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112 Heinz-Lother Barth fang« am 22. Dezember 2005 mit dem Titel »Expergiscere, homo« (abrufbar unter: http:// www.vatican.va/holy_father/benedict_XVI/speeches/2005/december/index_ge.htm); weitere Stellen aus Papst Benedikts bzw. Kardinal Ratzingers Publikationen und Ansprachen siehe in: P. Sven Conrad, Kirche besteht als Liturgie. Das liturgische Anliegen von Papst Benedikt XVI., in: Pro Missa Tridentina 32/2006, 27-34. Allerdings wird eine Diskontinuität bei bestimmten »Grundelementen des modernen Lebens« in »Expergiscere, homo« zugegeben, die man nunmehr in der Kirche rezipiert habe; diese »Diskontinuität« bezeichnet der Hl. Vater freilich als nur eine »scheinbare«. Vgl. hierzu auch Rafael Hüntelmann, »Hermeneutik der Reform und die Religionsfreiheit«: Eine ausführliche Antwort, in: Civitas 7/2009, 1-10. Über solche Fragen wird künftig zu sprechen sein. Das Konzept des Papstes wurde jüngst noch einmal von Mons. Guido Pozzo, Sekretär der Kommission Ecclesia Dei, in der oben in Anm. 109 schon erwähnten Ansprache in Wigratzbad dargelegt und mit praktischen Beipielen zur dementsprechenden Auslegung des II. Vatikanums veranschaulicht: Aspekte der katholischen Ekklesiologie in Bezug auf die Rezeption des II. Vatikanischen Konzils (www.kath.net/detail.php?id=27651, S. 11, vgl. DT vom 3. August 2010 veröffentlicht, S. 7). Der Text jener Weihnachtsansprache ist übrigens jetzt in seinen wichtigsten Passagen auch abgedruckt in: Vatikan und Pius-Brüder – Anatomie einer Krise, hg. von Wolfgang Beinert, Freibg./B. 2009, 220-231. Beinerts eigener Beitrag (a. O. 45-76) strotzt nur so von unerträglicher Polemik. So wirft er den »Pius-Brüdern« »Exklusivismus«, »Ritualismus« und »Angst« (vor der Gegenwart, vor anderen Meinungen usw.) vor (a. O. 73 f.); auf diese Weise versucht er wieder, wie er das schon früher mehrfach unternommen hat, die ganze Bewegung der »Traditionalisten« in die Psychopathen-Ecke abzudrängen. Sogar die mehr als eine Million Rosenkränze, die in der Gemeinschaft für die Aufhebung der 1988 ausgesprochenen Exkommunikation der vier Weihbischöfe gebetet worden waren, meint er lächerlich machen zu müssen (a. O. 74). Seine eigene theologische Haltung dekuvriert Beinert trefflich, wenn er den »echten Konzilsgeist« vor allem in »Gaudium et spes« verwirklicht sieht (a. O. 62), in jenem Dokument also, das vor allem aufgrund seines Fortschrittsoptimismus nicht ohne Grund zu den umstrittensten gehört und zweifellos als in manchen seiner Aussagen bereits historisch überholt betrachtet werden muß. Auch der jetzige Papst verheimlichte gewisse Bedenken gegenüber dem II. Vatikanum nicht. In einem Aufsatz des Jahres 1973 hatte Joseph Ratzinger einen nahezu sensationellen Ausspruch Kardinal Montinis, des späteren Papstes Pauls VI., vom Beginn des letzten Konzils zitiert: »Im Unterschied zu vielen andere Konzilien tritt das Vaticanum II in einem friedlichen glaubenseifrigen Lebensaugenblick der Kirche zusammen.« (Frage in Parenthese: Warum brauchte man dann überhaupt ein Konzil?) Dann fuhr der jetzige Pontifex fort: »Wer das heute liest, wer die damalige Äußerung Montinis mit dem vergleicht, was der gleiche Mann heute als Paul VI. unermüdlich predigt, nimmt mit einiger Erschütterung wahr, wie lang zehn Jahre sind… Was ist geschehen? Hat etwa das Konzil die Krise geschaffen, da es keine zu überwinden hatte? Nicht wenige sind dieser Meinung. Sie ist sicher nicht gänzlich falsch, aber sie trifft doch auch nur einen Teil der Wahrheit.« (Zehn Jahre nach Konzilsbeginn – wo stehen wir? In: Joseph Ratzinger, Dogma und Verkündigung, München 1973, 439) Also ist das II. Vatikanum nach des jetzigen Heiligen Vaters Ansicht jedenfalls partiell an der furchtbaren Kirchenkrise schuld! Allerdings lehnte Ratzinger für sich im folgenden die Rückkehr zur früheren scholastischen Theologie und Philosophie ab und schlug eine Art von – m. E. in vielen Bereichen vom katholischen Glauben her gar nicht möglicher – »via media« zwischen Progressismus und Traditionalismus vor.

Die katholische Lehre von den zwei Quellen der Offenbarung 113 ben soll, zumal immer wieder eine angebliche »Glaubensbereicherung« durch das II. Vatikanum betont wird – das doch eigentlich nur ein Pastoralkonzil hatte sein wollen (was Wojtyla auch selbst erwähnt 214 ): »An den Ausgangspunkt der Verwirklichung des Zweiten Vatikanums, das heißt der konziliaren Erneuerung, muß man das Prinzip der Glaubensbereicherung stellen«, so lautet bereits der erste Satz im ersten Kapitel des besagten Buches (a. O. 19). Und dieses Anfangskapitel schließt mit demselben Gedanken: »Diese Glaubensbereicherung im objektiven Sinn, die eine neue Etappe auf dem Weg der Kirche zur ›Fülle der göttlichen Wahrheit‹ darstellt, ist gleichzeitig Bereicherung im subjektiven, menschlichen existentiellen Sinn. Eben von dieser letzteren erwartet man die gewünschte Verwirklichung am meisten. Das Pastoralkonzil hat in der ›Pastoralität‹ der Kirche – Pastoralität im weitesten Sinn verstanden – ein neues Kapitel eröffnet« (a. O. 22). Und ein weiteres, jüngeres und vielleicht noch deutlicheres Zeugnis aus der Feder Joseph Ratzingers sei angeführt: »Aber auf der anderen Seite müssen wir auch selbstkritisch genug sein, um anzuerkennen, daß der naive Optimismus des Konzils und die Selbstüberschätzung vieler, die es trugen und propagierten, die finsteren Diagnosen früherer Kirchenmänner über die Gefahr von Konzilien auf eine erschreckende Weise rechtfertigen. Nicht alle gültigen Konzilien sind auch kirchengeschichtlich zu fruchtbaren Konzilien geworden; von manchen bleibt am Ende nur ein großes Umsonst.« (Benedikt XVI. – Joseph Ratzinger, Theologische Prinzipienlehre – Bausteine zur Fundamentaltheologie, 2. unveränderte Auflage des Buches von 1982, Donauwörth 2005, 395). In der zugehörigen Anm. 14 schrieb Ratzinger: »In diesem Zusammenhang wird mit Recht immer wieder auf das V. Laterankonzil verwiesen, das von 1512-1517 tagte, ohne einen wirksamen Beitrag zur Überwindung der heraufziehenden Krise zu leisten.« 214 Weitere Zeugnisse aus verschiedenen Quellen findet man in: Verf., »Keine Einheit ohne Wahrheit!« 2. Aufl. Stuttgart 1999, 63-67. Wichtig sind auch die Ausführungen zu dieser Frage, die Brunero Gherardini in seinem schon erwähnten Buch »Concilio Ecumenico Vaticano II: Un discorso da fare«(47-65) vorgelegt hat. Sie münden in folgendes Fazit ein: »Über eine einzige Schlussfolgerung herrscht Klarheit: Man wollte ein pastorales Konzil. Und nur ein pastorales.« (»Su una sola conclusione non si sbaglia: Si volle un concilio pastorale. E solamente pastorale.« a. O. 65). Dogmatisch im Sinne absolut verbindlicher Sätze ist das Konzil nur dort, wo es bereits früher definierte Lehren wiederaufgreift, wie Gherardini zu Recht zuvor betont hatte: »È pertanto lecito riconoscer al Vaticano II un’indole dogmatica solamente là dov’esso ripropone come verità di Fede dogmi definiti in precedenti Concili.« (a. O. 51) Florian Kolfhaus hat in einer soeben erschienenen Dissertation, mit der eine neue Reihe herausragender in Rom erstellter Doktorarbeiten »Theologia Mundi ex Urbe« eröffnet wird, mit speziellem Blick auf drei besonders umstrittene Dekrete bzw. Erklärungen den ausschließlich pastoralen Charakter des letzten Konzils aus den Quellen sorgfältig dokumentiert: Pastorale Lehrverkündigung – Grundmotiv des Zweiten Vatikanischen Kozils. Untersuchungen zu »Unitatis Redintegratio«, »Dignitatis Humanae« und »Nostra Aetate« (Münster 2010). In einem Artikel der DT (19. Juni 2010, S. 13), in dem er auf sein Buch Bezug nahm, hielt Kolfhaus fest: »In den Dekreten und Erklärungen… geht es nicht um die lehramtliche Fesstellung von Wahrheit, sondern um praktisches Tun, das heißt Pastoral als Konsequenz der Lehre. In der Theologie fehlt ein Begriff für dieses pastorale Lehramt.«

Die katholische Lehre von den zwei Quellen der Offenbarung<br />

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ben soll, zumal immer wieder eine angebliche »Glaubensbereicherung« durch das II.<br />

Vatikanum betont wird – das doch eigentlich nur ein Pastoralkonzil hatte sein wollen<br />

(was Wojtyla auch selbst erwähnt 214 ): »An den Ausgangspunkt der Verwirklichung des<br />

Zweiten Vatikanums, das heißt der konziliaren Erneuerung, muß man das Prinzip<br />

der Glaubensbereicherung stellen«, so lautet bereits der erste Satz im ersten Kapitel<br />

des besagten Buches (a. O. 19). Und dieses Anfangskapitel schließt mit demselben<br />

Gedanken: »Diese Glaubensbereicherung im objektiven Sinn, die eine neue Etappe<br />

auf dem Weg der Kirche zur ›Fülle der göttlichen Wahrheit‹ darstellt, ist gleichzeitig<br />

Bereicherung im subjektiven, menschlichen existentiellen Sinn. Eben von dieser letzteren<br />

erwartet man die gewünschte Verwirklichung am meisten. Das Pastoralkonzil hat in<br />

der ›Pastoralität‹ der Kirche – Pastoralität im weitesten Sinn verstanden – ein neues<br />

Kapitel eröffnet« (a. O. 22).<br />

Und ein weiteres, jüngeres und vielleicht noch deutlicheres Zeugnis aus der Feder Joseph<br />

Ratzingers sei angeführt: »Aber auf der anderen Seite müssen wir auch selbstkritisch genug<br />

sein, um anzuerkennen, daß der naive Optimismus des Konzils und die Selbstüberschätzung<br />

vieler, die es trugen und propagierten, die finsteren Diagnosen früherer Kirchenmänner<br />

über die Gefahr von Konzilien auf eine erschreckende Weise rechtfertigen. Nicht<br />

alle gültigen Konzilien sind auch kirchengeschichtlich zu fruchtbaren Konzilien geworden;<br />

von manchen bleibt am Ende nur ein großes Umsonst.« (Benedikt XVI. – Joseph Ratzinger,<br />

Theologische Prinzipienlehre – Bausteine zur Fundamentaltheologie, <strong>2.</strong> unveränderte Auflage<br />

des Buches von 1982, Donauwörth 2005, 395). In der zugehörigen Anm. 14 schrieb<br />

Ratzinger: »In diesem Zusammenhang wird mit Recht immer wieder auf das V. Laterankonzil<br />

verwiesen, das von 1512-1517 tagte, ohne einen wirksamen Beitrag zur Überwindung<br />

der heraufziehenden Krise zu leisten.«<br />

214 Weitere Zeugnisse aus verschiedenen Quellen findet man in: Verf., »Keine Einheit ohne<br />

Wahrheit!« <strong>2.</strong> Aufl. Stuttgart 1999, 63-67. Wichtig sind auch die Ausführungen zu dieser Frage,<br />

die Brunero Gherardini in seinem schon erwähnten Buch »Concilio Ecumenico Vaticano<br />

II: Un discorso da fare«(47-65) vorgelegt hat. Sie münden in folgendes Fazit ein: »Über eine<br />

einzige Schlussfolgerung herrscht Klarheit: Man wollte ein pastorales Konzil. Und nur ein pastorales.«<br />

(»Su una sola conclusione non si sbaglia: Si volle un concilio pastorale. E solamente<br />

pastorale.« a. O. 65). Dogmatisch im Sinne absolut verbindlicher Sätze ist das Konzil nur dort,<br />

wo es bereits früher definierte Lehren wiederaufgreift, wie Gherardini zu Recht zuvor betont<br />

hatte: »È pertanto lecito riconoscer al Vaticano II un’indole dogmatica solamente là dov’esso ripropone<br />

come verità di Fede dogmi definiti in precedenti Concili.« (a. O. 51)<br />

Florian Kolfhaus hat in einer soeben erschienenen Dissertation, mit der eine neue Reihe herausragender<br />

in Rom erstellter Doktorarbeiten »Theologia Mundi ex Urbe« eröffnet wird, mit<br />

speziellem Blick auf drei besonders umstrittene Dekrete bzw. Erklärungen den ausschließlich<br />

pastoralen Charakter des letzten Konzils aus den Quellen sorgfältig dokumentiert: Pastorale<br />

Lehrverkündigung – Grundmotiv des Zweiten Vatikanischen Kozils. Untersuchungen zu »Unitatis<br />

Redintegratio«, »Dignitatis Humanae« und »Nostra Aetate« (Münster 2010). In einem Artikel<br />

der DT (19. Juni 2010, S. 13), in dem er auf sein Buch Bezug nahm, hielt Kolfhaus fest: »In<br />

den Dekreten und Erklärungen… geht es nicht um die lehramtliche Fesstellung von Wahrheit,<br />

sondern um praktisches Tun, das heißt Pastoral als Konsequenz der Lehre. In der Theologie<br />

fehlt ein Begriff für dieses pastorale Lehramt.«

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