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Die Orgel der Wieskirche - iWEST

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aller beim Gottesdienst anwesenden Gläubigen erhob. Zur Kirchenmusik äußerte sich das<br />

Konzil in diesem Zusammenhang sehr eindeutig: Kirchenmusik ist <strong>der</strong> mit dem Wort verbundene<br />

gottesdienstliche Gesang und macht einen notwendigen und integrierenden Bestandteil <strong>der</strong><br />

feierlichen Liturgie aus. So wird denn die Kirchenmusik umso heiliger sein, je enger sie mit <strong>der</strong><br />

liturgischen Handlung verbunden ist.<br />

Entsprechend ist auch das Singen in <strong>der</strong> Liturgie Ausdruck <strong>der</strong> tätigen Teilnahme. Es ist aber<br />

auch keine an<strong>der</strong>e Art von Kirchenmusik ausgeschlossen, wenn sie dem Geist <strong>der</strong> liturgischen<br />

Handlungen entspricht und die gebührende tätige Teilnahme des Volkes nicht behin<strong>der</strong>t. So<br />

wäre es also ein verhängnisvoller Fehler, die tätige Teilnahme aller am gottesdienstlichen<br />

Geschehen allein an den Gesang zu binden und die Rolle <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong> demgemäß allein auf die<br />

Choral- und Kirchenliedbegleitung einzuschränken. Tätige Teilnahme ist nicht notwendig<br />

vor<strong>der</strong>gründig aktive Teilnahme; sie kann auch rezipierend und gerade darin durchaus wie<strong>der</strong>um<br />

tätig sein.<br />

Sicher dient die <strong>Orgel</strong> <strong>der</strong> tätigen Teilnahme <strong>der</strong> Gläubigen, wenn sie <strong>der</strong>en Gesang anführt<br />

und begleitet. Sie dient <strong>der</strong> tätigen Teilnahme aber auch dann, wenn sie als Soloinstrument<br />

durch ihr Musizieren zu meditativ gefüllter Stille verhilft, in <strong>der</strong> die Menschen zum betrachtenden<br />

Gebet finden können: wenn also die <strong>Orgel</strong> das, was sich in <strong>der</strong> heiligen Handlung ereignet,<br />

nonverbal, geradezu in Lie<strong>der</strong>n ohne Worte <strong>der</strong>art hervorhebt, dass alle Mitfeiernden zu<br />

dem sich vollziehenden Mysterium so hingeführt werden, dass es ganz ihr Eigenes werden<br />

kann, an dem sie voll und ganz, tätig und aufnehmend teilhaben, ohne selbst aufs erste besehen<br />

aktiv zu sein. Ebenso för<strong>der</strong>t die <strong>Orgel</strong> in diesem Sinn die tätige Teilnahme <strong>der</strong> Gläubigen<br />

an <strong>der</strong> Liturgie, wenn das Instrument z. B. in den Bachschen <strong>Orgel</strong>chorälen über die variierten<br />

o<strong>der</strong> sogar verfremdeten Choralmelodien in den Hörern die Texte und Inhalte <strong>der</strong> Choräle und<br />

Kirchenlie<strong>der</strong> möglicherweise lebendiger wachruft, als wenn diese selbst gesungen würden.<br />

Auch soll die <strong>Orgel</strong> brausen zur höheren Ehre Gottes, die doch in nichts an<strong>der</strong>em besteht, als<br />

dem Menschen die Fülle des Lebens zu geben. Sie soll im besten Sinn musica sacra hervorbringen,<br />

Musik, die z. B. in einem Konzertsaal keineswegs so gehört und als Lobpreis <strong>der</strong> Größe<br />

Gottes wahrgenommen wird wie in <strong>der</strong> Kirche. Sie soll faszinierend an<strong>der</strong>s sein als jedes<br />

an<strong>der</strong>e Instrument mit seiner Art von Musik. <strong>Die</strong> <strong>Orgel</strong> hat auch die Aufgabe, an die Herrlichkeit<br />

Gottes zu erinnern, auf die <strong>der</strong> Mensch hin angelegt ist und in <strong>der</strong> er allein seine Erfüllung<br />

findet. <strong>Die</strong>se Herrlichkeit in <strong>der</strong> Musik erlebbar zu machen und das Leben immer neu danach<br />

auszurichten, ist ein Werk zur höheren Ehre Gottes.<br />

Doch nicht nur das Hohe und Himmlische findet in <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong> einen Wi<strong>der</strong>schein, auch das<br />

Kleine und Menschliche, wie es zur lebendigen Gemeinschaft <strong>der</strong> an Christus Glaubenden<br />

gehört. Ja, die <strong>Orgel</strong> stellt selbst so etwas wie ein Spiegelbild <strong>der</strong> christlichen Gemeinde dar. Da<br />

gibt es – wie in <strong>der</strong> Gemeinschaft <strong>der</strong> Christen – sehr leise tönende, für sich allein ziemlich<br />

unattraktiv und schwermütig dastehende Register wie den Subbass, ohne den aber die an<strong>der</strong>en<br />

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