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Least-Cost Planing als Regulierungskonzept.pdf

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-73-<br />

Einen der ersten Ansätze dieser Art lieferte Gabriel Kolko, der sich aus marxistischer Sicht mit der<br />

Eisenbahnregulierung zwischen 1877 und 1919 auseinandersetzte und zu dem Ergebnis gelangte, daß die<br />

Regulierungsbehörden von der regulierten Branche selbst geschaffen wurden mit dem Ziel, eine<br />

weitgehende Kartellierung durchzusetzen. 257<br />

Dieser kapitalismuskritischen Sichtweise stellte der Chicago-Ökonom Sam Peltzman ein Modell<br />

gegenüber, das die Regulierungsmotive des Staates selber in den Vordergrund rückt. Nach seiner<br />

Vorstellung werden die Kommissionen von Politikern geschaffen, die sie zur Umverteilung von<br />

Einkommen benutzen wollen, um Wählergruppen an sich zu binden sowie marginale Wähler für sich zu<br />

gewinnen und dadurch Wählerstimmen zu maximieren. 258 Diese Theorie ist der Spezialfall einer<br />

Demokratietheorie, nach der Politik stets <strong>als</strong> Tauschgeschäft um Wählerstimmen aufgefaßt wird (Neue<br />

Politische Ökonomie/NPÖ). 259<br />

Ein dritter Ansatz zur Erklärung der Einführung von Regulierung ist die "Krisenthese", wonach<br />

Regulierung häufig im Zusammenhang mit Branchenkrisen entsteht. Der Staat reagiert auf kurzfristige<br />

Krisen mit einer langfristigen Politik, um die Krise abzuschwächen und die vorhandenen Unsicherheiten<br />

zu verringern. 260 Die Krisenthese läßt sich jedoch <strong>als</strong> Spezialfall der Public Interest Theory<br />

interpretieren, da Regulierung hier dem Gemeinwohl dienen soll.<br />

zu 2a)<br />

Unter passive Verhaltenstheorien sollen jene Ansätze zusammengefaßt werden, bei denen das<br />

Regulierungsverhalten durch übergeordnete Verhaltensmuster überlagert und keine eigenständigen<br />

regulierungsbedingten Zielvorstellungen entwickelt werden.<br />

Die "Life Cycle Theory" von Marver Bernstein geht davon aus, daß sich das Verhalten von<br />

Regulierungskommissionen im Zeitablauf gleichsam autonom verändert. Während ihre Einrichtung noch<br />

auf öffentliche Interessen zurückgeführt werden kann, bewegt sie sich in der "Jugend-" und "Reifephase"<br />

stärker auf die Intereressen der Regulierten zu, um dann im "Alter" vollständig von ihnen dominiert zu<br />

werden. 261<br />

Die "Bürokratietheorie" steuert zwei Varianten zur Erklärung des Regulierungsverhaltens bei. Nach dem<br />

Modell von William Niskanen liegt das Hauptziel jedweder Bürokratie darin, ihr Gesamtbudget zu<br />

maximieren, da auf diese Weise die Zufriedenheit der Angestellten maximiert wird. 262 Der Ansatz von<br />

257 Vgl. Kolko (Railroads), 1965.<br />

258 Vgl. Peltzman (Theory of Regulation), 1976.<br />

259 Zu den Grundlagen der "Neuen Politischen Ökonomie" vgl. Downs (Demokratie), 1968; Olson<br />

(Kollektives Handeln), 1968. Zur grundsätzlichen Kritik an diesem Ansatz vgl. z.B. Himmelmann<br />

(Politische Ökonomie), 1977, S.192-196.<br />

260 Vgl. Knieps (Regulierung), 1988, S.57f.<br />

261 Vgl. Bernstein (Regulating Business), 1955; vgl. auch Phillips (Regulation), 1988, S.175ff.<br />

262 Vgl. Niskanen (Bureaucracy), 1968; vgl. auch Trebing (Institutionalist Approach), 1987, S.1719.

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