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2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV

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118 Heinz-Lother Barth<br />

Es ist eben gerade das Verdienst des Dekretes aus dem Jahre 1546, hier bezüglich der eigentlichen<br />

Offenbarung mündlicher Provenienz größere Eindeutigkeit geschaffen zu haben,<br />

als sie vorher geherrscht hatte, indem sie auf die apostolische Ära beschränkt wurde.<br />

Das sollte man nicht mit Ratzinger halbwegs bedauern, sondern als echten Fortschritt<br />

im Sinne einer Klärung der Verhältnisse mit Freude annehmen! Im richtig verstandenen<br />

Sinne könnte eine solche Klarheit übrigens auch gutwilligen Protestanten entgegenkommen.<br />

Denn sie ermöglicht ihnen zu sehen, daß die katholische Kirche ihren Offenbarungsbegriff<br />

nicht verwässert, indem sie ihn auf alle Jahrhunderte der Geschichte ausdehnt.<br />

Vielmehr beschränkt sie ihn auf die Zeit jener Zeugen, die vom Gottmenschen<br />

Jesus Christus die Frohe Botschaft endgültig und unüberholbar erhalten haben.<br />

Besagte Position, wie wir sie bei den beiden letzten Päpsten antreffen, geht zweifellos auf<br />

die neue Theologie zurück. Nehmen wir z. B. folgende Aussage Yves M. J. Congars 228 :<br />

»Man kann die Zeit der Kirche und die Zeit der Propheten und Apostel nicht einander<br />

gegenüberstellen. Man kann sie nicht einmal trennen; denn das Prinzip, das in beiden<br />

wirkt, ist dasselbe: der Heilige Geist.« (so in: Die Tradition und die Traditionen, dt.<br />

Ausgabe Mainz 1965, 208). Trennen darf man die Zeiten in der Tat nicht, aber sie sind<br />

deutlich zu unterscheiden: Im einen Fall, dem des apostolischen Zeitalters, handelt es sich<br />

um Offenbarung durch den Heiligen Geist, die biblischen Texte sind inspiriert. In der<br />

folgenden Zeit der Kirche haben die Entscheidungen des Lehramtes, soweit sie absolut<br />

verbindlich sind, die Assistenz des Heiligen Geistes hinter sich, d. h. die Zusicherung,<br />

daß das Magisterium die abgeschlossene Offenbarung richtig auslegt. Es erfolgt keine<br />

neue Offenbarung, wie wir gesehen haben. Da liegt ein großer Qualitätsunterschied<br />

im Wirken des Heiligen Geistes vor, den Congar nach Art der »Neuen Theologen« ver-<br />

228 Wer die Abhängigkeit Johannes Pauls II. von Yves Congar leug net, möge einmal des Papstes<br />

eigenes Buch »Die Schwelle der Hoffnung über schreiten« (Hamburg 1994) aufschlagen, und<br />

zwar auf S. 185 f.: »So befand ich mich bereits während der dritten Sitzungsperiode in der<br />

Gruppe, die das sogenannte XIII. Schema vorbereitete: das Doku ment, das dann zur Pastoralkonstitution<br />

›Gaudium et spes‹ werden sollte… Vieles verdanke ich Pater Yves Congar und Pater<br />

Henri De Lubac.«<br />

Wie stark auch der regierende Papst allgemein vom Denken der »Neuen Theologen« beeinflußt<br />

wurde, bekundete er selbst in einem Interview, das er an Bord der Sondermaschine<br />

der Alitalia mitreisenden Journalisten gab, die ihn bei seinem Flug nach Paris im September<br />

2008 begleiteten; zu seinen Erfahrungen auf dem II. Vatikanum sagte Benedikt XVI.:<br />

»Ich hatte die große Ehre und die Freude, ein Freund von Pater de Lubac zu sein, einer der<br />

größten Gestalten des vergangenen Jahrhunderts, aber es gab auch gute Kontakte der Zusammenarbeit<br />

mit Pater Congar, Jean Danielou und anderen.« (Italienische Fassung im Osservatore<br />

Romano vom 14.9.2008, Zitat nach der deutschen Übersetzung in: Mitteilungsblatt<br />

der Priesterbruderschaft St. Pius X. für den deutschsprachigen Raum 358/2008, 36. Das Interview,<br />

zu dem Pater Federico Lombardi SJ im Namen der Journalisten die Fragen stellte,<br />

wurde in etwas anderer Übertragung auch in der DT vom 16. September 2008, S. 16, abgedruckt.)

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