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Least-Cost Planing als Regulierungskonzept.pdf

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-318-<br />

7.2.2 Stromeinspar- und -substitutionsprogramme aus volks- und betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht 1026<br />

Es läßt sich zeigen, daß die EVU <strong>als</strong> potentielle LCP-Akteure aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht in<br />

den meisten Fällen "unvernünftig" handelten, wenn sie Einspar- und Substitutionsprogramme in<br />

größerem Umfang durchführen würden. 1027<br />

Der Hauptgrund für das Auseinanderklaffen von betriebs- und volkswirtschaftlicher Rationalität liegt in<br />

der Praxis von Strompreis-, Energiefach- und Kartellaufsicht, die im allgemeinen von einer<br />

"marktwirtschaftlichen Aufgabenteilung" 1028 ausgeht, wonach die EVU für die Versorgung, die<br />

Verbraucher für die Einsparung zuständig sein sollten.<br />

Im folgenden werden der Einfachheit halber zwei "reine" EVU-Typen unterschieden: Das Erzeuger-EVU<br />

<strong>als</strong> Großkraftwerksbetreiber sowie das kleinere Stadtwerk <strong>als</strong> reiner Weiterverteiler. Für gemischte EVU<br />

wäre die Argumentation etwas differenzierter, an den Aussagen jedoch würde sich nichts Grundsätzliches<br />

ändern.<br />

Da die Aufsichtspraxis in den einzelnen Bundesländern z.T. stark voneinander abweicht, wird im<br />

folgenden implizit die Praxis Nordrhein-Westfalens zugrundegelegt, die vergleichsweise differenziert ist.<br />

Für die anderen Bundesländer gelten die Schlußfolgerungen jedoch in gleicher Weise.<br />

7.2.2.1 Erzeuger-EVU<br />

a) Situation bei Überkapazitäten<br />

In einer Situation, die durch Überkapazitäten gekennzeichnet ist, sind LCP-Programme<br />

einzelwirtschaftlich gesehen stets sinnvoll, wenn die Kosten der Einsparung bzw. Substitution (technische<br />

plus Umsetzungskosten) - auf die kWh umgelegt - unter den variablen Kosten der Strombereitstellung<br />

liegen (kurzfristige Grenzkosten). Unter Zugrundelegung eines längeren Planungshorizonts sind sie<br />

darüber hinaus einzelwirtschaftlich sinnvoll, wenn die heutige Nichterschließung dieser Potentiale mittelund<br />

langfristig zu Neu- bzw. Ersatzinvestitionen bei Kraftwerken und Netzen führen würde<br />

(Kapazitätseffekt), deren Kosten höher sind <strong>als</strong> die der entsprechenden LCP-Programme. Dieses Problem<br />

stellt sich insbesondere dann, wenn die Einspar- und Substitutionspotentiale zu dem Zeitpunkt, in dem die<br />

Überkapazitäten abgebaut sind, nicht mehr erschließbar sind ("lost opportunity resources").<br />

Volkswirtschaftlich gesehen sind LCP-Programme stets sinnvoll, wenn ihre Kosten incl. der zusätzlichen<br />

1026 Dieser Abschnitt beruht auf einem vom Autor bereits veröffentlichten Artikel (Leprich (<strong>Least</strong>-<br />

<strong>Cost</strong> Planning), 1991), der überarbeitet und gestrafft wurde.<br />

1027 Für entsprechende Programme in kleinerem Umfang (verbesserte Energieberatung, Erstellung<br />

von Gerätelisten, Verleih von Strommeßgeräten, Linearisierung der Tarife etc.) trifft diese Aussage<br />

allerdings so nicht zu, da der Zwang zur Wahrnehmung umweltpolitischer Verantwortung<br />

und der zunehmende politische Druck den EVU kaum eine andere Wahl lassen, wenn sie nicht<br />

weiter an gesellschaftspolitischer Akzeptanz verlieren wollen.<br />

1028 Grawe/Schulz (<strong>Least</strong>-<strong>Cost</strong> Planning), 1989, S.119.

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