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2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV

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Die katholische Lehre von den zwei Quellen der Offenbarung<br />

119<br />

schleiert, obgleich er einige Seiten weiter (215) immerhin zwischen inspiratio bzw. revelatio<br />

und assistentia differenziert. Auch wenn diese Unterscheidung terminologisch in der<br />

Kirchengeschichte durchaus nicht immer klar getroffen worden war, ist sie eben spätestens<br />

seit dem I. Vatikanum obligatorisch, wie wir früher schon betont haben.<br />

Hier liegt zweifellos kein Ausrutscher Congarscher Theologie vor, sondern sein zu Recht<br />

umstrittener, neuer Grundansatz. Congar unterschied nämlich zwischen der »Struktur«<br />

der Kirche auf der einen Seite, die er durchaus der apostolischen Tradition zuwies und<br />

die lehrhaft, sakramental und amtlich ist, und dem »Leben« der Kirche auf der anderen<br />

Seite, das mit den Kategorien der Subjektivität und Geschichtlichkeit verbunden ist.<br />

Congar ist hier ganz deutlich abhängig von Maurice Blondels berühmtem Beitrag »Histoire<br />

et Dogme«. 229 Wenn auch im Konkreten manche Fragen offen bleiben, so geht aus<br />

Congars Werk doch klar hervor, daß die »Struktur« in der Sendung des Gottessohnes<br />

gründet, das »Leben« hingegen Werk des Heiligen Geistes ist. Man vergleich hierzu die<br />

Analyse in der bei Walter Kasper und Peter Hünermann angefertigten Doktordissertation<br />

von Cornelis Th. M. van Vliet, Communio sacramentalis. Das Kirchenverständnis<br />

von Yves Congar – genetisch und systematisch betrachtet (Mainz 1995, wichtig ist v.<br />

a. der Abschnitt Die Begriffe »Struktur« und »Leben« der Kirche, 110-117). So konnte<br />

Congar beispielsweise schreiben: »Seit Jesus… durch seinen Tod dem Neuen Bund<br />

(geschlossen in seinem Blut) Wirkkraft verliehen hat, hat die Kirche ihre Struktur, ihr<br />

Skelett. Ein wenig wie die zum Skelett wieder zusammengefügten Gebeine, von denen<br />

Ezechiel spricht, wartet sie nur noch auf die Beseelung, den Atem des Lebens, den ihr<br />

der Pfingstgeist geben wird.« (Vraie et fausse réforme dans l`Église, Paris 1950, 96,<br />

deutsche Übersetzung zitiert nach van Vliet, 116) Von Congars Gesamtkonzept her<br />

ist klar, daß es sich nicht nur um das historische Pfingstereignis nach Apg 2 handelt,<br />

sondern gleichsam um dessen Perpetuierung in die gesamte Kirchengeschichte hinein.<br />

Hier liegt eine der Wurzeln für die ständige Propagierung eines »neuen Pfingsten« in<br />

Zusammenhang mit dem II. Vatikanum 230 und seiner Ära und der Überbetonung des<br />

229 Siehe Johannes Bunnenberg, Lebendige Treue zum Ursprung – Das Traditionsverständnis<br />

Yves Congars, 25-33.<br />

230 »Als um 1930 ein Buch über den Modernis mus erschien, soll ein Kritiker geäußert haben:<br />

›Der Modernismus ist tot, wozu ihn ausgraben?‹ Es kam das Zweite Vatikani sche Konzil, und<br />

mit einem Mal zeigte sich, welche Lebenskraft der ›Modernismus‹ noch immer besaß. Vor allem<br />

italienische Veröffentli chungen der letzten Jahre haben gezeigt, daß dieses Konzil ganz<br />

im Strome der modernisti schen Bewegung stand. Nicht mehr Barrikaden strategie gegenüber<br />

der modernen Welt und Kultur wurde betrieben, sondern ›Schleifung der Bastionen‹<br />

(von Balthasar). Die maßgeblichen Männer der Kirche, Papst Johannes XXIII. an der Spitze,<br />

machten die Fenster weit auf und suchten, bei aller Treue zu den Wurzeln zu ver wirklichen,<br />

was der Wunsch aller ›Reformkatholiken‹ und ›Moderni sten‹, aller ›reli giösen Katholiken‹ war,<br />

ein ›aggiornamen to‹. Der geheime Wunsch der Moderni sten, wie ihn Fogazzaro in seinem

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