Empfehlung vom 2. Oktober 2012 - Der Eidgenössische ...
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15. Das Öffentlichkeitsgesetz findet nur auf amtliche Dokumente Anwendung, die nach seinem<br />
Inkrafttreten, d.h. nach dem 1. Juli 2006, von einer Behörde erstellt oder empfangen wurden<br />
(Art. 23 BGÖ). Wie unter Ziffer 7 erwähnt, teilte das ENSI dem Beauftragten mit Schreiben <strong>vom</strong><br />
2<strong>2.</strong> September 2011 mit, das Dokument 1 sei <strong>vom</strong> 14. Juni 2006 datiert und falle somit nicht in<br />
den Anwendungsbereich des Öffentlichkeitsgesetzes. Das ENSI ist in vorliegendem Fall nicht<br />
Erstellerin, sondern Hauptadressatin des Dokuments 1. Daher muss für die Frage, ob das<br />
Öffentlichkeitsgesetz für dieses Dokument zur Anwendung kommt, auf das Datum des<br />
Dokumenteneingangs beim ENSI abgestellt werden. Massgebend ist also der Empfangs- und<br />
nicht der Erstellungstermin des Dokuments 1. Aufgrund dessen verlangte der Beauftragte mit<br />
E-Mail <strong>vom</strong> 21. September <strong>2012</strong> eine Eingangsbestätigung des ENSI. Mit E-Mail <strong>vom</strong> 25.<br />
September <strong>2012</strong> bestätigte das ENSI dem Beauftragten mittels Kopie des Deckblatts des<br />
umfangreichen Dokuments 1 und des Begleitbriefes mit Eingangsstempel den Eingang der<br />
Unterlagen am 30. Juni 2006, also einen Tag vor Inkrafttreten des Öffentlichkeitsgesetzes. Das<br />
ENSI ist gemäss Art. 23 BGÖ nicht verpflichtet, amtliche Dokumente herauszugeben, welche<br />
ihm vor dem 01. Juli 2006 zugegangen sind. Selbstverständlich steht es einer Behörde jedoch<br />
frei, über amtliche Dokumente bzw. deren Inhalte von sich aus zu informieren, selbst wenn<br />
diese vor Inkrafttreten des Öffentlichkeitsgesetzes erstellt oder empfangen wurden. Ein Verbot<br />
des Zugangs zu amtlichen Dokumenten aus der Zeit vor Inkrafttreten ist im<br />
Öffentlichkeitsgesetz nicht vorgesehen. Entscheidend ist aber nur, dass das<br />
Öffentlichkeitsgesetz keinen Anspruch auf Zugang zu Dokumenten verschafft, welche vor dem<br />
01. Juli 2006 erstellt oder empfangen wurden.<br />
16. Ein Zugang zu amtlichen Dokumenten, welche vor Inkrafttreten des Öffentlichkeitsgesetzes<br />
erstellt wurden, käme allerdings dann in Betracht, wenn diese nachträglich geändert oder<br />
aktualisiert wurden 6 . Durch eine solche Handlung entsteht jedes Mal ein neues amtliches<br />
Dokument, welches dem Öffentlichkeitsgesetz grundsätzlich unterliegt. Da das Dokument 1<br />
gemäss oben erwähnter Bestätigung des ENSI <strong>vom</strong> 25. September <strong>2012</strong> am 30. Juni 2006<br />
eingegangen ist, muss davon ausgegangen werden, dass eine Änderung bzw. Aktualisierung<br />
nicht erfolgte, zumal eine solche nicht durch das ENSI selbst vorgenommen worden wäre, da<br />
dieses nur Hauptadressatin und nicht Erstellerin des Dokuments 1 war.<br />
17. <strong>Der</strong> Beauftragte stellt daher fest, dass die Verweigerung des Zugangs zum Dokument 1 zu<br />
Recht erfolgt ist, da es vor Inkrafttreten des Öffentlichkeitsgesetzes am 01. Juli 2006 <strong>vom</strong> ENSI<br />
empfangen wurde und somit nicht in den zeitlichen Geltungsbereich des Öffentlichkeitsgesetzes<br />
fällt. Die Verweigerung des Zugangs ist daher rechtmässig erfolgt.<br />
18. Für die Dokumente 2 und 3 bleibt zu prüfen, ob diese – entsprechend der Stellungnahme des<br />
ENSI – allenfalls auch nicht in den Anwendungsbereich des Öffentlichkeitsgesetzes fallen. Für<br />
den Zugang zu amtlichen Dokumenten betreffend Verfahren der Staats- und<br />
Verwaltungsrechtspflege findet das Öffentlichkeitsgesetz gemäss Art. 3 Abs. 1 Bst. a Ziff. 5<br />
keine Anwendung. <strong>Der</strong> Zugang zu Dokumenten, welche Teil von Verfahrensakten sind, wird<br />
durch die entsprechenden Verfahrensgesetze geregelt 7 , vorliegend insbesondere durch das<br />
Bundesgesetz <strong>vom</strong> 20. Dezember 1968 über das Verwaltungsverfahren<br />
(Verwaltungsverfahrensgesetz, VwVG, SR 17<strong>2.</strong>021).<br />
19. Die Botschaft des Bundesrates zum Öffentlichkeitsgesetz geht davon aus, dass die<br />
Ausnahmebestimmung von Art. 3 Abs. 1 Bst. a BGÖ sowohl auf hängige, als auch auf<br />
6 Handkommentar BGÖ, Art. 23 Rz. 11 f.; Entscheid BVGer A-7369/2006 <strong>vom</strong> 24.Juli 2007 ; Bundesamt für Justiz und Eidg.<br />
Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragter, Umsetzung des Öffentlichkeitsprinzips in der Bundesverwaltung: Häufig<br />
gestellte Fragen, 5. Juli <strong>2012</strong>, Ziff. <strong>2.</strong><strong>2.</strong>4.<br />
7 BBl 2003 1989.<br />
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