Least-Cost Planing als Regulierungskonzept.pdf

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und quantitativ in die Ressourcenplanung einzubeziehen, das weit über die betriebswirtschaftliche Ebene
des EVU sowie über eine enge ökonomische Perspektive hinausgeht. Die Frage der Gewichtung dieser
zusätzlichen Aspekte im Planungsprozeß des EVU wird durch LCP transparent und damit einem
öffentlichen Diskurs zugänglich gemacht.
(8) Die Regulierungspraxis von EVU in den USA wird nicht von dem Versuch dominiert, ein abstraktes
ökonomisches Theoriegebäude umzusetzen. Vielmehr ist EVU-Regulierung in den USA in ihrer über
hundertjährigen Tradition häufig als eine "Kunst" verstanden worden, die darin besteht, in einem
kontinuierlichen Interessenabwägungsprozeß eine größtmögliche Realisierung von gesellschaftlichen
Regulierungszielen zu erreichen. Der Kompromiß stellt dabei den Regelfall bei konkreten Regulierungsentscheidungen
dar. Charakteristisch für die amerikanische Regulierung ist die Existenz beträchtlicher
regulatorischer Risikoelemente für die EVU sowie der öffentliche Charakter sämtlicher formeller
Verfahren, der die Entwicklung eines breit angelegten Regulierungsprozesses ermöglicht. Dieser Prozeß
hat sich in der Vergangenheit zwar selten zielstrebig und widerspruchsfrei entwickelt, er war aber stets in
der Lage, neue Elemente aufzunehmen, zu verarbeiten und sich gegebenenfalls selbst zu korrigieren.
(9) Für die USA läßt sich empirisch zeigen, daß die traditionelle Regulierungspraxis eine Reihe von
gravierenden negativen Anreizen beinhaltet, die verhindern, daß die EVU ihre Geschäftspolitik im Sinne
von LCP verändern und die Einsparung von Energie systematisch berücksichtigen. In den letzten Jahren
sind daraufhin eine Fülle von neuen Regulierungsansätzen entwickelt und implementiert worden, um das
gesellschaftliche Interesse an LCP und die betriebswirtschaftlichen Interessen der EVU einander anzunähern
und dadurch die Aufgeschlossenheit der EVU gegenüber LCP zu verbessern. Diese Ansätze haben
die grundsätzliche Integrationsfähigkeit von LCP in das amerikanische Regulierungssystem demonstriert,
und sie sind auf dem besten Wege, die traditionelle Regulierungspraxis grundlegend zu verändern.
(10) Das bundesdeutsche Energieaufsichtssystem hat sich nach dem zweiten Weltkrieg bislang nur
rudimentär entwickelt, seine Kompetenzen sind historisch bedingt zersplittert. Die weitreichende Kritik
an diesem System bezieht sich sowohl auf seine konzeptionelle Ausgestaltung als auch auf seine konkrete
Praxis. Häufig wird dabei jedoch auf der Stufe der Fundamentalkritik, die das Aufsichtssystem prinzipiell
in Frage stellt, verharrt, ohne konstruktive Hinweise auf eine Verbesserung des bestehenden Systems zu
geben. Die Forderung nach einer grundlegenden Regulierungsreform in der Elektrizitätswirtschaft wurde
letztmalig - mit erkennbarer Resonanz - von der Monopolkommission im Jahr 1976 vertreten.
(11) LCP als Regulierungskonzept erscheint grundsätzlich auf die Bundesrepublik übertragbar, da auch
hier ein Regulierungssystem besteht, das Kunden vor monopolistischem Mißbrauch in geschlossenen
Versorgungsgebieten schützen soll, und da auch hier gravierende negative Anreize für die EVU
existieren, LCP im Rahmen der bestehenden Aufsichtspraxis umzusetzen. Allerdings sind die
Voraussetzungen für eine LCP-orientierte Regulierung im Vergleich zu den USA erheblich ungünstiger,
so daß verstärkt nach vereinfachten Verfahren und stufenweisen Umsetzungsschritten zu suchen ist.