2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV
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122 Heinz-Lother Barth<br />
und vom Papst gewünschten regelmäßigen Unterredungen zwischen der Priesterbruderschaft<br />
St. Pius X. und Vertretern der römischen Kurie wird es sicher entscheidend<br />
um die Frage gehen, inwieweit bei einzelnen Aussagen des Konzils trotz der zugegebenen<br />
»Neuheit« die »Kontinuität« gewahrt ist, ob also eine harmonische Entwicklung<br />
im Sinne einer legitimen Entfaltung des bisher schon Geglaubten oder ob ein Bruch<br />
vorliegt. Bei allem Lob, das der regierende Papst dem II. Vatikanischen Konzil spendet,<br />
ist ihm jedenfalls auch eines ganz klar: »Die krisenhaften Erscheinungen, in die es hineinführte,<br />
kann heute niemand mehr im Ernst bestreiten.« 234<br />
Ein Musterbeispiel, wie man nicht vorgehen sollte, hat vor kurzem wieder Michael Karger<br />
vor einem breiteren Publikum geliefert, als er in einem Aufsatz zu Joseph Ratzingers<br />
Habilitationsschrift verkürzend und damit verfälschend über die »Traditionalisten«<br />
schrieb: »Während die reformistische Konzilsdeutung keinerlei Einschränkungen der<br />
Theologie durch das kirchliche Lehramt erlaubt, verwahren sich die Traditionalisten<br />
gegen jede lehramtliche Entwicklung über die Vorkonzilszeit hinaus. Gerade die zum<br />
Wesen der Kirche gehörende ›beständige Identität in der Dynamik der Entwicklung‹<br />
(Joseph Ratzinger, Gottes Projekt, Regensburg 2009) hat auch die Traditionalistenbewegung<br />
nicht verstanden. So kommen interessanterweise die Extreme links und rechts<br />
überein.« 235 Mir scheint, daß Karger seinerseits das eigentliche Problem gar nicht recht<br />
verstanden hat. Die gemäßigten und vernünftigen Vertreter der »Traditionalistenbewegung«<br />
haben jedenfalls, wenn ich recht sehe, das Anliegen des Papstes sehr wohl<br />
begriffen. Sie fragen sich nur, ob bei einer Reihe moderner Elemente, die von ihren<br />
Verteidigern auf das Konto jener »Dynamik der Entwicklung« gesetzt werden, die »beständige<br />
Identität« noch gewahrt ist.<br />
Der nun schon mehrfach erwähnte Mgr. Brunero Gherardini versteht jedenfalls offenkundig<br />
die Sorge traditionstreuer Katholiken sehr gut. Vor kurzem schrieb er: »Ich<br />
gehe nicht auf Einzelheiten der nicht einfachen Beziehungen zwischen dem Heiligen<br />
Stuhl und der Bruderschaft St. Pius X. ein. Ich halte mich an das allgemeine Thema<br />
der Tradition und stelle fest, daß ›den Glauben zu bewahren und den Irrtum zu bekämpfen‹<br />
[vorher genanntes theologisches Ideal Erzbischof Lefebvres, H-L B] das Ideal<br />
und die Pflicht sowohl der Kirche als auch jedes ihrer Söhne sein müßte. In diesem<br />
Licht betrachtet fällt es mir schwer zu verstehen, ob der schon erwähnte Vorwurf einer<br />
›unvollständigen und widersprüchlichen‹ Tradition eine wirkliche Grundlage hat [Ihn<br />
234 Benedikt XVI.- Joseph Ratzinger, Theologische Prinzipienlehre – Bausteine zur Fundamentaltheologie,<br />
<strong>2.</strong> unveränderte Aufl. Donauwörth 2005, 386<br />
235 Michael Karger, Ein Drama in vier Akten: Joseph Ratzingers Habilitation über den Franziskanertheologen<br />
Bonaventura war der Auftakt für sein Mitwirken in entscheidenden Phasen<br />
der Theologiegeschichte, DT vom 20. Juli 2009, 7.