2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV
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130 Walter Hoeres<br />
men und Gestalten angenommen und sei mithin veränderlich: eine absolut hirnrissige<br />
Theorie, die ihn auf das Niveau der Geschöpfe herabstuft und ebenso wie diese der<br />
Kontingenz ausliefert. 5 Das erinnert an die seltsame Theorie des vor allem durch seine<br />
Ethik der Verantwortung bekannt gewordenen Philosophen Hans Jonas, 6 der in<br />
seiner Schrift: »Der Gottesbegriff nach Auschwitz. Eine jüdische Stimme« das »Bild<br />
eines werdenden Gottes« zeichnet, ja »eines leidenden und eines werdenden Gottes«,<br />
der »nicht der gleiche sein wird, nachdem er durch die Erfahrung eines Weltprozesses<br />
gegangen ist«, so daß also von Gottes Herrschaft über die Schöpfung keine Rede mehr<br />
sein kann. 7<br />
Und auch solche Werke wie die moderne, von Theodor Schneider herausgegebene,<br />
weit verbreitete Dogmatik, an der betont fortschrittliche Theologen wie Bernd-Jochen<br />
Hilberath, Hans Kessler und Dorothea Sattler mitgearbeitet haben, scheinen mit dieser<br />
seltsamen Tendenz der Verzeitlichung Gottes zu sympathisieren.<br />
»All dies zeigt, daß in frühchristlicher Zeit die kritische Durchdringung und fruchtbare<br />
Umgestaltung des philosophischen Gottesbegriff unter Rückgriff auf die biblisch<br />
bezeugte Freiheit Gottes nur selten gelang … Vor allem die Betonung der Unveränderlichkeit<br />
und Zeitlosigkeit, der Einfachheit, Eigenschaftslosigkeit und Namenlosigkeit<br />
rückte ihn in eine nahezu unerreichbare Ferne zur geschichtlichen Lebenswirklichkeit<br />
des Menschen.« 8 Im Vorwort dieses großen Unterrichtswerkes, das typisch für ähnliche<br />
Neuentwürfe ist, spricht Herausgeber Theodor Schneider von einer »im Gefolge des<br />
II. Vatikanischen Konzils tiefgreifend erneuerten katholischen Dogmatik«. Zunächst<br />
stellt sich auch hier wieder die Frage, wie diese Feststellung mit der Mahnung des Konzils<br />
vereinbar ist, »Schrift und Tradition mit gleicher Kindesgesinnung und Achtung<br />
anzunehmen und zu verehren«. 9 Vergleicht man sodann dieses Studienbuch mit den<br />
»alten« Dogmatiken von Bartmann, Diekamp, Ott, Pohle - Gierens - Gummersbach,<br />
Scheeben, dann zeichneten sich diese durch entschiedene Führung aus, mit der sie in<br />
5 So können wir bei W. Maas lesen: »Gelegentliche Durchbrüche des biblisch-heilsgeschichtlichen<br />
Gottesbildes (eines lebendigen, reagierenden, veränderlichen Gottes, der mit-leiden<br />
und sich mit-verändern kann) in der Patristik werden inhaltlich zurückgedrängt oder zumindest<br />
kategorial überlagert von dem herrschend bleibenden Immutabilitätsprinzip«: Unveränderlichkeit<br />
Gottes. Zum Verhältnis von griechisch-philosophischer und christlicher<br />
Gotteslehre. München-Paderborn 1974 S. 165<br />
6 Hans Jonas. Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation<br />
(stw 1085) Frankfurt am Main 1984.Vgl. dazu Walter Hoeres: Heimatlose Vernunft,<br />
Denker der Neuzeit im Ringen um Gott und die Welt (Quaestiones Non Disputatae XI)<br />
Siegburg 2005 S. 299 ff.<br />
7 Jonas: Der Gottesbegriff nach Auschwitz a.a.O. S. 27, S. 30 f.<br />
8 Handbuch der Dogmatik Bd. I Düsseldorf <strong>2.</strong> Aufl. 1955 S. 85. Zu dem absurden Vorwurf<br />
der angeblichen Eigenschaftslosigkeit Gottes vgl. hier weiter unten.<br />
9 Dogmat. Konstitution über die göttliche Offenbarung Kap. 2