2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV
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Ewigkeit und Aggiornamento – Beschreibung eines Konfliktes<br />
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Kerngedanke der Aufklärung darin, daß sich nun nicht mehr alles um Gott dreht, sondern<br />
dieser zum nützlichen Erfüllungsgehilfen des irdischen Wohles der Menschheit<br />
und ihres Weges zum immer weiteren Fortschritt umfunktioniert wird.<br />
Gerade die letzten Beispiele zeigen, daß es hier überall schwierig ist, auszumachen,<br />
was Grund und was Folge ist: die vollständige Hinwendung zum Sozialen, die neue Anthropozentrik<br />
oder die Verdrängung der Jenseits-Hoffnung durch den neuen Kult des<br />
Diesseits. Am ehesten noch kann man all diese Symptome wohl in der Formel von der<br />
Ablösung der Theozentrik durch die anthropozentrische Wende zusammenfassen. Eine<br />
wichtige und inzwischen schon öfters zitierte Bemerkung Martin Mosebachs scheint<br />
uns einen noch stringenteren Weg zu weisen, den Ursprung der Krise zu finden, ohne<br />
immer wieder die neue Theologie, ihre Kehrtwendung und ihre Schwachstellen mit<br />
der überlieferten im einzelnen vergleichen zu müssen. Der Weg, den wir meinen, hat<br />
zudem den Vorteil, ohne Polemik auszukommen, da er den Ursprung der Krise als ein<br />
gut gemeintes, wenn auch gigantisches Mißverständnis entlarvt!<br />
Wir meinen Mosebachs Urteil über die Wende in der Kirche, hier sei ein Großexperiment<br />
gescheitert. Die »Aggiornamento-Kirche« habe Generationen den Glauben<br />
gekostet. Und in diesem Zusammenhang scheint es uns bei all dem unendlichen, engagierten<br />
und gefühligen Gerede über das Aggiornamento, auf das wir schon in der<br />
letzten Ausgabe hinwiesen und das nur allzu oft an das Schriftwort erinnert »Unsere<br />
Tage gehen dahin wie ein Geschwätz!«, endlich einmal an der Zeit zu sein, nüchtern<br />
über den Sprengstoff nachzudenken, der schon im B e g r i f f des Aggiornamento enthalten<br />
ist. Läßt sich die Botschaft wirklich verheutigen? Und welche Konsequenzen hat<br />
das für sie und ihre Empfänger? Man sieht leicht, daß die Frage zwei Seiten hat: eine<br />
objektive und eine subjektive, den Rezipienten betreffende, die natürlich aufs engste<br />
zusammenhängen.<br />
I. Offen für Gottes Ewigkeit<br />
1. Die Hl. Schrift und der Gott des Lebens<br />
Erinnern wir uns an Mosebachs »Häresie der Formlosigkeit«, dann ist es der Grundgedanke<br />
dieser Schrift, daß sich Form und Inhalt allemal entsprechen oder entsprechen<br />
sollen. Das gilt nicht nur für die göttliche Liturgie, sondern selbstverständlich auch für<br />
die Wahrheiten des Glaubens und die Art ihrer Verkündigung. Nun richtet sich unser<br />
Glaube zunächst auf den dreieinigen Gott, der der Garant aller Wahrheit ist und von<br />
Ewigkeit zu Ewigkeit, also in absoluter Unveränderlichkeit existiert. Zwar wird selbst<br />
s i e heute als platonisch-hellenisches Erbe in Frage gestellt, so daß der Eindruck entstehen<br />
kann, Gott habe proteus-artig etwa in der Menschwerdung verschiedene For-