Die Orgel der Wieskirche - iWEST
Die Orgel der Wieskirche - iWEST Die Orgel der Wieskirche - iWEST
Wallfahrtspfarrer Prälat Georg Kichmeir Gott ist Musik Zur Wies gehört Musik Ein mit schönem Orgelspiel begleiteter Gottesdienst oder ein kunstvolles Orgelkonzert gehört zu meinen beglückendsten Erfahrungen in der Wieskirche. Wenn in der Wies der schwingende Rokoko-Raum und tief empfundene Musik zusammenklingen, dann »kommt die Seele nach«, dann erfährt jeder Mensch die Stimmigkeit des treffenden Wortes von Abt Marianus II: »Hoc loco habitat fortuna, hic quiescit cor« (»An diesem Ort wohnt das Glück – hier findet das Herz seine Ruh`«. Die Wies wird zu einem tiefen spirituellen Erlebnis. Fingerabdruck des Himmels Ein Dichter unserer Tage, Reiner Kunze, hat uns nach einem Besuch der Wieskirche ein wunderbares Gedicht geschenkt. Der Dichter mag wohl die Wies erlebt haben im kreisenden Licht der Sonne, die Wies leuchtend und strahlend in herrlichen Formen und Farben, Rokoko vom Vollendetsten und Feinsten – treffend spricht man vom »Wunder des Lichtes« in der Wies. Und Peter Dörfler hat dabei die gleiche »Erleuchtung« erfahren: »Die Wies – ein Stück Himmel auf Erden«. Hinterm wald, vor den wäldern, in den wiesen die Wies Fingerabdruck des himmels Der göttliche daumen war eingefärbt über und über mit licht Freilich kann man das sinnfällige Dichterwort über die Wies als »Fingerabdruck des Himmels« noch tiefgründiger sehen und deuten: Die theologische Mitte der Wieskirche ist das Gnadenbild des Gegeißelten Heilandes. Wir Christen glauben, ER ist der menschgewordene Sohn des lebendigen Gottes, ER ist der Fingerabdruck des Himmels. In der Wies, der Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland, an diesem wunderbaren Gnadenort, wird dem sein Aug, Ohr und Herz öffnenden Besucher eine »himmlische« Begegnung mit dem lebendigen Gott geschenkt, dem Heiland, der mit uns allen die Tränen der Freude und des Leides weint. Am schönsten habe ich die Einheit von Kunst und Theologie in der Wies erlebt, als unser Wiesorganist, Anton Guggemos, Johann Sebastian Bachs Choralbearbeitung »Jesu bleibet meine Freude« aus der Kantate Nr. 147 eingespielt hat. Die schlichte Choralmelodie wird auf der Orgel vom Anfang bis zum Ende von einer immer wiederkehrenden Stimme in einer atemlosen Triolenbewegung umrankt. Hier habe ich zutiefst empfunden, wie gerade durch das Orgelspiel die Wies in ihrer Einheit von Kunst und Glauben »stimmig und stimmungsvoll« sehr bereichernd und beglückend als »Fingerabdruck des Himmels« begreifbar wird. 54
»Geschenk des Himmels« Die neue Wies-Orgel ist also geradezu ein »Geschenk des Himmels«: Sie ist ein sehr gelungenes Meisterwerk, das mit Herzblut und höchstem handwerklichen Können zu einem außerordentlich stimmigen und schönen Instrument für unsere Wieskirche geworden ist. Und: Sie ist ein vortreffliches Kunstwerk, das uns immer wieder in der Wies erklingen wird: Gott zur Ehre und den vielen Menschen zur Freude. Nehmt Gottes Melodie in euch auf Einen Wunsch möchte ich noch anfügen: Der Bischof Ignatius von Antiochien schrieb in einem Brief an eine christliche Gemeinde: »Nehmt Gottes Melodie in euch auf. So werdet ihr alle zu einem Chor, und in ihrer Eintracht und zusammenklingender Liebe ertönt durch euch das Lied Jesu Christi«. Ignatius hat die wunderbare Vorstellung, dass Gott für jeden eine Stimme, eine Lebensmelodie hat. Und wenn jeder die ihm zugedachte Melodie Gottes wirklich hört und in sich aufnimmt, dann wird der Zusammenklang aller Stimmen eine Symphonie – es heißt wörtlich: Zusammenklang. »Nehmt Gottes Melodie in euch auf«. Wenn wir die vielen Stimmen der Orgel hören, ist immer auch Gottes Melodie in uns und für uns dabei, und gemeinsam können wir eine wohlklingende Symphonie werden. Gott ist Musik Der geniale Baumeister Dominikus Zimmermann hat in der Wies ein jubelndes Lied angestimmt, das Lied von der Liebe und dem Erbarmen des Gegeißelten Herrn auf der Wies. Mit den vielen herrlichen Stimmen der neuen Wies-Orgel wird nun dieses vielstimmige Lied weiterklingen. Jeder Wieswallfahrer und Wiesbesucher wird beglückt sein von der Köstlichkeit dieses wunderbaren Liedes und geht mit tief empfundenem Glauben und Vertrauen heim, in der fast mystischen Glaubenserfahrung, die Annegret Tewes in ihrem Gedicht »Musikalisches Glaubensbekenntnis« eingefangen hat. Prälat Georg Kirchmeir 55
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Wallfahrtspfarrer Prälat Georg Kichmeir<br />
Gott ist Musik<br />
Zur Wies gehört Musik<br />
Ein mit schönem <strong>Orgel</strong>spiel begleiteter Gottesdienst o<strong>der</strong> ein kunstvolles <strong>Orgel</strong>konzert<br />
gehört zu meinen beglückendsten Erfahrungen in <strong>der</strong> <strong>Wieskirche</strong>. Wenn<br />
in <strong>der</strong> Wies <strong>der</strong> schwingende Rokoko-Raum und tief empfundene Musik zusammenklingen,<br />
dann »kommt die Seele nach«, dann erfährt je<strong>der</strong> Mensch die<br />
Stimmigkeit des treffenden Wortes von Abt Marianus II: »Hoc loco habitat fortuna,<br />
hic quiescit cor« (»An diesem Ort wohnt das Glück – hier findet das Herz seine<br />
Ruh`«. <strong>Die</strong> Wies wird zu einem tiefen spirituellen Erlebnis.<br />
Fingerabdruck des Himmels<br />
Ein Dichter unserer Tage, Reiner Kunze, hat uns<br />
nach einem Besuch <strong>der</strong> <strong>Wieskirche</strong> ein wun<strong>der</strong>bares<br />
Gedicht geschenkt. Der Dichter mag wohl die Wies<br />
erlebt haben im kreisenden Licht <strong>der</strong> Sonne, die Wies<br />
leuchtend und strahlend in herrlichen Formen und<br />
Farben, Rokoko vom Vollendetsten und Feinsten –<br />
treffend spricht man vom »Wun<strong>der</strong> des Lichtes« in<br />
<strong>der</strong> Wies. Und Peter Dörfler hat dabei die gleiche<br />
»Erleuchtung« erfahren: »<strong>Die</strong> Wies – ein Stück<br />
Himmel auf Erden«.<br />
Hinterm wald, vor den wäl<strong>der</strong>n,<br />
in den wiesen die Wies<br />
Fingerabdruck des himmels<br />
Der göttliche daumen war eingefärbt<br />
über und über mit licht<br />
Freilich kann man das sinnfällige Dichterwort über die Wies als »Fingerabdruck<br />
des Himmels« noch tiefgründiger sehen und deuten: <strong>Die</strong> theologische Mitte <strong>der</strong><br />
<strong>Wieskirche</strong> ist das Gnadenbild des Gegeißelten Heilandes. Wir Christen glauben,<br />
ER ist <strong>der</strong> menschgewordene Sohn des lebendigen Gottes, ER ist <strong>der</strong> Fingerabdruck<br />
des Himmels. In <strong>der</strong> Wies, <strong>der</strong> Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland,<br />
an diesem wun<strong>der</strong>baren Gnadenort, wird dem sein Aug, Ohr und Herz öffnenden<br />
Besucher eine »himmlische« Begegnung mit dem lebendigen Gott geschenkt,<br />
dem Heiland, <strong>der</strong> mit uns allen die Tränen <strong>der</strong> Freude und des Leides weint.<br />
Am schönsten habe ich die Einheit von Kunst und Theologie in <strong>der</strong> Wies erlebt,<br />
als unser Wiesorganist, Anton Guggemos, Johann Sebastian Bachs Choralbearbeitung<br />
»Jesu bleibet meine Freude« aus <strong>der</strong> Kantate Nr. 147 eingespielt hat. <strong>Die</strong><br />
schlichte Choralmelodie wird auf <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong> vom Anfang bis zum Ende von einer<br />
immer wie<strong>der</strong>kehrenden Stimme in einer atemlosen Triolenbewegung umrankt.<br />
Hier habe ich zutiefst empfunden, wie gerade durch das <strong>Orgel</strong>spiel die Wies in<br />
ihrer Einheit von Kunst und Glauben »stimmig und stimmungsvoll« sehr bereichernd<br />
und beglückend als »Fingerabdruck des Himmels« begreifbar wird.<br />
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