Least-Cost Planing als Regulierungskonzept.pdf

-159-
Bundesstaat hinausgehen. 486 Beteiligungen von privaten an genossenschaftlichen oder öffentlichen EVU
indes sind genauso selten wie umgekehrt.
Als Stromverteiler haben die EVU entweder de iure oder de facto das Ausschließlichkeitsrecht zur
Versorgung in abgegrenzten Versorgungsgebieten (franchises). 487 Die Städte und Gemeinden
beauftragen die EVU mit der Versorgung ihrer Gebiete und bekommen im Gegenzug für die Abtretung
des Wegerechts und die Übertragung des Ausschließlichkeitsrechts eine Art Konzessionsabgabe
(franchise fees), 488 deren Höhe vom Umsatz oder vom Vermögen des EVU abhängt. 489 Die Übertragung
der Versorgung erfolgt für mindestens 10 Jahre, meistens aber für sehr viel länger. 490
Die ländlichen Energie-Genossenschaften (cooperatives) sind v.a. Stromverteiler und werden von den
privaten sowie den bundeseigenen EVU beliefert. Sie versorgen zwei Drittel der Landfläche der USA,
aber nur rund 8% der Bevölkerung. 61 genossenschaftliche EVU erzeugen selber Strom, die restlichen
sind reine Weiterverteiler. 491 Gegenüber den privaten EVU haben die Genossenschaften zwei wichtige
Vorteile: Sie gelten als gemeinnützig und sind daher von der Einkommensteuer befreit, und sie
bekommen Kredite zu einem niedrigen Zinssatz von der Rural Electrification Administration, einer
Behörde des Landwirtschaftsministeriums. 492 Der Interessenverband der genossenschaftlichen EVU ist
die National Rural Electric Cooperative Association.
Die Stadtwerke (municipalities) versorgen vor allem mittlere und kleine Städte sowie Landkreise. Sie
sind ebenfalls von der Einkommensteuer und in vielen Fällen auch von bundesstaatlichen und lokalen
Steuern befreit. 493 Ihre Hauptbetätigung liegt in der Stromverteilung. Viele Stadtwerke liegen in den
Versorgungsgebieten der bundeseigenen EVU, wo sie zu bevorzugten Konditionen Strom aus
Wasserkraftwerken beziehen können. 494 Die Größe der Stadtwerke schwankt naturgemäß erheblich:
Während die Stadtwerke von Los Angeles (Los Angeles Department of Water and Power/LADWP) einen
jährlichen Umsatz von mehr als 1,7 Mrd. US$ aufweisen, erreichen einige Stadtwerke in Alaska nur rund
486 Zwischen 1980 und 1987 nahm die Anzahl der Holding-Gesellschaften bei Versorgungsunternehmen
insgesamt von 107 auf 153 zu. Vgl. Loube (Holding Company), 1989, S.625. Im
Strombereich allein existieren zur Zeit mindestens 34 Holding-Gesellschaften, von denen 19 nach
1984 gegründet wurden. Vgl. Fenn (Mergers), 1988, S.85. Zur Regulierung von Holding-
Gesellschaften s. auch Abschnitt 4.2.2.4.
487 Vgl. Joskow/Schmalensee (Incentive Regulation), 1986, S.3.
488 Vgl. PG&E (Encyclopedia), 1985, S.161.
489 PG&E beispielsweise berechnete beim Strompreisgenehmigungsverfahren 1989 eine im Jahr 1990
zu zahlende Konzessionsabgabe für sämtliche von ihr mit Elektrizität versorgten Städte und
Landkreise (counties) in Höhe von 19,5 Mio. US$. Vgl. CPUC (89-12-057: General Rate Case
PG&E), 1989, Appendix B, S.2. Dies entspricht 0,64% der Nettoerlöse und ist damit um eine
Größenordnung kleiner als die Konzessionsabgabe in der Bundesrepublik.
490 Vgl. Joskow/Schmalensee (Incentive Regulation), 1986, S.3, Fn 8.
491 Vgl. APPA (Annual Statistical Issue), 1991, S.53.
492 Vgl. Phillips (Regulation), 1988, S.599.
493 Vgl. Joskow/Schmalensee (Markets), 1983, S.17.
494 Vgl. Phillips (Regulation), 1988, S.598.