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2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV

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116 Heinz-Lother Barth<br />

sich darüber hinaus geradezu zwangsläufig aus dem gesamten Geist des Evangeliums und<br />

der – trotz ihrer nicht allzu häufigen Erwähnung 221 – herausragenden Stellung Mariens<br />

in demselben. Außerdem stützen sich die Dogmen auf ein ausreichendes, allerdings<br />

nicht durchgängiges Fundament in der Tradition – Fakten, die wir oben schon angesprochen<br />

hatten und die Küng nicht hätte übersehen dürfen. Von einer ungerechtfertigten<br />

Dekretierung durch »römische Amtsstellen«, wie Küng sich beinahe despektierlich zum<br />

päpstlichen Magisterium ausdrückte, kann allein schon deshalb keine Rede sein, weil die<br />

entsprechende Frömmigkeit bereits seit langem tief im gläubigen Volk verwurzelt war. 222<br />

Während Küng im wesentlichen einfach einem, vielleicht etwas abgeschwächten und<br />

modifizierten, »Sola scriptura«-Prinzip anhangt, ist die gegensätzliche Tendenz in der früheren<br />

Theologie des jetzigen Heiligen Vaters nicht ganz zu leugnen, mag sie der Schweizer<br />

Gelehrte auch überzeichnet haben. In der Tat sprach Ratzinger von einer »materialen<br />

Explikation nach der Schrift«. Denn »suffizient« sei allein die »Christus-wirklichkeit«. 223<br />

Hier ist der jetzige Papst ganz offenbar über die Frage nach der Suffizienz der Schrift<br />

221 Der Grund ist einleuchtend: Die Jungfrau und Gottesgebärerin tritt ganz hinter ihren göttlichen<br />

Sohn zurück. Maria wünscht es ja selbst so bei der Hochzeit in Kana (Joh 2,5): Sie<br />

ist die Fürsprecherin und Vermittlerin, er ist der Herr, der entscheidet und in Wort und Tat<br />

das Evangelium verkündet.<br />

222 Auf diesen wichtigen Aspekt wies Papst Benedikt XVI. in seiner Generalaudienz vom 7.<br />

Juli 2010 hin, die dem Leben und der Theologie des seligen Duns Scotus galt: »So war der<br />

Glaube sowohl an die Unbefleckte Empfängnis als auch an die leibliche Aufnahme der<br />

Jungfrau Maria in den Himmel bereits im Gottesvolk präsent, während die Theologie noch<br />

nicht den Schlüssel gefunden hatte, um ihn in der Gesamtheit der Glaubenslehre zu interpretieren.<br />

Das Volk Gottes geht also den Theologen voraus und all das dank jenes übernatürlichen<br />

›sensus fidei‹, das heißt jener vom Heiligen Geist eingegebenen Kraft, die dazu<br />

befähigt, die Tatsachen des Glaubens mit der Demut des Herzens und des Geistes zu erfassen.«<br />

(Zitat nach dem vollständigen Abdruck der Ansprache in deutscher Übersetzung<br />

in: DT vom 10. Juli 2010, S.6) Es ist klar, daß man von einem solchen »Glaubenssinn« des<br />

Gottesvolkes als einer »vom Heiligen Geist eingegebenen Kraft« nur dann sprechen kann,<br />

wenn jener »sensus fidei« nicht der »analogia fidei« und dem gesamten »depositum fidei« widerspricht.<br />

Sich heute bei Forderungen, die vom Zeitgeist beeinflußt sind, auf die Mehrheit<br />

der (formal) katholischen Gläubigen zu berufen, wenn es z.B. um die Freigabe unerlaubter<br />

Verhütungsmittel, die Aufhebung des Zölibates oder gar die Einführung des Frauenpriestertums<br />

geht, ist zweifellos durch den vom Heiligen Vater erhobenen Befund in keiner Weise<br />

gedeckt und kann nur als theologisch absurd bezeichnet werden. Zum wahren »sensus fidei«<br />

der Gläubigen, jenem »sensus fidelium«, der für die Theologie Kardinal Newmans eine<br />

nicht zu unterschätzende Rolle gespielt hat, siehe, soweit es die Antike betrifft, M. Fiedrowicz,<br />

Theologie der Kirchenväter, 288-290. Berühmt ist vor allem die Äußerung des Hilarius<br />

von Poitiers aus dem Kampf gegen die Arianer: »Sanctiores aures plebis quam corda<br />

sunt sacerdotum« – »Die Ohren des Volkes sind heiliger als die Herzen der Priester/Bischöfe.«<br />

(c. Aux. 6)<br />

223 Ein Versuch zur Frage des Traditionsbegriffs, 52

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