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Die Orgel der Wieskirche - iWEST

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pflegerisch sinnvoll, d.h. ohne neue Substanzeingriffe bzw. irreversible Verän<strong>der</strong>ungen an dem<br />

wertvollen historischen Pfeifenmaterial möglich war. Im Interesse <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung des<br />

Klanggefüges in seiner Gesamtheit und damit auch <strong>der</strong> wechselseitigen funktionalen Beziehung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Register untereinan<strong>der</strong> war es ferner angezeigt, die historische Disposition <strong>der</strong><br />

Hörterich-<strong>Orgel</strong> <strong>der</strong> Neubaukonzeption zu Grunde zu legen. <strong>Die</strong> Dispositionsaufzeichnung von<br />

1946 in Überlagerung mit den Erkenntnissen aus dem historischen Pfeifenmaterial bot hierfür<br />

eine verlässliche Basis. Grundstock für den geplanten technischen Neubau <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong> war daher<br />

die barocke Disposition von 1757, die nun den Kern des neuen Klangkonzeptes bildet. <strong>Die</strong> von<br />

kirchenmusikalischer Seite gewünschte Dispositionserweiterung sollte dabei die »Physiognomie«<br />

des barocken Konzeptes nicht verfremden. Daher erfolgten Erweiterungen im Bereich von<br />

Hauptwerk, Positiv und Pedal nur in zurückhaltendem Umfang. <strong>Die</strong> eigentliche klangliche<br />

Ausweitung <strong>der</strong> Disposition wurde mit einem völlig separaten dritten Manualwerk im Sinne<br />

eines schwellbaren 13 Register umfassenden »Echo« vorgenommen, das völlig unabhängig von<br />

den Hörterich‘schen <strong>Orgel</strong>gehäusen unsichtbar hinter dem historischen Hauptgehäuse Aufstellung<br />

gefunden hat. Aber auch bei <strong>der</strong> Disponierung des neuen Echowerks wurden nicht klangfremde<br />

Elemente <strong>der</strong> historischen Struktur »oktroyiert«, son<strong>der</strong>n die Klangfarben aus dem<br />

vorhandenen Bestand entwickelt. <strong>Die</strong> Integrierung des barocken Spieltischgehäuses in das<br />

Neubaukonzept stellte eine beson<strong>der</strong>e orgelbautechnische Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Denn die<br />

zierlichen Abmessungen des barocken Möbelstücks, das ursprünglich zwei Manualklaviaturen<br />

von wesentlich geringerem Tonumfang bei sog. »kurzer Oktav« aufnahm, bedeuteten für die<br />

Realisierung <strong>der</strong> neuen Spieltischtechnik einen »Kampf um den letzten Millimeter«. Dass <strong>der</strong><br />

Spieltisch als solcher wie<strong>der</strong> exakt am historischen Standort und gemäß dem barocken Vorbild<br />

»zum Vorwärtsspielen« eingerichtet werden sollte, war dabei fester Bestandteil des Konzepts.<br />

Bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> neuen Spieltischtechnik, die sich mit ihren beiden gestuften Registerterrassen<br />

rechts und links <strong>der</strong> Manualklaviaturen die Prinzipien <strong>der</strong> barocken Vorgängerorgel zu<br />

eigen macht, wird die Philosophie und das Grundkonzept des <strong>Orgel</strong>neubaus exemplarisch<br />

verdeutlicht. Auch wenn <strong>der</strong> gesamte erhalten gebliebene historische Bestand gemäß seinem<br />

ursprünglichen Funktionszusammenhang in das neue <strong>Orgel</strong>werk eingebunden und authentisch<br />

zur Geltung gebracht wird, handelt es sich nicht um eine – auch aus denkmalpflegerischer Sicht<br />

fragwürdige - Rekonstruktion, son<strong>der</strong>n um einen Neubau, <strong>der</strong> ein weiteres Kapitel in <strong>der</strong><br />

<strong>Orgel</strong>baugeschichte <strong>der</strong> <strong>Wieskirche</strong> eröffnet. Ein hochwertiges, handwerklich gediegenes<br />

Spieltischinterieur in unverkennbar zeitgenössischer Gestaltsprache korrespondiert auf harmonische<br />

Weise mit dem – sorgfältig restaurierten - barocken Spieltischgehäuse, ohne die Grenzen<br />

von historischem Bestand und mo<strong>der</strong>ner Ergänzung zu verwischen. In gleicher Weise ist auch<br />

die sonstige <strong>Orgel</strong>technik konzipiert. <strong>Die</strong> neuen nach mo<strong>der</strong>nen orgelbautechnischen Gesichtspunkten<br />

in handwerklich-traditioneller Art hergestellten Schleifwindladen von Hauptwerk und<br />

Positiv haben ihre Aufstellung innerhalb <strong>der</strong> historischen <strong>Orgel</strong>gehäuse wie<strong>der</strong> exakt in <strong>der</strong><br />

ursprünglichen Position, die Ausführung <strong>der</strong> mechanischen Spieltraktur und Doppelregistratur<br />

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