2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV
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160 Dokumente, Briefe, Informationen<br />
recht – einwenden, dass die Rede von einem<br />
rein pastoralen Konzil sowie von der Hermeneutik<br />
der Kontinuität bestimmte Aussagen<br />
des Konzils einerseits zu neutralisieren und<br />
andererseits das Konzil als Ganzes in die gesamte<br />
Tradition der Kirche einzuebnen sucht.<br />
Mit Skepsis ist daher in diesem Zusammenhang<br />
sein Ersuchen an den Papst zu betrachten:<br />
dieser soll den pastoralen vom dogmatischen<br />
Charakter des Konzils scheiden und<br />
die Frage nach der Bewahrung der Kontinuität<br />
des Konzils mit der gesamten Tradition<br />
der Kirche klären. Selbstverständlich steht<br />
der Papst – zumindest in der Tradition, in der<br />
Gherardini steht, die aber in der gesamten katholischen<br />
Tradition nicht unangefochten ist –<br />
über jedem Konzil. Aber eine andere Frage ist,<br />
ob es möglich ist, das Verständnis eines derart<br />
hochkomplexen Ereignisses wie des II. Vat.,<br />
seine Vorgeschichte, seinen Verlauf und seine<br />
mittlerweile ein halbes Jahrhundert währende<br />
Rezeptionsgeschichte so auf einen Nenner zu<br />
bringen, dass sich daraus die von Gherardini<br />
gewünschte und für notwendig erachtete, autoritative<br />
Klärung ergeben könnte.2 Der Verf.<br />
weiß selbst, dass es sich dabei um ein kolossales,<br />
kaum bewältigbares Unterfangen handeln<br />
würde. Ein Einzelner vermag das nicht – auch<br />
nicht der Papst. Die Frage ist, ob es auch wünschenswert<br />
wäre. Würde nicht der Versuch, für<br />
das Konzil als Ganzes Abgrenzungen und Klärungen<br />
zu erreichen, die definitiven Charakter<br />
haben sollen, ein zum ohnehin bestehenden<br />
Durcheinander ein zusätzliches babylonisches<br />
Wirrwarr erzeugen? Denn sicher würde zu jeder<br />
‚definitiven’ Klärung neuer Widerspruch<br />
laut werden. Das wird besser das Leben der<br />
Kirche vollbringen, denn dieser Verständnis-<br />
und Klärungsprozess, den übrigens jedes bis-<br />
2 Dabei ist noch zu bedenken, wie die bisherigen<br />
Klärungen seitens des Lehramtes aufgenommen<br />
wurden: zahlreiche, kontroverse<br />
Fragen sind bereits ‚geklärt‘. Nach wie<br />
vor werden viele dieser jedoch – etwa im<br />
deutschsprachigen Raum – entweder erst<br />
gar nicht wahrgenommen oder einfach ignoriert.<br />
herige Konzil der Kirche hinter sich hat, ist<br />
nicht im strengen Sinn und vollständig planbar<br />
– zumindest nicht von Menschen.<br />
Vieles, was Gherardini anführt, ist nicht neu.<br />
Langjährige Kenner der Diskussion um das<br />
II. Vat. werden nicht viele im strengen Sinn<br />
neue Fakten erfahren. Aber die Perspektiven,<br />
die Gherardini aus seiner langen Erfahrung<br />
und seiner weiten Kenntnis eröffnet, führen<br />
zu neuen Einsichten und zeigen bisher unbekannte<br />
Zusammenhänge auf. Ob der Leser allen<br />
Thesen und Folgerungen wird folgen können,<br />
sei dahin gestellt. Aber das muss er auch<br />
nicht. Der besondere Charme des Buches ist<br />
aber die sehr gelungene Synthese von objektiver,<br />
analytischer Darstellung und sehr persönlicher<br />
Würdigung und Bewertung. Daher kann<br />
Gh e r a r d i n i s Buch nicht nur Einsteigern in die<br />
weite Welt der Auseinandersetzung um das<br />
II. Vat. empfohlen werden, die sich zunächst<br />
einmal ‚nur‘ orientieren wollen, sondern auch<br />
den in der Vielschichtigkeit der Frage nach der<br />
Interpretation dieses Konzils Bewanderten ein<br />
pointiertes, engagiert und persönlich gehaltenes<br />
Plädoyer sein – für einen Fortschritt der<br />
Kirche aus einem Geist der Treue und des Vertrauens<br />
in die eigene Tradition.<br />
DR. GEORGIOS ZIGRIADIS<br />
Urlich Nersinger,<br />
G G G<br />
Liturgien und Zeremonien am Päpstlichen<br />
Hof Band I,<br />
verlag nova & vetera, Bonn 2010, 539 S., zahlreiche<br />
Abbildungen, geb.<br />
ISBN 978-3-936741-65-0.<br />
Die päpstliche Liturgie und der päpstliche Hof<br />
gehören zu den Themenfeldern, die spätestens<br />
seit dem 18. Jahrhundert das Interesse<br />
der breiten Öffentlichkeit finden, wobei neben<br />
reinen Beschreibungen auch viele halbwissenschaftliche<br />
Vorstellungen verbreitet<br />
sind. Bei einem Forschungsfeld von so hoher