2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV
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34 Heinz-Lother Barth<br />
recht 14 (freilich nicht insofern, als er überhaupt den apostolischen Ursprung dieser Einrichtung<br />
leugnete 15 ). Noch weniger ist ein zwingender Beweis für die Gültigkeit der sog.<br />
Ketzertaufe 16 , die ständige Jungfräulichkeit Mariens (nicht nur ante partum, d. h. vor<br />
der Geburt, sondern auch in partu und post partum, also in und nach der Geburt 17 ) und<br />
schon gar nicht für den Kanon der inspirierten Schriften »sola scriptura« zu führen! 18<br />
14 Siehe Verf., Exkurs: Die apostolische Herkunft der Kleinkindertaufe, in: »Nichts soll dem Gottesdienst<br />
vorgezogen werden«, Respondeo 15, Siegburg 2002, 193-198, hier 198. Auch die<br />
jüngste umfangreiche Publikation zum Initiationssakrament in der frühen Kirche kommt zu<br />
dem Ergebnis, daß ein stringenter Schriftbeweis für die Säuglingstaufe nicht möglich ist (Everett<br />
Ferguson, Baptism in the early church: history, theology, and liturgy in the first five centuries,<br />
Grand Rapids, Michigan 2009, 178, mit neuerer Literatur in den Anmerkungen 36 f.).<br />
15 Der apostolische Ursprung der Kleinkindtaufe ist uns durch Origenes gesichert (Kommentar<br />
zum Römerbrief 5,9,11). Ferguson hält es freilich für möglich, daß der alexandrinische<br />
Theologe diese Behauptung auf seine Interpretation von Bibelstellen stützte; dann hätte<br />
sein Zeugnis für uns letztlich keinen eigenständigen historischen Wert. Aber auch eine andere,<br />
m. E. viel wahrscheinlichere Lösung schließt Ferguson nicht aus: »Or, the claim of<br />
apostolic tradition may rest on some teaching not dependent on scriptural interpretation.«<br />
(Baptism in the early church, 370)<br />
16 Zur Begründung ihrer Gültigkeit aus der mündlichen Tradition zitiert Kardinal Johannes<br />
Baptist Franzelin, jener berühmte Vertreter der sog. Römischen Theologenschule des 19.<br />
Jhs. aus der Schrift des hl. Augustinus »Über die Taufe« (Tractatus de divina traditione et<br />
scriptura, ed. tertia, Romae 1882, 286). Der »Doctor gratiae« wehrte sich dagegen, daß Christen<br />
sich für die Wiederholung der Häretikertaufe auf das Vorbild des hl. Bischofs Cyprian<br />
beriefen. Augustinus’ entscheidendes und überzeugendes Argument war die mündliche<br />
Tradition der Apostel. (Aug. bapt. II 7,12) Man sieht hier sehr deutlich, wie wenig das »sola<br />
scriptura – Prinzip« trägt! Sowohl die Gültigkeit der Häretikertaufe als auch die Legitimität<br />
der Säuglingstaufe werden auch sonst schon in der frühen Kirche als Beispiele für apostolische<br />
Traditionen benannt, die der Kirche nur auf mündlichem Wege bekannt gemacht worden<br />
waren. Siehe Michael Schmaus, Rez. des Buches von J. Beumer, Die mündliche Überlieferung<br />
als Glaubensquelle, Divinitas 8/1964, 133.<br />
17 Eine knappe und präzise Darlegung der kirchlichen Lehre und ihrer Quellen bzw. Zeugnisse<br />
findet man jetzt im Kapitel »Die stete Jungfräulichkeit Mariens« des Buches von P. Matthias<br />
Gaudron, Die Gnadenvolle: Die Lehre der Kirche über die allerseligste Jungfrau Maria,<br />
Stuttgart 2008, 70-84. Vgl. auch Verf., Angriff auf die Ehre der Gottesmutter und des hl. Joseph,<br />
in: »Die Liebe Christi drängt uns« (2 Kor 5,14) – Aufsätze zur Kirchenkrise und zu ihrer<br />
Überwindung, 2Ruppichteroth 2005, 207-211.<br />
18 John Henry Newman führt in seinem berühmten Werk »The development of Christian doctrine«<br />
eine ganze Reihe von Beispielen für legitime Lehrentwicklungen in der Kirche an. In dem<br />
von ihm behandelten Katalog finden sich auch mehrere Fälle, bei denen auf eine mündliche<br />
Tradition apostolischen Ursprungs zurückgegriffen werden muß (z.B. eben bei der Kanonfrage<br />
und der Kindertaufe) (Über die Entwicklung der Glaubenslehre. Durchgesehene Neuausgabe<br />
der Übersetzung von Theodor Haecker, besorgt, kommentiert und mit ergänzenden Dokumenten<br />
versehen von Johannes Artz, Mainz 1969, 112-148). Methodisch besonders wichtig<br />
für die katholische Dogmengeschichte im allgemeinen ist folgende Einsicht des späteren römischen<br />
Kardinals: »Und daß im zweiten Jahrhundert die päpstliche Suprematie noch nicht for-