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Least-Cost Planing als Regulierungskonzept.pdf

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eskalierenden Brennstoff- und Investitionskosten aufzufangen. 619 Ein typischer rate case dauert ca. ein<br />

Jahr (s. dazu auch Abschnitt 4.3.3.1). Demzufolge konnten die Aufsichtsbehörden den Arbeitsanfall nicht<br />

mehr bewältigen, und Verzögerungen in den Genehmigungsverfahren waren an der Tagesordnung.<br />

Eine von mehreren Modifikationen, die daraufhin von einigen Bundesstaaten eingeführt wurde, war die<br />

Festlegung eines Mindestzeitraums zwischen zwei rate cases. Dieser Mindestzeitraum beträgt z.B. in<br />

Kalifornien genau drei Jahre und in New York 1-3 Jahre.<br />

In den rate cases findet heute häufig eine Neuberechnung der Strompreise statt, d.h. der bisherige<br />

Kostensockel wird genauso wie die zusätzlich geltend gemachten Kosten überprüft. 620 Damit hat sich die<br />

Regulierung im Laufe der letzten 20 Jahre tendenziell von einer reinen Kostenzuschlagsregulierung<br />

("<strong>Cost</strong>-Plus Regulation") zu einer umfassenderen Rentabilitätsregulierung gewandelt. 621<br />

Die Ermittlung der Erlösanforderungen bezieht sich stets auf die kommende Periode (in der Regel auf 12<br />

Monate) und wird dann - je nach Länge des Zeitraums zwischen den rate cases - für die nachfolgenden<br />

Perioden fortgeschrieben. In der Praxis wird dabei entweder das tatsächliche Ergebnis der<br />

zurückliegenden Periode zugrundegelegt und fortgeschrieben (historic test year), 622 oder man verwendet<br />

das prognostizierte Ergebnis der kommenden Periode (forecast oder future test year). In Kalifornien, New<br />

York und einigen anderen Bundesstaaten wird mit einem "future test year" gearbeitet, 623 während in der<br />

Mehrzahl der Bundesstaaten auf das "historic test year" zurückgegriffen wird. 624<br />

Für ein "future test year" spricht, daß bei spürbaren Inflationsraten die prognostizierten<br />

Erlösanforderungen näher bei den tatsächlichen liegen, was insbesondere bei längeren<br />

Genehmigungsperioden sinnvoll ist. Dagegen spricht zum einen der zusätzliche Prognoseaufwand, zum<br />

619 Vgl. dazu Abschnitt 4.1.2.3. Inzwischen hat sich die Situation wieder deutlich beruhigt: während<br />

Anfang der 80er Jahre jährlich noch weit über 200 rate cases beantragt wurden, hat sich diese Zahl<br />

zum Ende der 80er Jahre etwa halbiert. Vgl. Jones (Regulatory Window), 1989, S.22.<br />

620 Im Jahr 1990 wurden bei rund 100 EVU sogenannte "rate case audits" durchgeführt, bei denen<br />

stichprobenartig bestimmte Kostenblöcke genauer untersucht wurden. Vgl. NARUC (1990 Annual<br />

Report), 1991, S.508, Tabelle 54. Die regelmäßige Neuberechnung der Strompreise in vielen<br />

Bundesstaaten auf Grund der enormen Kostensteigerungen in den 70er und 80er Jahren verlieh den<br />

rate cases eine neue Qualität, die von Müller/Vogelsang (Regulierung), 1979, bei ihrer<br />

Beschreibung der amerikanischen Strompreisregulierung nicht vorausgesehen werden konnte. Sie<br />

gingen seinerzeit davon aus, daß "eine Berechnung oder Neuberechnung nicht in regelmäßigen<br />

Abständen statt(findet)", und daß "zwischen den einzelnen Verfahren .. im Extremfall Jahrzehnte<br />

liegen" (S.53).<br />

621 So auch Joskow, der bemerkt: "... the financial experience of the industry in the past twenty years<br />

makes it clear that it is not a pure cost-plus system" (Joskow (Structural Change), 1989, S.158).<br />

622 Beim "historic test year" wird unterstellt, daß das Verhältnis zwischen Kosten, Nettoinvestitionen<br />

und Erlösen auch in Zukunft unverändert bleibt, d.h. durch die Absatzprognose ist auch die<br />

Kosten- und Investitionsprognose determiniert.<br />

623 Rund 20 Bundesstaaten sowie die FERC erlauben grundsätzlich die volle oder teilweise Verwendung<br />

des "future test year". Vgl. Jones (Regulatory Window), 1989, S.25, Fn 3.<br />

624 Vgl. NARUC (1990 Annual Report), 1991, S.448f., Tabelle 23. Allerdings wird diese Methode<br />

nicht immer strikt angewandt, sondern mit dem Wissen über vorhersehbare Veränderungen<br />

kombiniert.

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