die Wissenschaft in eine Sammlung von Quellen<br />
urchristlicher Religionsgeschichte verwandelt.« (Schriftauslegung in historisch-kritischer<br />
Forschung und geistlicher Betrachtung, in: Verbindliche Zeugnisse II, hg. von W. Pannenberg<br />
und Th. Schneider, II. Schriftauslegung – Lehramt – Rezeption, Dialog der Kirchen Bd.<br />
9, Freiburg/B. 1995, 40)<br />
20 »Wir sehen zunächst, daß die Väter seit Irenäus bis auf Cyprian einstimmig an der Existenz<br />
einer mündlichen Überlieferung festhalten und ihr zuweilen trotz ihrer unbestreitbaren<br />
Treue zur Bibel sogar einen gewissen Vorrang einräumen.« (J. Beumer, Die mündliche<br />
Überlieferung als Glaubensquelle, 24) Vgl. Joseph Schumacher, Von der Norm des Apo stolischen<br />
zur Bildung des neutestamentlichen Kanons, in: Hans Joa chim Schulz – Alma von<br />
Stockhausen (Hrsg.), Der apostolische Charak ter der Evangelien – Authentische Christusverkündigung<br />
und bleibende Glaubensnorm, Gustav-Siewerth-Akademie, Weilheim-Bierbronnen<br />
1995, 123; vgl. ebd. 68 f. Hierzu siehe auch weiter unten.<br />
35