Die Orgel der Wieskirche - iWEST
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<strong>Orgel</strong>baumeister Claudius Winterhalter und Intonateur Alois Schwingshandl<br />
im Gespräch mit Dr. Markus Zimmermann<br />
Zur neuen Wiesorgel<br />
Herr Winterhalter, wie kam es überhaupt zu diesem außergewöhnlichen <strong>Orgel</strong>projekt in<br />
einer <strong>der</strong> wichtigsten Wallfahrtskirchen, <strong>der</strong>en einmaliges Ensemble zum Weltkulturerbe<br />
gehört?<br />
CW: <strong>Die</strong> Anfrage aus dem Jahr 2007 hat mich erstaunt und zugleich berührt. Zufällig war<br />
ich kurz zuvor im Pfaffenwinkel unterwegs und sinnierte – ohne die konkreten Pläne <strong>der</strong><br />
Verantwortlichen zu kennen – über einen <strong>Orgel</strong>bau in dieser großartigen Kirche. Seit<br />
einigen Jahren bringt zudem Alois Schwingshandl bei uns als Intonateur seine klangbildnerische<br />
Begabung ein. Er stammt aus dieser Gegend. Das war ein zusätzlicher Anreiz für<br />
mich, um das Vertrauen <strong>der</strong> Verantwortlichen zu werben. Es passte einfach alles zusammen<br />
– und wir erhielten tatsächlich den Auftrag. Ich hatte gerade in Salzburg zu tun, als ich von<br />
<strong>der</strong> Entscheidung überrascht wurde. Natürlich war ich überglücklich. An einem so begnadeten<br />
Ort wirken zu dürfen, ist für mich die Krönung meines bisherigen Schaffens.<br />
Können Sie uns schil<strong>der</strong>n, wie es vom anfangs recht unbestimmten Begriff <strong>der</strong> »<strong>Orgel</strong>erneuerung«<br />
zur jetzigen Lösung kam?<br />
CW: Der Weg dahin war nicht einfach. Zunächst wurden drei Extreme diskutiert: die<br />
Restaurierung und Teilerneuerung <strong>der</strong> vorhandenen <strong>Orgel</strong> von 1959/1980, dann ein<br />
überfrachtetes Neubaukonzept voller Organisten-Son<strong>der</strong>wünsche sowie die Idee einer<br />
sklavischen Rückführung auf einen zu minimalistischen, obendrein nicht gesicherten<br />
Urzustand von 1757. Der Durchbruch kam mit <strong>der</strong> Idee einer neuen »Winterhalter-<strong>Orgel</strong>«<br />
als konsequente Erweiterung des historischen Kerns auf drei Manuale und Pedal.<br />
Was sollte die <strong>Orgel</strong> schließlich können, was war das Ziel?<br />
CW: Darin lag eben die Schwierigkeit, die teilweise weit auseinan<strong>der</strong> liegenden Interessen<br />
<strong>der</strong> Beteiligten unter einen liturgisch, denkmalpflegerisch und ästhetisch vertretbaren<br />
»Hut« zu bringen. Selbstverständlich war jegliche Substanz von 1757 zu respektieren und<br />
das Erscheinungsbild im Raumkontext zu wahren. Vor allem aber sollte ein Instrument<br />
entstehen, das den gottesdienstlichen Anfor<strong>der</strong>ungen einer Wallfahrtskirche gerecht würde.<br />
Das heißt: Es muss klanglich so flexibel sein, dass vom zartesten Vorsänger bis hin zum<br />
mächtigen Gemeindegesang aus 800 Kehlen alles perfekt begleitet werden kann. Der<br />
Organist fungiert sozusagen als Dirigent eines ständig wechselnden Chores. Zudem muss<br />
das Werk – auch wegen <strong>der</strong> vielen Gastorganisten – sofort durch seine innere Logik<br />
überzeugen, leicht bedienbar sein und eine hochrangige Konzertfähigkeit aufweisen.<br />
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