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2. Una Voce - Una Voce Deutschland eV

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Die katholische Lehre von den zwei Quellen der Offenbarung<br />

111<br />

Spiel gebracht, auf den angeblich neue Erfahrungen in der Kirche zurückgehen sollen.<br />

Brunero Gherardini, der schon mehrfach genannte Domherr von St. Peter und vorzügliche<br />

thomistische Theologe, hat in seinem wichtigen Buch »Concilio Ecumenico<br />

Vaticano II – Un discorso da fare« (114 f.) die traditionelle kirchliche Lehre von der<br />

Dogmenentfaltung dem modernistischen radikalen Neuansatz knapp und präzis mit<br />

folgenden Worten gegenübergestellt: »Die mündliche Form der Tradition hat, wenn sie<br />

richtig verstanden wird, überhaupt nichts gemeinsam mit einigen aktuellen Theoriebildungen<br />

über die Glaubenserfahrung, die der Heilige Geist mit den vorangegangen<br />

Erfahrungen verbinden würde, und zwar bis zur allerersten in der Zeit der Apostel: die<br />

vage Vorstellung einer Rückbindung an den Heiligen Geist beraubt das Konzept einer<br />

Tradition seines konstitutiven Formalobjektes, d. h. der unveränderten Übertragung<br />

der christlichen Offenbarung auf dem offiziellen und authentischen Weg des kirchlichen<br />

Lehramtes, dem allein der Heilige Geist das Amt der Übertragung selbst anvertraut<br />

hat.« 212 Im folgenden lobt Gherardini zu Recht die grundsoliden und wahrhaft<br />

katholischen Ausführungen in 26 Thesen zur Tradition, die Kardinal Johannes Baptist<br />

Franzelin, in folgendem auch heute noch hochaktuellen Werk vorgelegt hat: Tractatus<br />

de divina traditione et scriptura (ed. tertia, Romae 1882).<br />

Leider muß besagte Kritik an bestimmten modernen Theoriebildungen in gewissem<br />

Umfang auch Papst Johannes Paul II. gelten. Als er noch Bischof in Polen war, verfaßte<br />

er eine umfangreiche Arbeit zum letzten Konzil, die in deutscher Sprache unter dem<br />

Titel »Quellen der Erneuerung – Studien zur Verwirklichung des Zweiten Vatikanischen<br />

Konzils« erschienen ist (Freibg./B. 1981; die polnische Originalausgabe war<br />

1972 herausgekommen). Hier pries der spätere Papst immer wieder geradezu hymnisch<br />

die Schöpfung eines neuen Bewußtseins der Kirche von sich selbst und eine<br />

Glaubensbereicherung, die auf dem II. Vatikanum – angeblich unter der Leitung des<br />

Hl. Geistes – erfolgt sei: »Man kann zudem sagen, daß von diesem vom Konzil hervorgehobenen<br />

Wissen der Kirche um sich selbst der Hauptweg zur Glaubensbereicherung<br />

ausgeht...« (a. O. 58) Karol Wojtyla proklamierte in seiner Arbeit ein »Wechselverhältnis...,<br />

das zwischen dem Offenbarungsgut und dem konziliaren Bewußtsein der<br />

Kirche besteht«. (a. O. 41) Dabei muß die überlieferte katholische Lehre nunmehr<br />

im Licht der konziliaren Selbsterkenntnis der Kirche neu gelesen werden (a. O. 41 f.),<br />

nicht etwa umgekehrt, wie es der jetzige Pontifex seinerseits schon mehrfach gefordert<br />

hat. 213 Es ist schwer einzusehen, wie die katholische Doktrin dann noch identisch blei-<br />

212 Eigene Übersetzung des italienischen Originals.<br />

213 Papst Benedikt XVI. postuliert eine »Hermeneutik der Kontinuität« bzw. eine »Hermeneutik<br />

der Reform unter Wahrung der Kontinuität« im Unterschied zu einer »Hermeneutik der<br />

Diskontinuität« zwischen vor – und nachkonziliarer Kirche! Man lese z.B. seine »Ansprache<br />

an das Kardinalskollegium und die Mitglieder der römischen Kurie beim Weihnachtsemp-

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